information Kalestrat Drapogus vor der Hinweis- tafel am „Russenlager“ Fotos: Dr. W. Schriek Oberbürgermeister Thomas Hunsteger- Petermann überreichte u.a. ein Hammer Stadtwappen. Foto: I. Drees schoben mir deutsche Arbeiter, die Mitleid mit mir hatten, manchmal ein Butterbrot zu. Ab und zu arbeitete ich während meiner Freizeit in der Küche; dann bekam ich oft einen zusätzlichen Teller Suppe oder auch ein Stück Brot, das ich aber heimlich an die Männer weiterreichte; die mussten mehr arbei- ten und bekamen viel zu wenig zu essen.“ Balanda, eine dünne Suppe mit wenigen Kohlblättern, manchmal auch Spinat und Steckrüben, 250 Gramm Brot, etwas Kaffee ohne Milch und Zucker, bisweilen Margarine: das war ihre tägliche Ration, die für die Zehn- stundenschicht reichen musste. Sie erzählt aus ihrem bewegten Leben, ist ohne Verbitterung, Groll und Hass und hadert nicht mit ihrem schweren Schicksal. Vergessen habe sie nichts, sagt sie, aber vergeben habe sie allen. „Böse und gute Menschen gibt es überall. Kollektivschuld gibt es nicht. Ich habe die Deutschen nie als Volk gehasst, sondern nur die, die mich schlecht und unmenschlich behandelt haben. Das waren später auch Russen.“ Sorgfältig vorbereiteten Achtkläss- lern der Konrad-Adenauer-Realschule in Rhynern berichtet Antonina Iwan- owna, wie sie nach ihrer Rückkehr 1945 in die ukrainische Sowjetrepublik als „Kollaborateurin“ abgestempelt wurde und in ihrem angestrebten Beruf als Lehrerin nicht arbeiten durf- te. „Man sagte mir, Verräter dürften unsere Kinder nicht unterrichten“, 22 (76) vor Zwölftklässlerln eines Geschichts-Leistungskurses am Hammonense-Gymnasium. Mit wachem Interesse betrachten die fünf ukrainischen Gäste die sehenswerte Ausstellung „Zwangs- arbeit in Hamm 1939-1945“ im Gustav-Lübcke-Museum, in deren Mittelpunkt die Dokumentation von 24 exemplarischen Einzelschicksalen steht. Die Ausstellung macht die Betrachter betroffen. Mehr Erinne- rungen werden wach auf dem Das- becker Friedhof mit dem Mahnmal und den Russengräbern, und auf dem Gelände des verwilderten ehemaligen „Russenlagers“ in Heessen, wo nur noch eine graffitibesprühte Hinweis- tafel an eine düstere Vergangenheit erinnert und über das der Hammer Schriftsteller Heinz Weischer so beein- druckend geschrieben hat. Nach fünf Tagen Aufenthalt in Hamm und zahlreichen Begegnungen sind die ukrainischen Gäste sichtlich erschöpft, aber auch angerührt. Mit einfachen, aber treffenden Worten ver- abschiedet sich Wladyslaw Petunin: „Zwischen dem Empfang von 1942 und dem von 2003 liegt ein Unter- schied wie Himmel und Erde.“ Bewe- gend und ehrlich sind auch die Worte der Ältesten, Antonina Bakurowa, in einem Gästebuch: „Von Herzen bin ich dankbar für Ihre Gasfreundschaft, für Ihren Respekt uns Ukrainern gegenü- ber, für Ihre Fürsorge und Aufmerk- samkeit. Danke.“ Dr. Wolfgang Schriek erzählt sie lakonisch und fügt hinzu, dass sie daraufhin 40 Jahre in einem Lebensmittelbetrieb gearbeitet habe. „Ich hatte noch Glück und bin nach dem Krieg nicht nach Sibirien, in den GULag, deportiert worden. Heute bekomme ich umgerechnet 35 Euro Rente, von der ich nicht leben und nicht sterben kann“, antwortet sie auf die Frage einer Schülerin. „Doch ich habe in meinem Leben lernen müssen mich einzuschränken, aber meine Kinder und Enkel, die haben es heute sehr schwer, die bewältigen kaum ihren Alltag. Die Not ist groß.“ Ähnliche bewegende Erlebnisse schildern Anatolij Switajlo (76), Kalestrat Drapogus (79) und Wladislaw Petunin Wladislaw Petunin vor den Förder- türmen von „Radbod“ Drapogus am Eingang zu „Heinrich Robert“