DAS LEBEN IST EIN VERSUCH Otmar Alt hat in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag „gefeiert“ – in aller Stille, da größere Veranstaltungen nicht möglich waren. Das Gustav-Lübcke-Museum ehrt den Künstler mit der Ausstellung „Das Leben ist ein Versuch“, die vom 11. Oktober 2020 bis 7. März 2021 gezeigt wird. die Arbeit, sucht malend die Schicksalsschläge wehmütig zu verarbeiten. Er kehrt Berlin den Rücken und versucht ab 1977 in Hamm-Norddinker einen Neu- start. Er erwirbt einen maroden Bauernhof, den er gemeinsam mit Gleichgesinnten renoviert. Die Otmar-Alt-Siftung Die Krönung – und Alts Her- zensangelegenheit – ist die dort 1991 gegründete und 1996 er- öffnete Otmar-Alt-Stiftung, die den Besucherinnen und Besu- chern einen Einklang von Kunst, Architektur und Natur bietet. Neben Gemälden und Grafiken befasst sich der experimentier- freudige Allrounder mit der Angewandten Kunst, entwirft Keramiken, Holzskulpturen, Bronzeplastiken, Glasgrotesken, Kostüme, Bühnenbilder ebenso wie Großplastiken, Springbrun- nen und Verschiedenes mehr. 1991 wird Alt mit dem „Kul- turpreis Deutscher Freimaurer“, 1994 als „Bürger des Ruhrge- bietes“ ausgezeichnet, und 2005 ist er einer der Preisträger des Steiger-Awards. „Umsetzen, was die Kreativität hergibt. Freiset- zen, was die Fantasie ver-stellt, einsetzen für die Kunst einer neuen Generation“ – seine künstlerischen Credos treiben ihn immer wieder an. Jedoch nicht immer ist Alts Laufbahn von Erfolg und Glück gekrönt gewesen: „Die Aufs und Abs ge- hören zu einer Vita dazu. Jeder Tag ist ein neuer Versuch. Wir haben nur eine Chance mit un- serer positiven Einstellung zum Leben“, sagt der große Farb- zauberer und geistsprühende Fabulierer. I DR. DIANA LENZ-WEBER A m 17. Juli 1940 in Werni- gerode im Harz geboren, wächst Otmar Alt in den Wirren des Zweiten Welt- krieges auf. Als er 1951 mit seiner Familie nach Berlin zieht, mau- sert sich die Stadt allmählich wieder zur deutschen Kunst- metropole. Nach seinem bravou- rösen Abschluss als Dekora- tions- und Plakatmaler bei Karstadt, beginnt er ein Studi- um an der Kunstgewerbeschule. Beruflich probiert er einiges aus, gleichwohl wird sein Wunsch, Maler zu werden, immer stärker. Der große Durchbruch Von 1960 bis 1966 studiert Alt an der Hochschule der Bildenden Künste unter anderem als Meis- terschüler bei Prof. Hermann Bachmann und verschreibt sich der damals vorherrschenden Richtung gestischer Abstrakti- on. Mit Mitte Zwanzig hat Alt bereits seine erste große Ein- zelausstellung in der renom- mierten Galerie Katz auf dem Kurfürstendamm. Mit den dort gezeigten farbsatten, puzzle- artigen Bildern, die plötzlich eine ganz eigenständige Hand- schrift erkennen lassen, gelingt ihm der große Durchbruch. Es folgen viele Ausstellungen im In- und Ausland. In den 1970er-Jahren ist das Leben des Malers überschattet durch zwei Todesfälle, den seines kleinen Sohnes Fabian und den seiner ersten Frau Inge. Der Künstler vergräbt sich in 26