Prinz Wilhelm: Ich bin ein Preuße Großer Empfang der „alten, treuen" Stadt Hamm Aus Hamm berichtet der Rheinisch-Westphälische An- zeiger im Juli 1839: den „Se. kön. Hoheit der Prinz Wilhelm trafen am 6. Juli Mor- gens gegen 2 Uhr in der Stadt Hamm ein, und nachdem Höchstderselbe das dort zu- sammengezogene Landwehr- Kavallerie-Regiment gemu- versammelten stert, Militair-und Civilbehörden der Stadt und Umgegend Audienz ertheilt, und einen großen Theil derselben zum Dejeuner (Frühstück) gezogen hatten, setzten Höchstsie Nach mit- tags 2 Uhr bereits die Reise nach Münster fort. Wie immer, hatte die Anwesenheit eines Prinzen des angestammten Herrscherhauses in der alten treuen Hauptstadt der Graf- schaft Mark eine allgemeine Freude verbreitet, und ob- schon von den höheren Behör- den ale Empfangsfeierlichkei- ten verboten worden waren, sprach sich doch der gute Wil- le der Eingesessenen laut aus und verlangte, dem Prinzen die Beweise der Anhänglichkeit an das königl. Haus durch einen festlichen Empfang darzule- gen. Nicht allein einzelne Häu- ser, sondern die ganzen Stra- ßen wurden auf das Festlichste durch die Anwohner ge- schmückt, und tausend Säulen von Laub und Blumen hielten die Kränze, welche, von einem Thore zum andern an beiden Seiten der Straßen ge- schmackvoll angebracht, den schönsten Laubengang bilde- ten. Die Stadt wurde beim Ein- tritt der Dunkelheit glänzend erleuchtet, die Thore waren mit passenden Transparenten versehen, und auch vor der Wohnung des Prinzen wurden einfache herzliche Wünsche für sein Wohl in Transparenten angebracht. Gegenüber der- selben standen große, durch Lampen erleuchtete Säulen und im Hintergrunde eine Py- ramide, den preußischen Adler auf ihrer Spitze. Ein Theil der Bürger, geführt durch den Bürgermeister Bier- mann, ritt dem Prinzen bis an die Gränze des Stadtbezirkes entgegen; in der Stadt selbst erwarteten Höchstdessen An- kunft nur der Regierungs- Chef-Präsident Keßler aus Arnsberg, der Landrat v. Bo- delschwingh und der Ratsherr Domainenrath Mayer, weil der Empfang durch die übrigen Behörden ausdrücklich unter- sagt worden war. Ungeachtet das Eintreffen des Prinzen sich unerwartet verzögerte, blieben doch die hiesigen rüstigen Barger als Mitglieder des Schützenkorps sämtlich verei- nigt und empfingen den An- kommenden mit einem freudi- gen Lebehoch. Kurz darauf brachten sie dem verehrten Königssohne einen glänzen- den Fackelzug, und das Sän- gerchor sang die patriotischen Lieder: ,Heil dir im Sieger- kranz' und ,Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben', so wie ein auf die Ankunft des Prin- zen gedichtetes Festlied, welches die Treue des Marka- ners an das königl. Haus in herzlichen Worten ausdrückte. Eine schöne Hornmusik spiel- te mehrere Märsche und be- gleitete das donnernde Lebe- hoch, welches alle Anwesen- den dem theuern Prinzen aus vollem Herzen darbrachten, mit schmetternden Fanfaren. Wenn auch Se. Kön. Hoheit im ersten Augenblicke durch den festlichen, gegen seinen Be- fehl ihm gewordenen Empfang überrascht wurden, so unter- ließen Höchstdieselben doch nicht, nachdem Höchstsie sich überzeugt hatten, daß ohne Einfluß der Behörden derselbe veranstaltet war, die stete An- hänglichkeit der Bürger von Hamm an das Königl. Haus und ihre auf blutigen Kampf- gefilden bewährte Treue anzu- erkennen, und den Magistrat zu beauftragen, die Gefühle seines Dankes für den herzli- chen Empfang allen Bürgern auszusprechen und ihnen es zu versichern, daß Höchstsie die alte Hauptstadt der Graf- schaft Mark der besonderen Gnade Sr. Majestät des Königs neuerdings empfehlen woll- v.Sch. ten". „...keine Frauens Persohnen" 1 Reichsthaler ohnfehlbarer Strafe — aufzubieten, daß sich dieselbe ohnfehlbar des Morgens um 7 Uhr an Ort und Stelle einfinden, wo ihnen die erfon;lerliche Anweisung ge- geben und zugleich bekandt gemacht wird, daß ein jeder 30 Börden binden müsse. Hamm, den 21sten Februar 1795 (gez.) Jacobi Wegeausbesserung war Sache der Landbewohner Die Ortsvorsteher der Ge- meinden rund um Hamm wur- den früher meist häufiger, als ihnen lieb war, von reitenden Boten aufgesucht. Als Behör- denbedienstete — zeitweilig nannte man sie auch „Amts- reiter" — überbrachten sie Verfügungen amtlichen Cha- rakters. Versteht sich, daß solche Schriftsätze in unge- schminktem Befehlston ge- halten waren! Schließlich leb- te man im Untertanenstaat. Manch derber Fluch dürfte den Zähnen der Landbewoh- ner in Wiescherhöfen und Weetfeld entfleucht sein, als sie im kalten Februar 1795 ausgerechnet zum Börden- binden aufgeboten wurden! Unter „Bördenholz", einem hierzulande gängigen Aus- druck, verstand man Reisig- bündel oder Faschinen, die für eine momentane Ausbes- serung grundloser Wege aus Landwehren oder Holzungen entnommen wurden. Hier der im Original enthaltene Text: „Da wegen der bevorste- henden Ankunft von König!. Truppen in die hiesige Ge- gend der Chausee Weg von der weißen Henne bis nach dem Daberg ohne den ge- ringsten Abstand ( = unver- züglich) geebnet, mit Sand befahren und mit Börden be- leget werden muß, und damit künftigen Dienstag den 24sten fortgefahren werden soll, so wird untenbenannten Vorstehern aufgegeben, zum Hauen des Bördenholzes im Herings Sundern und zu Eb- nung des Weges augenblick- lich die specificirte Anzahl Ar- beiter, mit denen bei jeden dort bemerkten (= zahlenmä- ßig angegebenen) Beilen, Hacken und Schüppen — bey - - Wiescherhöfe: 20 Mann mit Beilen zum Hauen und Binden im Herings Sun- demn Weetfeld: 10 Mann ebenfalls, — wobey zur Nach- richt dienet, daß keine Jun- gens und Frau-ens Persohnen gut getahn werden, sondern lauter Gesunde und starke Man ns Persohnen gestelt werden müssen". Da kann man nur sagen: v.Sch. Gut Holz! 21