HAMMAGAZIN XVI. Fortsetzung Diese Worte verfehlten die beabsichtigte Wirkung auf das Herz der Tochter nicht. Die Ausbrüche ihres Schmerzes wurden nach und nach weniger heftig, und als das Begräbnis mit seinen ergreifenden Feier- lichkeiten vorüber war und das Leben und Treiben auf dem Ho- fe durch die Ausschaltung der rastlosen Tätigkeit des Vaters erhöhte Anforderungen an An- na stellte, kehrte Ruhe bei ihr ein. Die Ereignisse in den jüngst verlebten Wochen er- schienen ihr wie Traumbilder. Es war ihr oft, als ob sie still stehen müßte, um darüber nachzudenken, wie doch alles so merkwürdig gekommen sei. Ihr Vater hatte seine Ruhe- stätte neben der Mutter an der südwestlichen Ecke der Marker Pfarrkirche gefunden. Annas fast tägliche Besuche in der Burg endigten in einem Gange, den sie mit Ursula nach dem Friedhofe machte. — So ging der Winter seinem Ende entgegen. Anna übergab die Sorge um Haus und Hof ih- rem getreuen Gottjohann. Der Gute fühlte sich glücklich, sei- ner verehrten Herrin eine feste Stütze zu sein. Ihr Verhalten in der Fredenburger Angelegen- heit hatte seine Bewunderung in hohem Maße herausgefor- dert. Sie erschien seinem Her- zen jetzt immer unerreichbarer und ferner, und seine Liebe steuerte jetzt nicht mehr auf den Besitz hin. Sie war anderer Art geworden, zugleich auch größer und tiefer, und sie mach- te ihn fähig, Gut und Blut für Anna auf's Spiel zu setzen, wenn es sein mußte, wie ja der wagemutige Eislauf gezeigt hatte. Vom Grafen waren seit langer Zeit keine Nachrichten einge- laufen. Er kam ja meistens uner- wartet, und so war es auch dies- mal. Als die Schneeglöckchen • Der treue Bote von Oftwennemar. Eine Erzablung aus alten Tagen Der Burg Mark oon 6 coil; Wiibaim Pogo. l004 S. blühten, die Leberblumen mit ihrem zarten Blau die Dolber- ger Höhen überzogen und die Weidenkätzchen neugierig aus ihrer blanken Umhüllung her- ausschauten, stellte sich der Graf wieder ein. Ein Empfang konnte nicht stattfinden. Man war von seiner Ankunft nicht unterrichtet, und als seine Ge- treuen kamen, um das Ver- säumte nachzuholen, zeigte die auf dem Burgfried flatternde Fahne, daß sich der Graf bereits häuslich eingerichtet hatte. Beim Einzug in den Schloßhof war es dem Kaplan aufgefallen, daß sich Sigurd nicht an der Seite des Grafen befand. Auf seine Frage nach ihm antworte- tä dieser, daß sein Begleiter in einem der nachkommenden Wagen den Heimweg zurückge- legt habe. „Der arme Junge," setzte er hinzu, „hat einen Pfeil- schuß ins Knie erhalten und wird in absehbarer Zeit wohl nicht mehr zum Kriegsdienste tauglich sein. Wie sieht's denn mit seiner Liebe aus? Ist sie ihm auch hold verblieben?" Da er- zählte der Kaplan dem Grafen in ergreifenden Worten von des Mädchens Kampf und tiefem Weh. Er lobte ihren empfindli- N TDIENST • Heizung • Elektro • Sanitär EINRICHTUNGSHAUS H IE RLITZ GMBH 6 CO. KG 4700 Hamm, Bahnhofstr. 14-16 Postfach 264 Tel (02381) 21086/21087 ..• zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Not... tax* nOm m a 601.'1101 chen Gehorsam; er rühmte ihr standhaftes Wesen nach wieder- erlangter Freiheit und zollte ih- rer Liebe zum Vater, die oft in der demütigsten Weise zum Aus- druck käme, die höchste Aner- kennung. Der Graf hörte ge- rührt zu. Dann sagte er „Ich hoffe, ja ich weiß es, daß Sigurd ihr würdig geblieben ist. Ob er unter den geschilderten Um- ständen auf dem Lichtberg ein- ziehen wird, scheint mir, soweit ich ihn und seine Ansichten über Ehre kenne, fraglich zu sein. Er wird sich, da ihn der Alte nicht mit offenen Armen aufgenommen haben würde und auch nachträglich zu einer Heirat seine Zustimmung nicht ausdrücklich gegeben hat, im- mer für einen unwillkommenen Eindringling halten. Sein Stolz würde sich mächtig aufbäu- men, wenn einmal von anderer Seite in gleichem Sinne darauf hingewiesen werden sollte, und es gibt leider immer Menschen, die keine größere Freude fin- den, als Unfrieden und Ärgernis zu säen. Doch," und da glitt plötzlich freundlicher Schein über des Grafen Antlitz, „ich werde die Frage schon zu lösen wissen. Sigurd hat mir treffliche Dienste geleistet, hat mich aus Todesgefahr errettet und ist trotz aller Versuchung ein sittenreiner Mensch geblie- ben. Als wir einst in stiller Nacht auf freiem Felde lagen, und die befreundete Bevölkerung zu uns ins Lager drang, gab es oft wilde und ausgelassene Sze- nen, an denen sich leider auch die Ritterschaft beteiligte. In meiner Umgebung befand sich nur Sigurd. Und als ich ihn frag- te, ob er sich nicht auch unter die zechende Gesellschaft be- geben wollte, sagte er zu mir: „Nein, Herr Graf, in Mark ge- denkt meiner ein Mädchen in Treue. Sein Bild verjagt jede Versuchung, und ich will ihm auch die Treue bewahren." Das tat meinem Herzen wohl, ein lieber Paulus. — Für Sigurd soll gesorgt werden. Eine Liebe ist der anderen wert." Die beiden Männer befanden sich während dieser Unterhal- tung im Arbeitszimmer des G ra- fen, von dem aus ein Erkerfen- ster den Blick in den Burghof gestattete. Man hörte Wagen- gerassel, und als die beiden hin- ausschauten, bemerkten sie, wie Sigurd ausstieg. Er sah gut aus. Reiches, lockiges Haar quoll unter dem Helme hervor, und seine schlanke Gestalt nahm sich vorteilhaft in dem langen Reitermantel aus. Der Kaplan verabschiedete sich vom Grafen, um Sigurd zu be- grüßen. Er eilte ihm alsbald auf dem Burghofe entgegen, drückte ihn an seine Brust und führte ihn in seine Wohnung. Auf dem Wege bemerkte er, daß Sigurd den rechten Fuß be- denklich schonte. Bei Ursula angekommen, gab es nun viel zu berichten, und als Sigurd sich nach Anna erkundigte, er- stattete ihm der Kaplan einen ähnlichen Bericht, wie er ihn schon dem Grafen gegeben hat- te. Er erzählte ihm von des Va- ters Fluch, von Annas Gehor- sam, von Gottjohanns nächtli- chem Eislaufe, und endlich von Annas Erlösung und von dem Tode ihres Vaters. Der Kaplan schloß mit den Worten: „Fasse den ih rem Vater geleisteten Ge- horsam und ihre Beugung un- ter das vierte Gebot nicht als Untreue gegen dich auf! Ich weiß, welche Kämpfe sie dei- netwegen erduldet hat, und wie groß und innig ihre Freude war, als sie aus allen als Siegerin hervorging. Du würdest ihr we- he tun, wenn du auch nur mit einer Silbe ihre Treue in Zweifel ziehen wolltest!" „Das werde ich gewiß nicht tun," erwiderte Sigurd, „aber wird sie auch ei- nen Lahmen als Mann haben wollen?" Dabei wies er auf sei- nen verwundeten Fuß. (Fortsetzung folgt) Neu in Hamm Wohnwagen Vermietung für Selbstfahrer I kzyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA l Ostenallee 18 D-4700 Hamm Telefon: 0 2381 /20971 MÖBEL ORIENTTEPPICHE TEPPICHE DEKORATIONEN KUNSTGEWERBE aMOBEL"(1) 10