XVIII. Fortsetzung Am Nachmittage kamen die Brautleute mit Ursula und ihrem Bruder zusammen, und nach- dem nochmals alles verhandelt war, begab sich Sigurd zum Grafen, um endgültig die An- nahme des herrlichen Gesche- hens zu erklären. Für die Hoch- zeit hatte das Paar einen der er- sten Maientage in Aussicht ge- nommen. und Da die Gebäude des Heidho- fes unbewohnt waren, konnte sofort mit der Einrichtung des neuen Haushaltes begonnen werden. Der Graf hatte Hand- werker in genügender Anzahl zur Verfügung. Aus dem Her- renhause wurde bald ein Schmuckkasten, und die Wirt- schaftsgebäude erstrahlten in neuem Glanze. Der Feuersge- fahr wegen wurden die bisher beliebten Strohdächer abge- schafft und die Gebäude mit Schiefer gebrannten Schindeln gedeckt. Auch sorg- te der Graf für die Anfertigung einiger Zimmerausstattungen, die im Dorfe dauerhaft aus Ei- chenholz hergestellt wurden und ein Ansehen hatten, das an die Ewigkeit erinnerte. Auf An- nas Bitte sollten die Tante und Gottjohann ihren Wohnsitz auf dem Lichtberge behalten, um dort die Wirtschaft unabhängig weiter zu betreiben. Der selbst- lose Gottjohann war mit allem einverstanden. Die Hauptsache war für ihn der wiederherge- stellte Frieden und die Freude, die aus den Augen seiner Her- rin leuchtete. So kam der Mai und mit ihm der Hochzeitstag heran. Ein zei- • Der treue Bote von Oftrvennemar. Fine erzablung aus alten Tagen bar Burg !nark 6.org Wilhelm Vogel. Pr Ow. • • • ta• ol. Mormim Gaters,0,1 I 909. tig eingetretener Frühling hatte bereits die Knospen der Bäume und Sträucher aufgebrochen, und die Natur prangte in ju- gendlicher Schöne. Fleißige Frauenhände waren unter Ur- sulas Anleitung beschäftigt ge- wesen, die kleine Marker Pfarr- kirche in einen Garten zu ver- wandeln. Im Schloßhofe wur- den bekränzte Wagen und Pferde zur Verfügung gestellt, um das Brautpaar und die Gä- ste zur Kirche zu bringen. Um 12 Uhr begab sich ein Wagen zum Lichtberge zur Aufnahme der Braut und deren Tante. Vor der Burg nahm auch der Bräuti- gam darin Platz. Im zweiten Wa- gen saßen der Graf und der Ka- plan nebst Schwester, und ihm folgte die lange Reihe der übri- gen Gespanne. Als die Braut an Sigurds Seite den Friedhof be- trat, fiel ihr Auge auf des Vaters Grab, und der Wunsch entrang sich ihrer Seele: „Ach, könntest du doch mit ganzem Herzen an unserem Glücke teilnehmen!" Die Trauung wußte der alte Pfarrer zu einer ergreifenden Feier zu gestalten, und als die Tante, der Graf, der Kaplan, die Freundinnen und die näheren Verwandten Annas zur Gratula- tion nahten, sah man nur ver- weinte Augen. Das Festmahl war auf Anord- nung des Grafen im Burghofe und den angrenzenden Räu- men hergerichtet. Es herrschte dort eitel Freude. Der Kaplan hielt eine erbauliche Anspra- che, und der Graf überreichte dem jungen Ehemanne die Ur- kunde über den Besitz des Heidhofes. Das Hochzeitspaar verließ um 10 Uhr die Versamm- lung, ebenso der Graf und die älteren Herrschaften. Die junge Welt dagegen vergnügte sich noch bis in die Morgenstunden und pries den freundlichen und freigebigen Wirt. Das Sig urd'sche Ehepaar hatte sich auf dem Heidhofe bald eingelebt. Es schien, als wäre bei dem jungen Manne der kriegerische Abschnitt sei- nes Lebens in Vergessenheit geraten. Er fühlte sich wohl als Bauer und bedauerte nur, daß ihm sein krankes Bein so viel Beschwerden verursachte. Aber je länger er sich der ge- sunden Land- und Gartenarbeit hingab, desto mehr erstarkte sein ganzer Körper und mit ihm der Fuß. Nach zwei Jahren konnte er ihn fast ungehindert wieder gebrauchen, und es schien, als ob die Wunde voll- ständig ausheilen wolle. Anna war im Laufe der Zeit die glückliche Mutter eines prächtigen Sohnes geworden, der nach seinem Vater wieder Sigurd genannt wurde und bei seinen Spielkameraden bald „Jungsigurd" hieß. Das Kind machte seinen Eltern unendli- che Freude, und als es herange- wachsen war und anfing zu be- greifen, wurde sein Vater nicht müde, ihm Kriegsgeschichten zu erzählen. Lieber hörte es Tiermärchen, die von der Mut- ter so kindlich vorgetragen wur- den; wie es sich denn Ober- haupt mehr zu seiner Mutter hingezogen fühlte, als zu sei- nem Vater. Das verdroß diesen, und er behauptete oft, der Jun- ge schlüge aus der Art. Als nun Jungsigurd nach zwei Jahren ein Schwesterlein, Veronika, erhielt, wandte sich dieser vorerst das Interesse des Vaters zu. Sie war ein zartes, rei- zendes Mädchen mit großen, dunklen Augen, die es dem Va- ter mehr, als der Mutter ähnlich machten. Niemand freute sich so sehr über die Kleinen, als Ka- plan Paulus. „Nun bekomme ich doch wieder etwas zu erzie- hen," sprach er einst in fröhli- cher Begeisterung. „An euch Alten ist nichts mehr zu verbes- sern, aber aus den Jungen hof- fe ich Menschen nach meinen Idealen zu bilden!" Der kleine Sigurd wanderte schon oft mit ihm zur Burg, und Tante Ursula mußte ihm dann etwas auf der Laute vorspielen. Auch er selbst versuchte sich gern dar- auf, aber die Saiten waren da- mals noch sehr teuer, und er hatte schon mehr als eine durchgeklimpert. Fortsetzung folgt Über 50 Jahre HOTEL RESTAURANT CAFE BREUER Ostenallee 95 (gegenüber dem Kurpark) Ruf (02381) 84001 Familienfeiern — Tagungen und sonstige Festlichkeiten bis 40 Personen • Elektroinstallation in Neu- und Altbauten • Waschautomaten, Verkauf und Kundendienst • Verkauf u. Kundendienst v. Kaffeemaschinen u. GroBküchenanlagen ELEKTRO SCHMI TZ 4700 Hamm 3, Carl-Zeiss-Str. 4, Tel. 4 09 99 N TDI EN ST Heizung Elekt ro Sanit är • • • 1 1 4 2 8 0 8 5 RI NSCHE HAUSTECHNIK 14 EINRICHTUNGSHAUS tLITZ 4700 Hamm, Bahnhofstr. 14-16 Postfach 264 Tel. 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