Magazin Juli 97 6 Kunst-Diinger Theater und Rhytmus Das Sommerprogramm 1997 steht in vielfältiger Weise ganz im Zeichen des Theaters. Es gibt ein Kindermusical als Beitrag zum „Otmar-Alt-Jahr", eine spek- takuläre Platzinszenierung mit Musik und Großobjekten von und mit dem Theater- labor Bielefeld, die Tragödie des Hamlet in nur knapp fünfzig Minuten (!!), I mpro- visationstheater, bei dem Sie als Zu- schauer ganz besonders gefragt sind, Co- medy und Slapstick, bei denen kein Auge trocken bleibt! Die Freunde afrikanischer Rhythmen kommen auch auf ihre Kosten: beim Auf- takt mit der Gruppe „Argile" und einer farbenprächtigen Stelzenparade mit dem Ensemble „Amlima': Langjährige Kunst-Dünger-Fans aufge- paßt! Sämtliche Veranstaltungen finden in diesem Jahr an einem Mittwoch statt und wir sind wieder ausschließlich auf dem Marktplatz vor der Pauluskirche zu finden! I hr Kultur- und Fremdenverkehrsamt Argile & African Heat Mittwoch, 2. Juli, 20.00 Uhr „Musique sans frontieres" - Musik ohne Grenzen VVorldmusic zwischen Afro'-Jazz- Funk - Highlife. Argile ist eine der führenden, internatio- nal besetzten Musikgruppen im Bereich VVorldmusic. Die eigens komponierten Stücke spiegeln die kulturelle I dentität der beteiligten Musiker wieder. Argile be- nutzt moderne elektrische als auch tradi- tionelle I nstrumente wie Talking Drum, Djembe, Dundun, Timbales. Alle Musiker sind Meister auf ihren I nstrumenten und in ihren Musik - Sprachen und spielten in Bands wie Susu Bilibi, Masala, Jamenco's World of Percussion. Und daß ihre an- spruchsvolle Musikmischung auch noch tanzbar ist - läßt sich gleich zum Auftakt des diesjährigen Kunst-Düngers erleben. Barry Sangare (Mali), Vocals, Djembe, congas Dieter Weberpals (BRD), Flöte, African Flute, Kalimba, Percussion Char- les Blachledge (USA), Drums, Timbales, Tablas, Djembe Fidelia King (Ghana), Vo- cals, Keyboards, Percussion Stefan Her- genröder (BRD), Bass, Dundun. Theater Narattak Mittwoch, 9. Juli, 20.00 Uhr, Hamlet (Shakespeare) Liebe, I rrsinn, Mord und Totschlag! Höchst anschaulich und unterhaltend ge- währt Narrattak einen Blick hinter die Kulissen des dänischen Königshauses, in dem Machthunger, Mord und Totschlag, Liebe und die Suche nach der Wahrheit in so vielfältig verwirrender Art herr- schen, daß kein Betrachter ungerührt bleibt. Mit variantenreichem Spiel, rasan- ten Bilderfolgen und überraschenden Szenenwechseln entwerfen vier Schau- spieler in zwölf Rollen die tragische At- mosphäre mit großem Gespür für komi- sche Momente. Ernsthaft und ulkig bedient sich das Theater Narrattak unter der Regie von Stephen Hutton der Thea- terfassung von William Shakespeare, knüpft durch umfassende Textkürzungen und die skurril-komische I nszenierungs- weise an die Tradition fahrender Komö- dianten vergangener Jahrhunderte an. Das freie Theater Narrattak ist seit 1989 im I n- und Ausland unterwegs. Seine Unverwechselbarkeit liegt nicht zuletzt im VVerdegand der Schauspielerinnen, die ihre Erfahrungen aus den Bereichen Mu- sik, Tanz, Mime und Zirkus für die En- semblearbeit nutzen. Diese Vielfalt setzt die Gruppe in die Tradition fahrender Spielleute und Komödianten um. Das Spiel ist volksnah im eigentlichen Sinne: direkt und lebendig, sinnlich und span- nend, burlesk und bitterernst. Das Ensemble bedient sich überlieferter. Darstellungsformen wie der Commedia dell' Arte und belebt sie mit Ausdrucks- mitteln des modernen Theater. Theaterlabor Bielefeld Mittwoch, 16. Juli, 21.00 Uhr „Weltuntergang - Die Welt steht auf kein Fall mehr lang..." Die Welt geht unter. Alles wird nicht mehr sein. Schluß. Aus. Ende. Das Ende betrachten ist nichts, es erleben ist alles. Für die einen gibt es nichts mehr zu ver- lieren. Ein paar Tage noch, vielleicht nur Stunden, dann ist alles vorbei. Also schnell noch alles auskosten, erleben, ausprobieren, kaufen, verkaufen., ja nichts auslassen. Für die anderen ist es vielleicht besser, sich endlich einmal die Frage nach dem Sinn des Lebens zu stel- len. All dies ist in einem dem Thema angemessenen, gigantischen Open-Air Theaterstück hautnah spürbar. Die chao- tische Gefühlswelt der Menschen ange- sichts der realen Bedrohung wird phan- tasiereich in große Theaterbilder verwan- delt. Es wird expressonistisch, poetisch, introvertiert, subtil, bombastisch, besinn- lich - das Theaterstück nach Motiven von Jury Soyfers bietet Szenen mit größt- möglicher Distanz und ganz viel Nähe. Packend und berührend werden Außen- und I nnenwelt der Protagonisten darge- stellt: die Angst, der Countdown, intime Gedanken und große Reden, die Flucht mit Raketen, der Ausverkauf aller Werte und Waren vor den laufenden Kameras der Fernsehteams. Vielschichtig und unterhaltend werden die Mittel des Straßentheaters mit moderner Technik und dem schauspielerischen Ausdruck des Theaterensembles verknüpft. Das Theaterlabor Bielefeld gehört zu den renommiertesten Freien Theatern in NRW. Das Spektrum der Arbeit umfaßt neben anspruchsvollem Literaturtheater auch immer wieder große Straßenthea- terproduktionen.