ll RELOR Historisches Stunikenhaus Fortsetzung von Seite7 Walkmühle wiederaufzubau- en, „um dem Publico und dem Staate unter Sr. Königl. Maje- stät allerhöchsten Protection und Allergn. Assistence ein nützliches Werk daraus zu ver- schaffen". Zweitens wolle er, da die Walkmühle nicht sehr viel einbringe, daneben noch eine „Perl-Graupen und Haber-Grütz Mühle" aufrich- ten. Sie solle nach seinen eige- nen Entwürfen so gut sein, daß sie den holländischen in nichts nachstehe. Im folgenden gibt Stuniken dann einen interes- santen Hinweis auf Handels- beziehungen zwischen Hamm und Holland im 18. Jahrhun- dert: „Man (be)ziehet diese Prod ucten biß hiehin aus Hol- land und bringet das Geld da- r außer Landes, da doch der Stoff dazu in hiesigen Provint- zien in beßerer Qualität wächst, als die Holländer dazu verarbeiten". Drittens wolle er eine Schleif-Mühle zum Schleifen von „Schneide-Werk und Schlössern" wieder einrichten, um den Schmieden" eine Er- leichterung und dem publico Nutzen zu verschaffen, (hin)- fort den Flor des Commercii zu befördern", — in solch` blu- miger Sprache schreibt Stuni- ken über Wirtschaftsförde- rung! Viertens wolle er auch wieder eine Loh-Mühle auf- bauen, damit die Lohgerber nicht mehr nur ausländisches Leder verarbeiten müßten. Die frühere Lohmühle sei so gut in Schuß gewesen, daß sie sogar einen „auswertigen Debit (Warenabsatz)" gehabt hätte. Stuniken war also willens";- die ehemals vorhandenen und florierenden Walk-, Schleif- und Lohmühlen wiedereinzu- richten — was wiederum einen deutlichen Hinweis auf die gu- te Wirtschaftslage Hamms vor 1750 gibt — und dazu noch ei- ne moderne Perlgraupen- und Hafergrützmühle aufzubauen. Damit nicht genug: er wollte auch als Fünftes eine soge- nannte „Bück-Mühle" zur Prä- parierung von Hanf anlegen; dadurch sei eine „sehr vorteil- hafte Branche der Handlung 'hieselbst in Flor und Aufnah- me zu bringen, denn „unsere Gegend (gibt) unvergleich- lichen Hanf". Alle fünf neue Mühlen soll- ten in einem Gebäude vor dem Nordentor errichtet und durch den Lippe-Fluß mittels zweier großer Wasserräder angetrie- ben werden. Diese umfangrei- che Mühlenanlage wäre für die im Ausgang des 18. Jahrhun- derts in Hamm ziemlich brach- liegende Wirtschaft von enor- mer ökonomischer Bedeutung gewesen. (Ob sie von Stuniken dann wirklich in diesem Aus- maß gebaut wurde, ist nicht si- cher zu belegen; denn nur die Walk-Mühle taucht in dem Te- stament des Soh nes Nathanael Stuniken von 1805 mit einem Wert von 2.500 Reichstalern in der Vermögensliste der elterli- chen Güter auf). Was war nun Johann Bern- hard Stunikens Motiv für ein solches Unterfangen? Immer- hin war er zu der Zeit (1771), wie er selbst schreibt, „ein Mann, der schon ein ziemli- ches Alter erreichet hat, „näm- lich 69 Jahre"; auch nur aus kapitalistischen Gründen die- ses doch große Geschäftsrisi- ko einzugehen, hatte er nicht nötig, denn Stuniken war ein sehr vermögender Burger. Der wichtigste Grund für dieses Projekt ist wohl darin zu su- chen — wie unschwer aus und zwischen den Zeilen der per- sönlichen Zitate zu lesen ist daß Johann Bernhard Stuni- ken, der bürgerliche, preußi- sche Unternehmer der vorin- dustriellen Zeit par excellence, ein sehr starkes Interesse an der Förderung der Hammer und preußisch-westfälischen Wirtschaft hatte. Zum Schluß stehe deshalb ein Zitat aus ei- nem weiteren Schreiben Stuni- kens an Friedrich II. von 1774, also drei Jahre später: „... daß, da ich gleichsam mit einem Fuß im Grabe stehe, mein prö- perliches (sauberes) Interesse darunter nicht versire (leide?) sondern blocs das beste des Publici und Ew. Königl. Maje- stät Allerhöchstes Interesse darunter beäuget werde, so ich gerne als ein Denckmahl mei- nes Patriotischen Eifers der Nachwelt hinterlaßen mögte". Gerhard Kaldewei f ]zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Hamm hat Ausstellungszukunft „Hamm hat Ausstellungszu- kunft", lautet die Prognose des Aufsichtsratsvorsitzenden der Hammer Ausstellungs- und Veranstaltungsgesellschaft, Jurgen Graef. Anfang 1978 hatten der Verkehrsverein Hamm e.V. und die Zentralhal- len GmbH mit der Gründung der Ausstellungsgesellschaft gemeinsam den Versuch unternommen, Hamms Ruf als Stadt fürregionale Messen neu zu begründen. HAMMAGAZIN: Die Bilanz nach zwei Jahren, ist sie in al- len Punkten erfolgreich? Graef: Ohne Übertreibung, ohne Beschönigung kann ich sagen, wir hatten eine uner- Optimistisch: Jurgen Graef, Aufsichtsrats-Vorsitzender der Hammer Ausstellungs- und Veranstaltungsgesellschaft. wartet positive Resonanz. Mehrere hunderttausend Be- sucher sind eine Größe, die über den Erfolg Auskunft gibt. Einen kleinen Rückschlag mußten wir leider mit der zwei- ten Mittelwestfalenschau hin- nehmen. Die ungewöhnlich heißen Sonnentage im Mai lie- ßen die berechtigte Hoffnung auf über 100000 Besucher wie eine Seifenblase platzen. 'Ins- gesamt läßt sich aber feststel- len: Die Konzeption stimmt, sie braucht höchstens in Einzel- heiten aufgrund der gemach- ten Erfahrungen immer wieder geändert werden. HAMMAGAZIN: Bleibt es bei den bisherigen Ausstellun- gen oder kommen neue hinzu? Graef: Wir sind ständig auf der Suche nach Marktlücken und werden im Laufe der Zeit unser Programm ausweiten. Bereits im September machen wir der interessierten Offent- lichkeit mit der Hammer Anti- quitätenmesse ein neues, sorgfältig vorbereitetes Ange- bot. Klasse statt Masse, heißt unsere Devise. Mit Absicht werden nur 50 Antiquitäten- händler maximal zugelassen. Sie werden zudem vorher noch von fachkundigen Experten unter die Lupe genommen. Be- wußt strenge Maßstäbe geben dem Käufer die Garantie, Wert- voiles und nicht billigen Kitsch zu erhalten. HAMMAGAZIN: Ist die Aus- stel I ungsgesel lschaft ein profi- tables Unternehmen? Graef: Für die Ausstellungs- gesellschaft selbst mit Sicher- heit nicht. Wir wollen auch kei- ne großen Gewinne machen. Unser Ziel ist es, mit neuen Ak- tivitäten den Ausstellungs- standort Hamm im Gespräch zu halten. Die Einnahmen aus Standmieten und Eintrittskar- ten gehen wieder voll in Orga- nisation und Werbung. HAMMAGAZIN: Die Aus- stellungsgesellschaft plant strukturelle Veränderungen. Warum? Graef: Es ist richtig, daß wir vor der Entscheidung einer hauptamtlichen Geschäftsfüh- rung stehen. Ohne ein verbes- sertes Management wird es unter anderem die Mittelwest- falenschau in jährlichem Rhythmus nicht geben. Frei- willigkeit und Ehrenamtlich- keit reichen nicht mehr aus, das expandierende Ausstel- lungsprogramm zu bewälti- gen. Der Jahresumsatz in Hö- he von einer Million DM wird weiter steigen. Eine neue Lö- sung tut not. HAMMAGAZIN: Sie sehen also Hamms Ausstellungszu- kunft optimistisch Graef: . . . ja, sicherlich. Die letzten Jahre haben bewiesen, daß die Ausstellungsgesell- schaft Hamm Zukunft hat, Zwei Mittelwestfalenschauen, zweimal der vorweihnachtli- „Wunschland"-Markt, che „agraria '79" mit dem großen Trecker Treck, der Hammer Autofrühling und die anderen Veranstaltungen geben uns die Gewißheit: Wir sind auf dem richtigen Weg. 9