HAMMAGAZIN 1 Stimmen über Hammer Verlags produktion Sabine und Wolfgang Schulte: Entdeckungsreise durch den Naturgarten Verlag Reimann, Hamm 1983, 34 Seiten, mit 20 groß- formatigen Aquarellen sowie zahlreichen Farbzeich- nungen, 19,80 DM Obwohl Autoren und Verlag dieses Anschauungswerk als Kinderbuch herausgebracht haben, gehört es sicherlich in die „Kaufhände" von Erwachse- nen, die es vorlesend in die „Be- trachtungshände" der Kinder legen. Denn die Problematik ei- ner gesunden Umwelt und in- takten Natur wird nur im Ge- spräch verständlich, und auch der Erwachsene wird durch die „Entdeckungsreise" für den Na- turgarten sensibilisiert. Ich habe das Buch meinen Kindern vorgelesen, wobei der Jüngste (4 Jahre alt) großes Vergnügen daran hatte, jedes- mal die kleine Maus im Aquarell zu entdecken und die schönen Bilder auf sich wirken zu lassen. Die Autoren sind Ökologen; Wolfgang Schulte erstellte das ökologische Gutachten für das Landesgartenschaugelände in Hamm — und für selbige Gar- tenschau kam das Buch auf den Markt, um das Konzept einer natürlichen und gesunden Um- welt bereits für die junge Gene- ration anschaulich aufzuzei- gen. Das gelang auf faszinie- rende Weise. Ohne erhobenen Zeigefinger, dennoch zwischen den Zeilen mahnend und auf- klärend, wird auf die sterile Wohnumwelt unserer Städte mit „Kunstrasen" und „Leck- Hecken" hingewiesen. Die Al- 'ernative heißt „Naturgarten", ,e Leben gibt und es auf natür- liche Weise aufrechterhält. Die Entdeckungsreise be- ginnt in den Ur-Urwäldern un- serer Altvorderen, zeigt uns ei- nen kleinen Naturgarten inmit- ten der Großstadt heute, führt uns in eine mit großartigem Le- ben erfüllte Hecke ein, läßt den Betrachter innehalten beim „Baumleben", der Lichtung, dem „Un-Krautteil", der bunten 8 Wiese und dem lebenerfüllten Teich mit Anleitung, wie ein sol- cher auch in der Großstadt an- zulegen sei. Unter fachkundi- ger Aufsicht eines Erwachse- nen können dann Wildkräuter für den eigenen Naturgarten aus der Natur entnommen wer- den (z. B. Löwenzahn, Huflat- tich, Mauerpfeffer, ein Birken- bäumchen) — doch auch Kul- turpflanzen und Früchte, wie Spalierobst, Brombeeren, Him- beeren oder gar echter Wein für den Pflanzenpelz eines Hau- ses. Der Naturgarten wird zu einer Oase für die betonverwüstete Großstadt. Eine Chance zum Überleben inmitten einer kin- derfeindlichen Umwelt. Daß auch die Erwachsenen von der „Entdeckungsreise" profitieren können, darf als Abschluß ge- sagt sein. Dem Verleger und den Autoren sollte es recht ecö. sein Fred Rausch/ Ulrike Sinn Elefantentreff Verlag Reimann, Hamm 1984, 52 Seiten, durchweg farbig illustriert, 19,80 DM Elefanten sind ernste und zu- gleich lustige Tiere. Heute le- ben sie in Indien und Afrika, aber auch in Tiergärten oder beim Zirkus. Und seit etwa ei- nem Jahr lebt ein solcher Ele- fant im westfälischen Hamm. Daß dieser Hammer Elefant ein ganz besonderes Exemplar sei- ner Gattung ist, das erfährt die erstaunte Elefantenwelt, als sie sich aufmacht, um ihrem Art- genossen, „dem größten Ele- fanten der Welt", einen Besuch abzustatten. Fred G. Rausch erzählt in sei- nem Kinderbuch „Elefanten- treff" von dieser wundersamen Begegnung zwischen den größten und merkwürdigsten Jumbos aus aller Welt und alien Zeiten. Die von Ulrike Sinn mit vielen bunten Bildern illustrier- te Fabel ist „eine Geschichte Ober Elefanten nicht nur aus Fleisch und Blut". Der Autor schildert ein Dickhäutertreffen in Europa, bei dem sich der schönste und mächtigste Ele- fant Gadsch Ottama, aus dem Elefantenhimmel kommend, mit einem verzauberten Beton- klotz, dem Riesenelefanten aus Stahl, Beton und Glas, messen will. Denn dieser künstliche Jumbo glaubte, dem weißen Elefanten den Russel reichen zu können. Entstanden ist der Text zu diesem Buch als Libretto für das „Kinderkonzert nicht nur für Kinder", das der WDR-Hör- funk am 2. Juni ausgestrahlt hat. Zum Hintergrund der Ge- schichte ist zu erwähnen, daß die Stadt Hamm zur 1. Landes- gartenschau Nordrhein-West- falens im Maximilianpark eine ehemalige Kohlenwäsche in ei- nen riesigen Elefanten verwan- delt hat. Im Russel der 34 Meter hohen Glas-Stahl-konstruktion ist ein Aufzug untergebracht, der die Besucher zu einer Aus- sichtsplattform und in einen Bambusgarten unter dem Dach führt. Für die ungewöhnliche Umgestaltung des einst un- scheinbaren lndustriegebäu- des ist der Stuttgarter Architekt Horst Rellecke verantwortlich. Rausch, der Pressesprecher der 180000-Einwohner-Stadt Hamm ist, hat dieses architek- tonische Kunstwerk in den Mit- telpunkt seiner Geschichte ge- stellt. Zum Wettstreit zwischen dem König der Elefanten aus Fleisch und Blut, Gadsch Otta- ma, und dem künstlichen Art- genossen kommen die Dick- häuter aus aller Herren Länder nach Europa. Natürlich können die alten Jumbos viele Ge- schichten erzählen, aus längst vergessenen Zeiten, aber oft auf historischen Begebenhei- ten beruhend. Am Ende des Treffens muß der künstliche Elefant einsehen, daß er nicht in den Elefantenhimmel kom- men kann. Denn dort werden nur Grauhäuter mit bewegli- chem Russel eingelassen. Aus- geschmückt ist die Geschichte durch viele bunte Zeichnungen mit lustigen Dickhäutern, die gut mit dem Text harmonieren. Gemalt hat die hübschen Bil- der, die durch die gute Papier- und Druckqualität ihre volle Wirkung entfalten, Ulrike Sinn, die zur Entstehungszeit des Bu- ches als Praktikantin bei der Stadt Hamm beschäftigt war.