Minsterland für Wanderer und Autofahrer Wer um Tips aus dem Munster- land für Wanderer und Autofahrer verlegen ist, braucht nur beim Verkehrsverein einen Prospekt zu verlangen. Das zwölfseitige Heft gibt gute Ratschläge für ein Dutzend Spaziergänge in Mun- ster, für Wanderungen von End- station zu Endstation von Stadt- buslinien, für Rundwanderun- gen, für Pättkesfahrten, die man mit dem „Stahlroß" ins Munster- land unternehmen kann, und schließlich für Autotouren zu Mün- sterländerZielen. Kurz und knapp ist alles skizziert, auch die Kilo- meterangaben für die Routen sind nicht vergessen. Intensiv wird auf alles hingewiesen, was am Wege zu sehen ist. Mit dem Fahrrad durch Holland Nach Holland mit vier, durch Holland mit zwei Rädern: so lautet das Motto der Provinzialen Verkehrsvereine im benachbar- ten Gelderland und Overijssel. Radeltouren werden dieses Jahr groß herausgestellt. An vielen leicht erreichbaren Punkten steht ein echtes holländisches „Fiets" bereit. Sogar Tandems kann man mieten. Obendrein bieten die holländischen Organisationen sieben herrliche Radelarrange- ments an. Die Preise liegen zwi- schen 99 Gulden für ein Wochen- ende und 335 Gulden für acht Ferientage auf dem Drahtesel. DB: Stücktarif für Reisegepäck Im Bereich der Deutschen Bun- desbahn und im Verkehr mit den Nichtbundesbahneigenen Eisen- bahnen ist für Reisegepäck der Stücktarif eingeführt worden. Die wesentliche Änderung gegenüber dem bisherigen Verfahren be- steht darin, daß nun für al le Reise- gepäcksendungen nicht mehr nach Gewicht und Entfernung un- terschieden wird, sondern nur noch ein Einheitspreis (Stuck- preis) von 5 DM je Gepäckstück bis zum Gewicht von 30 kg be- rechnet wird. Die bisherigen Ge- päckscheine wurden durch Ge- päckkarten ersetzt. WOCHEN END Ilsemarie von Scheven Mäckingerbachtal - noch nie gehört? Den Zielen, die sich von Hamm aus in einer guten Autostunde erreichen lassen, hat sich seit zwei Jahren ein weiteres lohnen- des zugesellt: das Mäckinger- bachtal bei Hagen. Zwar wohnen dort keine Meckis oder Mainzel- männchen, wie ein kleiner Aus- flügler vermutete. Aber sogar dem jüngsten Familiensproß hat die Reise gefallen. Was es an Ort und Stelle zu sehen gibt, ist mit der Bezeichnung „Techni- sches Museum", — korrekt „Frei- lichtmuseum technischer Kultur- denkmale" — nur sehr allgemein umschrieben. Lassen Sie sich im übrigen nicht täuschen: Das erste, mit einer Windmühle gekennzeichne- te Hinweisschild liegt weit vor dem eigentlichen Ziel. Man findet es, von der Autobahnabfahrt Ha- gen-Süd kommend, auf der Strek- ke Richtung Eilpe. Nach einer Slalomstrecke an Hagens Vor- orten entlang erreicht man den von bewaldeten Höhenzügen ein- gerahmten Parkplatz unterhalb einer Bergnase, auf der die an- gekündigte Turmwindmühle Ihre Flügel reckt. Für Wißbegierige: Die letzte Hammer Windmühle stand vor hundert Jahren noch in der Westenfeldmark! Unter lauschigem Grün steigt man langsam zum Eingangstor hinan. Im Weiterschreiten erweist sich das Mäckingerbachtal als ideal gewählter Standort für Häu- sergruppen, die in vielfältiger Auftreppung und immer anders- artigen Perspektiven in die Land- schaft gebettet sind. Fachwerk- Katen, Bruchsteinfassaden sind zu sehen; Ziegelbauten, aber auch hochragende bürgerstolze Giebelhäuser und das „Vorster- Haus" im Rokokostil beleben die Szene. Es empfiehlt sich, der Lockung zum Eintreten vorerst zu widerstehen und die Besich- tigung beim letzten Hause hoch oben zu beginnen. Der Vorteil: Man hat, in würziger Waldluft und Stille, für Kondition und Nerven schon etwas getan. Eine Seilmacherei von innen: Der 76 Meter lange dämmrige Schuppen, in dem Taue für Segel- schiffe hergestellt wurden, führt den Namen „Reeperbahn" (Reep = Sei I). Nicht nachts um halb eins, sondern in emsiger Tagesarbeit wurden hier „Seile geschlagen". Interessant: Eines unserer äl- testen Hammer Bürgergeschlech- ter führt seinen Familiennamen auf diesen Beruf zurück. Die „Stricker", als sie in Hamm auf- traten, waren noch Seiler. Meister Johann Stricker lieferte 1578, 1589 und 1598 Glockenseile für die Pauluskirche, Andreas Strik- ker wird als „Reepschläger" gleichfalls vor 1700 erwähnt. Wer hätte das gedacht? Sensenhämmer, Tabakfabriken und vieles andere mehr präsen- tieren sich originalgetreu in letz- ten erhaltenen und hierher ver- pflanzten Exemplaren. Wer weiß schon, daß es in Hamm auf der West- und Oststraße vor 1770 je einen „Tabakspinner" gab? Sie hießen Jockenack und Pleuger. Angesichts eines hölzernen Schiebers, mit dem die Bäcker ihre Brote in den Ofen schoben, erinnert sich ein Hammer Be- sucher: „Mit dem Dingen ver- haute früher ein Bäcker bei uns nebenan seine Blagen l" Alles lacht. Eine französische Schüler- gruppe vor uns schaut fragend auf ihren dolmetschenden Lehrer. „Blagen" — was ist das? Und „verhaute... ?" Höflich erkun- digt er sich, wir erklären hoch- deutsch, er begreift blitzschnell, und seine Jungen lachen mit. Thema Mühlen: Auf dem Me- rianstich von Hamm ist eine Lippemühle zu sehen. Später hatten wir deren mehrere. Was- serkraft wurde auch noch vom Stammvater unserer Drahtindu- strie benötigt, der auf einem alten Mühlengelände am Nordentor be- gann und den erst die Dampfkraft von diesem Standort unabhängig machte. Drahtzieherei aus der Frühindustrialisierungszeit kann man ebenfalls in Hagen studieren. Vertreten sind ferner die Berufe der Feilenhauer und der Eisen- gießer. Wer Energiezufuhr per Muskelkraft am eigenen Leibe ausprobieren will, darf einen Bla- sebalg in Tätigkeit setzen. Sein Leder erinnert uns an die Loh- gerber, die in Hamm reiche und angesehene Leute waren. Ihr Handwerk muß in Hagen noch angesiedelt werden, — es steht auf dem Ausbauprogramm. Alles in allem: Sehr lohnend, dies Mäckingerbachtal. Das Mu- seum isttäglich bis 17Uhrgeöffnet. 21