Der Mißbrauch von Sucht- mitteln aller Art hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer besorgniserregenden Zeiter- scheinung entwickelt. „Ein Phänomen, das Ausdruck der Krise unserer Zeit und glei- chermaßen Anklage der Ju- gend darstellt", äußerte seiner- zeit warnend der Leitende Lan- desmedizinald irektor des Westf. Institutes für Jugend- psychiatrie und Sozialpädago- gik in Hamm, Dr. Hünnekens — respektvoll auch Drogen- papst genannt. Bereits früh er- kannte er die Problematik und appelierte eindringlich an die Bevölkerung: „Nehmen Sie die Dinge ernst! Wenn wir nicht helfen und unsere Gesell- schaft das Problem nicht be- greifen lernt, sterben uns die Jugendlichen buchstäblich in der Gosse". Er sollte leider recht behalten. Nach verbalen Aufständen einer aufbegehrenden, prote- stierenden Jugend Mitte der 60er Jahre tauchten die neuar- tigen, gefährlichen Rausch- mittel auf, die von Jugendli- chen zur vermeintlichen Be- wältigung einer inneren Not und Bedrängnis teilweise ex- zessiv konsumiert wurden. Die sogenannte Drogenwelle er- faßte rücksichtslos auch unse- ren heimischen Raum, so daß sich eine lnitiativgruppe Ham- mer Bürger beruflich und pri- vat einer Auseinandersetzung nicht mehr entziehen konnte. Sie schlossen sich 1970 zu ein- nem Arbeitskreis für Jugend- hilfe zusammen und gründe- ten einen Verein zur Hilfe Ju- gendlicher, vor allem drogen- gefährdeter Jugendlicher. Aus dieser Initiative einer Verantwortungsbewußten Minderheit erwuchs inzwi- schen eine Institution mit fünf hauptamtlichen und mehreren nebenamtlichen Mitarbeitern. Der Arbeitskreis Jugendhilfe ist ein gemeinnütziger Verein geworden, der die Beratung, Vermittlung und Reintegration von Drogenabhängigen so- wohl im ambulanten als auch im stationären Bereich zum Ziel hat. Er ist konzeptionell mit dem Rehabilitationszen- trum in Hamm-Heessen und dem Westf. Institut fürJugend- psychiatrie und Heilpädago- gik in Hamm, hier vorallem der (Drogen-) Station 8, eng ver- bunden und Ober die Grenzen der Stadt Hamm hinaus als Drogenberatungsstelle im Verbundsystem des „Hammer Modells" bundesweit bekannt. Kooperation mit dem Jugend- amt der Stadt Hamm erfolg- reich durchgeführt und insbe- sondere bei Schülern, Eltern und Multiplikatoren immer wieder positive Resonanz er- fährt. Es würde zu weit führen, weitere Einsatzbereiche des breitgesteckten Rahmens an dieser Stelle zu erläutern. Paul Katz hat im Laufe sei- nes engagierten Wirkens als Leiter der Beratungsstelle und als ständiger Ansprechpartner seiner Klienten gegen auftre- tende Schwierigkeiten mit all seiner persönlichen Kraft stets erfolgreich angekämpft. Das gilt auch für die gegenwärtige Situation, in der er in zahlrei- chen Gesprächen und Ver- handlungen darum ringt, we- nigstens ein freies Bett in den Hammer Krankenhäusern für die Entgiftung der Klienten zu seiner Disposition und ständi- gen Verfügung zugesichert zu bekommen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die der Hammer Kommunalpolitiker und Sozialwissenschaftler Dr. Gernert im März dieses Jahres ebenfalls öffentlich forderte. Zu hoffen bleibt, daß Paul Katz sowie sein haupt- und eh- renamtliches Team die not- wendige Unterstützung aus der Bevölkerung und von insti- tutioneller Seite erfährt, wie auch Bürgermeister Graef 1976 in einem Interview fest- stellte: „Zu viele unserer Mit- bürger ziehen sich in ihre ver- meintlich heile Welt zurück und kümmern sich nicht um andere" (Zitat Westfälischer Anzeiger vom 14.6.1977). Paul Katz untermauert diese Fest- stellung, und ein wenig Verbit- terung schwingt in seinen Worten mit: „Jeder Drogenab- hängige wird bei uns meistens als volkswirtschaftlicher Schädling, als Kostenfaktor angesehen denn als Kranker, dem geholfen werden muß. Wann wachen wir endlich auf?" Detlev Rigol Paul Katz, am 30. Juni 1950 geboren, graduierter Sozialar- beiter mit methodischer Zu- satzausbildung, absolvierte 1973 das Studium für Sozial- wesen, Fachbereich Sozialar- beit, an der Fachhochschule Münster und 1975 ein Zusatz- studium an der Akademie für Jugendfragen in Münster. In- tensive praktische Erfahrun- gen in der Arbeit m it Jugendli- chen und in der Suchtberatung eignete er sich als Jugendbe- rater des Caritasverbandes Borghorst an. Hier in Hamm übernahm er am 1. April 1977 zunächst die Leitung und Ge- schäftsführung des Gesamt- vereines, der Beratungsstelle und des Reha-Heimes. Es stell- te sich doch bald heraus, daß durch die räumliche und zu- schußmäßige Trennung bei- der Einrichtungen eine solche Form der Geschäftsführung mit einem Finanzvolumen von über 200000 DM weniger ef- fektiv war. Hinzu kamen die qualitativ und quantitativ stei- genden fachlichen Ansprüche, so daß im Interesse beider Ein- richtungen eine Trennung auch im Bereich der Ge- schäftsführung vorgenom- men wurde. Somit konnte sich Paul Katz voll und ganz seinem eigentli- chen Arbeitsfeld „hart an der Front" widmen. Das bedeute- te, daß zusammen mit seinen Mitarbeitern 1978 nicht weni- ger als 200 drogenabhängige und -gefährdete Jugendliche intensiv betreut wurden. Doch neben der Intensivbetreuung Jugendlicher im ambulanten und stationären Bereich hat es sich Katz mit seinem Team u.a. zur Aufgabe gemacht, inhaf- tierte Abhängige in der Justiz- vollzugsanstalt in Hamm und Umgebung zu betreuen und ständig die Situation in der „Scene" sowie in typischen Jugendtreffs „hautnah" im Au- ge zu halten, um somit auch ein gutes Stück „Streetwory" zu leisten. Einen breiten Raum im kon- zeptionellen Gefüge seiner Ar- beit nimmt der immer mehr an Bedeutung gewinnenden pro- phylaktische Bereich ein. Hier verfolgt Katz die sogenannte realitätsbezogene Prophy- laxe, die nicht von irgendwel- chen Abschreckungsgedan- ken geprägt ist, sondern inten- sivste sachliche Auseinander- setzung mit der Person, der Gesellschaft und der Droge beinhaltet. Eine Form der Prävention, die teilweise in Paul Katz ein Sozial- arbeiter hart an der Front Ein von der Bundes - und Lan- desregierung anerkanntes Modell, das vom Deutschen Roten Kreuz, dem Land- Westfalen- schaftsverband Lippe und nicht zuletzt von der Stadt Hamm wirksam unter- stützt wird. Insbesondere die Stadt Hamm half im Jahre 1978 mit erhöhten Zuschüssen aus, als der Beratungsstelle auf Grund gestrichener Bundes- mittel der finanzielle Ruin drohte. Neben der geleisteten Pio- nierarbeit von Dr. Hünnekens als Vorsitzender des Vereins und weiteren Mitgliedern, hat sich insbesondere in den letzten zwei Jahren Paul Katz, Leiter der Beratungsstelle, um das Fortbestehen seiner Ein- richtung verdient gemacht und das uneingeschränkte Ver- trauen des Vorstandes, seiner Mitarbeiter und der Vielzahl seiner ratsuchenden und zu betreuenden Klienten gewon- nen. 15