HAMMAGAZIN Buchtip des Monats aus der Stadtbücherei Alljährlich im Herbst wird der Deutsche Jugendliteraturpreis vom Bundesministerium für Ju- gend, Familie, Frauen und Ge- sundheit verliehen. Folgende Bücher erhalten in diesem Jahr die Auszeichnung: David McKee: Du hast angefangen! Nein, du! (Sparte Bilderbuch) „Es war einmal ein blauer Kerl, der lebte friedlich an der Westsei- te eines Bergs, wo die Sonne un- tergeht. Und an der Ostseite, wo die Sonne aufgeht, da lebte ein roter Kerl." Mit diesen beiden Sätzen be- ginnt die Bildergeschichte, die sich auf ebenso einprägsame wie vergnügliche Weise zu einer Para- bel über Frieden und Verständi- gung entfaltet. Jedem der Kerle ist der Ausblick auf die Sicht, die der andere hat, durch den Berg ver- sperrt. Ist es nicht konsequent, daß der eine sagt: „Der Tag geht", wenn der andere behauptet: „Die Nacht kommt'? Immerhin gibt es in ihrem Berg ein Loch, durch das sie miteinander reden. Und so ent- wickelt sich aus ihren grundsätz- lich verschiedenen Ansichten über die elementarsten Dinge ein erbitterter Streit. Achim Bröger: Oma und ich. (Sparte Kinderbuch) Als Jutta von der Schule nach Hause kommt, ist Oma nicht wie sonst am Küchenfenster. Sie liegt ganz still da, sieht fremd und bleich aus, hat die Augen ge- schlossen. Jutta ist tief er- schrocken, läuft aus dem Haus, versucht, vor ihren Ängsten zu flie- hen. Den ganzen Nachmittag über traut sie sich nicht zurück, erzählt dem neuen Freund Dirk von ihren Ängsten, erzählt auch von sich und von der Großmutter. Am Ende des Nachmittags wagt Jutta sich wieder zurück. Dirk ist dabei, und die Kinder sehen, daß die Oma lebt. Aus der Begrün- dung der Jury: Das Buch wird sei- ne Leser fesseln, weil es Ruhe ausstrahlt, Kindererfahrungen aufnimmt und konzentriert zurück- spiegelt. Spannung, das kann man hier lernen, hat etwas mit der Erzählweise zu tun und wenig mit der Dramatik der Ereignisse. Inger Edelfeldt: Briefe an die Königin der Nacht. (Sparte Jugendbuch) In diesem Brief- und Tagebuch- roman entwirft die schwedi- sche Autorin das beeindruckende Porträt eines jugendlichen Außen- seiters. Georg Daniel Bratt, der sich für einen begnadeten Maler hält und nebenbei auch noch .Theater spielt, hat sich in die Mit- schülerin Claudia verliebt und schreibt ihr Briefe, die diese in kei- ner Weise erwidert. Inger Edelfeldt hält sich strikt an die Ich-Form. Sie verlangt selbständige Leser, denn sie unterläßt jegliche Kommentie- rungen der dargestellten Erfah- rungen, Urteile und Stimmungen, sie versagt sich jegliche Einmi- schung. Dadurch erreicht sie eine Unmittelbarkeit, eine Dichte in der Konfrontation, mit dem Helden, die Mitleid und Faszination, Kritik und Abstoßung gleichermaßen erzeugt. Denn um eine landläufige Identifikationsfigur handelt es sich bei G. D. Bratt wahrlich nicht! Zu deutlich sind die Selbstwidersprü- che, die Phrasen und Verbohrthei- ten. Dann aber gibt es in seinen Aufzeichnungen verblüffende Ein- sichten und schonungslose Selbstdiagnosen, die dem Tage- buchschreiber das Mitgefühl des Lesers sichern, die den Leser er- kennen lassen, wieviel von all den Brüchen und Verkehrtheiten auch in ihm selbst steckt. Huvnh Quang Nhuong: Mein verlorenes Land. (Sparte Kindersachbuch) Ein vietnamesischer Autor er- zählt vom Land seiner Kindheit. Er ist im Hochland von Vietnam auf- gewachsen, in „einem kleinen Dorf am Rande eines Flusses zwi- schen tiefem Dschungel und ei- ner hohen Bergkette". Diese Kind- heit liegt kaum 40 Jahre zurück, aber die Erzählung vergegenwär- tigt die Erinnerung an eine endgül- tig verlorene Welt. Der Autor hat sein Land verlassen müssen, durch Krieg wurde es zerstört. Charlotte Kerner: Lise, Atomphysikerin (Sparte Jugendsachbuch) Charlotte Kerner erzählt die Le- bensgeschichte von Lise Meitner, einer Persönlichkeit, bei der sich historische Ereignisse mit Proble- men verbinden, die uns heute mehr denn je bedrängen. Lise Meitner, Österreicherin aus groß- bürgerlicher jüdischer Familie, ar- beitet bei Max Planck, und bald darauf beginnt ihre langjährige Zusammenarbeit mit Otto Hahn, die nach gut drei Jahrzehnten zur Entdeckung der Kernspaltung führt. Dies geschieht 1938! Kurz vorher mußte Lise Meitner das be- Kaiser-Wilhelm-Institut rühmte wegen ihrer jüdischen Abstam- mung verlassen. Die Auswahlliste „Deutscher Jugendliteraturpreis" ist in der Stadtbücherei (Kinder- und Ju- gendabteilung) kostenlos erhält- lich. Außerdem sind folgende Ver- zeichnisse in diesem Herbst wie- der neu herausgekommen: „Das Buch der Jugend 87/88" „Von 3 - 8". Ratsfrauen auf dem Vormarsch Nach neuesten Feststellungen des Deutschen Städtetages sind derzeit 44,2 Prozent der insge- samt 21 690 Ratssitze in den Par- lamenten der Städte und Gemein- den mit 20 000 und Mehr Einwoh- nern von Vertretern der CDU/- CSU besetzt. Auf die SPD entfallen 40,4 Prozent, auf parteifreie Wäh- lergruppen und Die Grünen je 5,7 Prozent der Sitze; es folgen die FDP mit 3,3 Prozent und sonstige Ratsmitglieder mit 0,7 Prozent. Die Umfrage des Deutschen Städtetages ergab weiter, daß die Zahl der Ratsfrauen in den ver- gangenen Jahren stetig angestie- gen ist und heute annähernd jeder sechste Ratssitz (das sind 15,5 Prozent der bei den Kommunal- wahlen vergebenen Mandate) von einer Frau eingenommen wird. Vor fünf Jahren waren es erst 12 Prozent, vor 10 Jahren noch deutlich unter 10 Prozent. In den Räten der Großstädte sind die Frauen durchschnittlich sogar mit 20 Prozent vertreten. Den höchsten Anteil weiblicher Ratsmitglieder verzeichnet die Stadt Freiburg i. Br. mit 35 Prozent, gefolgt von München (34 Pro- zent), Göttingen (33 Prozent), Bre- merhaven (31 Prozent) sowie Nurnberg und Karlsruhe (je 30 Prozent). Lediglich in 2 der insge- samt 64 Großstädte bleibt der An- teil der Frauen unter 10 Prozent, nämlich in Koblenz (9 Prozent) und Bottrop (8 Prozent). Im 59 Mit- glieder umfassenden Rat der Stadt Hamm sind acht Damen vertreten. Dies ergibt eine Quote von 13,5 Prozent Mit abnehmender Gemeinde- größe verringert sich auch die Re- präsentanz der Frauen in den Kommunalparlamenten, und zwar auf durchschnittlich 16 Prozent in den Städten mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern und auf 14 Prozent in kleineren Mittelstädten von 20 000 bis 50 000 Einwoh- nern. Aber auch in dieser Größen- klasse gibt es wesentlich über dem Durchschnitt liegende Antei- le von Frauen, wie z. B. in Neu- Isenburg (33 Prozent), Maintal (31 Prozent) und Ganderkesee (30 Prozent). In 10 der 495 Städte und Gemeinden mit 20 000 und mehr Einwohnern gehört dem Rat nur je 1 weibliches Mitglied an; Heins- berg (Rhld.) und Blieskastel (Saar- land) sind die derzeit einzigen Städte, in denen die Männer im Rat unter sich sind. Nach der Parteizugehörigkeit sind die Frauen bei den Grünen mit 29,9 Prozent der kommunalen Mandatsträger am stärksten ver- treten. Von 100 der SPD angehö- renden Ratsmitgliedern sind 17 Frauen, bei den Wählergruppen und der FDP sind es 16, bei der CDU/CSU liegt der Durchschnitt bei 12. Im Deutschen Bundestag hat der Anteil weiblicher Abgeordne- ter erstmals bei der Wahl am 25. Hanuar 1987 die 10-Prozent- Grenze überschritten und erreich- te 15,4 Prozent (80 Frauen). In den Länderparlamenten beträgt der Anteil weiblicher Abgeordneter durchschnittlich 14 Prozent. IHR PARTNER FUR DIE GRÜNE UMWELT FRANZ MAAS • Innenausbau • Schrankwände Gallberger Weg 33 • 4700 Hamm 1 • Tel. (02381) 5 0822 solloliamp BAUMSCHULEN UND LANDSCHAFTSGESTALTUNG Am Raab-Karcher Baustoffzentrum Hennecke • Tel. 0 23 85/86 62