I st der Soldatenstand drückend für die Unterthanen? Ham m er Gym nasialdi rektor verteidigte 1796 die Preußische Verfassung Ein aus zwei Teilen best ehen- des Buch „ Frankreichs Revo- lut ion ist warnend und lehrreich für alle Nat ionen" veröffent - licht e Gym nasialdirekt or Bern- hard Maurit z Snethlage, Ham m , im Jahre 1796. I m zw eit en Teil heißt es auf den Seit en 44- 46: „ Aber, sagt m an, der Solda- t en- St and ist doch im Preußi- schen sehr drückend für die Unt ert hanen. — I m Auslande m acht m an sich freilich davon eine fürcht erliche I dee; indem m an glaubt , ein j eder würde ohne Unt erschied und blos nach Willkühr gleich zum Soldat en gem acht . Dies ist nicht nur grundfalsch, sondern m an darf auch nur die Sache von der rech- t en Seit e ansehen, so m uß m an finden, daß er auch gar nicht drückend ist . Einm al erfordert unser St aat durchaus die Unt er- halt ung einer großen Arm ee. Ohne selbige würden wir bald der unendlich großen Vort heile, welche ich soeben angeführt habe, verlustig gehen, und unser St aat ein Raub habsücht iger Nachbarn werden. Aber auch die Ar t und Weise, wie die Soldat en ausge- hoben werden, ist so schonend, und geschiehet m it so vieler Vor sicht , daß es gar nicht dr ückend ist . Denn ist ein j unger Mensch unent behrlich für seine Fam ilie, oder für die Colonie, w or auf er w ohnt , oder w idm et er sich sonst dem gelehrt en oder einem an- deren Fache, dem Handel oder den Fabriken, so darf er nicht ausgehoben werden. Sind m eh- rere Söhne da, nun freilich so m uß einer, oder auch m ehrere davon dienen; aber dies ist gar nicht drückend; denn da wenig- st ens die Hälft e unserer Arm ee aus Ausländern best ehet , so braucht der Einländer höchst ens 30 j ährlich 2 Monat he in Garni- son zu seyn; die übrigen 10 Monat he gehet er nach Hause, und t reibt , was er will. Hier ist also nicht der geringst e Druck. Freilich m üssen sie in Krieges- Zeit en das Vat erland vert hei- digen; aber das m üssen doch auch die Unt ert hanen in j edem Lande, wenn sie ihre Recht e behaupt en wollen. I m Preus- sischen haben wir aber den großen Vort heil, daß es gerade die ent behrlichst en Leut e sind, und also bei not hw endigen Kriegen keine weit eren St ö- rungen und Zerrüt t ungen in den Fam ilien verursacht werden. Hierzu kom m t noch, daß m an- cher Taugenicht s oder Müßig- gänger dur ch die st r enge Manneszucht und Ordnung, w elche in diesem St ande herrscht , zum vernünft igen Menschen gebildet , und brauch- bar für den St aat gem acht wird. Die Vort heile, welche unser st ehendes Heer hat , überwiegen daher weit m anche Unbequem - lichkeit en, die es freilich für dieses oder j enes I ndividuum haben m ag. Aber wo ist eine Verfassung, wo ist ein m ensch- liches Werk, das nicht seine Unvollkom m enheit hät t e. — Ueberhaupt , wer die Preus- sische Verfassung t adelt , der kennet sie nicht , oder er ist ein Unzufriedener, dem auch das Best e nicht r echt ist . Jeder unpart heiisch gut denken- de Mann, der die großen Vor- t heile der Preußischen Ver- fassung, ihre innere Einricht ung m it den vielen Mängeln und Gebrechen anderer Länder ver gleicht , der m uß m it Ent husias- m us für sein Vat erland und die Regierung eingenom m en seyn, worunt er er so glücklich und ruhig lebt ". Snet hlage schrieb dies sieben Jahre nach Ausbruch der fran- zösischen Revolut ion. v.Sch. Die Anekdote: Jupp und Lutz Eine Erscheinung aus dem St am m der Ham m er Biirgerwelt war, bis in unsere Tage hinein, Schuhm acherm eister Jupp Schm ale von der Widum st raße. Wenn andere Leut e vor dem Fernseher hockt en, pflanzt e er sich behäbig vor die Haust ür seines windschiefen Alt st adt - häuschens, eine weit hin sicht - bare Standesperson, am liebsten ein w enig seit lich der Tür hinüber, wo die Eylert st rafle einm ündet . Er t at dies auch dann noch, als die W idum straße längst zur Haupt schneise des rollenden Verkehrs geworden war. Zwar best and Jupp nicht aus Erz wie das Falk- Denk- m al an der Ost enallee. Doch sein kühner Gesichtserker, blaue Jacke und Schirm m üt ze wie auch die unbewegt e Miene, die et waige Gem üt sbewegungen verbarg, prägt en sich ungezähl- t en Vorüberrollenden unaus- löschlich ein. Von seinen Lebensgewohn- heit en ließ er nicht ab. Mit eigenen Augen wollt e er sehen, w ie „ das Wer ks" in seiner reichlich verändert en Vat erst adt denn so liefe, Den Bauam t s- beauft ragt en hat t e er wissen lassen, Alt st adt sanierung, — dam it habe er nicht s zu t un. Es st ehe den Herren frei, ab- zureißen, was ihnen beliebe, — er werde wohnen bleiben bis zu j enem Tage, da er sich die Ra- dieschen von unten besähe. Mit geheim nisvoll flüst ernder St im m e erzählt e eines Tages Lut z Let haus, Bewohner des „ Knusperhäuschens" am Ost en- wall: „ Wißt I hr das denn schon? Der Jupp Schm ale m uß 5000 Mark an die St adt zahlen! ! ! " Allgem eine Verblüffung. War das die Menschenm öglichkeit ?" 5000 Mark? Der Jupp? Warum das denn?" — „ Wegen dem Bürgerst eig, das ist doch klar! Den hat er doch an seiner Ecke ganz und gar abgesenkt durch sein ewiges Dast ehn! " Tat sache war, daß die in die Eylert st ralge einschwenkenden Aut os Jupps Bordst ein und Gehweg regelrecht abgewet zt hat t en. Erst beim Verlegen neuer Versorgungsleitungen wur- de der alien St adt t eilbewohnern bekannt e Fehler beseit igt . Der erfindungsreiche „ Lügen- Lut z" hat t e also wieder einm al nur halb gelogen und, wie im m er, die Lacher auf seiner Seit e. v.Sch.