für die Menschenrechte in ganz Europa einsetzen wer- den. Mit Nachdruck muß fest- gehalten werden: Europa be- steht nicht nur aus Bonn, Lon- don, Paris, Rom und Hamm, sondern auch aus Ost-Berlin, Leipzig, Warschau und Prag. HAMMAGAZIN: Im Wahl- kampf hat man öfter bezwei- felt, daß dieses neue Parla- ment eine neue Ara in Europa wird einleiten können. Dr. Rinsche: Ich halte es für eine bedeutende Frage eines freien und einigen Europas, daß Europa gestaltet, nicht aber bloß verwaltet wird. Da- her wird es darauf ankommen, daß ein selbstbewußtes Parla- ment sowohl seine Etatrechte wie auch seine Kontroll- und Gestaltungsrechte Zug um Zug ausbaut. Dies gilt sowohl gegenüber der EG-Bürokratie in Brüssel als auch gegenüber den nationalen Regierungen und Interessen. Persönlich ha- be ich die begründete Hoff- nung, daß der unmittelbare Kontakt zwischen den euro- päischen Wählern und ihren Abgeordneten zu einer Dyna- misierung der europäischen Einigung führen wird. Natür- lich werden Schwierigkeiten überwunden werden müssen; aber ein neues Parlament hat noch nie alle Rechte von vorn- herein gehabt. Die Geschichte des europäischen Parlamenta- rismus ist seit 400 Jahren eine Kette von geistigen und politi- schen Kämpfen für die Ver- wirklichung der Rechte der Barger und ihrer Volksvertre- tung. HAMMAGAZIN: Herr Ober- bürgermeister, man ist noch relativ unsicher über die Mög- lichkeit und Arbeitsweise des Europaparlaments. neuen Wissen Sie schon, wie Ihre HAMMAGAZIN: Ihr bisheri- ger politischer Handlungs- schwerpunkt lag in der Kom- munalpolitik. Wird dieser poli- Erfahrungsbereich tische auch künftig für Sie von Be- deutung sein? Dr. Rinsche: Die Europäi- sche Einigung kann nicht nur durch eine Demokratisierung der Europäischen Einrichtun- gen, d.h. durch eine Parla- mentswahl vorangebracht wer- den; erforderlich ist vor allem eine aktive Beteiligung der Gemeindebürger und Kom- munalpolitiker an der Schaf- fung eines freien, geeinten und partnerschaftlichen Euro- pas. Aus meiner langjährigen Erfahrung als aktiver Kommu- nalpolitiker weiß ich, wie wert- voll die internationalen Kon- takte der Bürgerschaft einer Stadt für das Leben und die Lebensmöglichkeit aller Bur- ger sind. In diesem Zusam- menhang verdienen unser Beirat für Städtepartnerschaf- ten und der Internationale Club Hamm hohe Anerken- nung für ideenreiche Arbeit zur Förderung des Verständ- nisses zwischen den europäi- schen Völkern und zur Le- bensbereicherung vieler Mit- bürger unserer Stadt. Auch in Zukunft wird es darauf an- kommen, diese europäischen Kontakte und Begegnungen im Bereich bürgerschaftlicher Beteiligung und weltoffener Kommunalpolitik zu fördern. Persönlich werde ich mich be- mühen, meinen Teil — nun- mehr auch als Abgeordneter des Europa-Parlaments — zur Stärkung unserer Städte- freundschaften und Partner- schaften beizutragen. Ich rechne hierbei fest auf die ak- tive Mithilfe von Kommunal- politikern aller Parteien. Wichtig für das europäische Zusammenleben: Internationale Städtepartnerschaften. Unser Bild zeigt den offiziellen Besuch der Stadt Hamm im Jahre 1973 in Toul. künftige Arbeit aussehen wird? Dr. Rinsche: Eine schwieri- ge Aufgabe des ersten direkt gewählten Europa-Parlaments wird es sein, die notwendigen Voraussetzungen für eine gute Parlamentsarbeit zu schaffen. Ein erstes Problem beginnt bereits bei der Frage, wo das Parlament tagen soll. Ich gehe davon aus, daß die Ausschuß- sitzungen zunächst in Brüssel und die Plenarsitzungen in Straßburg und Luxemburg sein werden. Auf mittlere Sicht wird es m.E. aber erfor- derlich sein, einen einzigen Parlamentssitz zu bestimmen. Im Hinblick auf meine persön- liche Tätigkeit möchte ich mit Nachdruck festhalten, daß ich mich als Abgeordneter des heimischen Raumes fühle und schon deshalb meinen Wohn- sitz in Hamm behalten werde. der daß Darüber hinaus ist es wich- Europa- tig, Abgeordnete in dauerndem Kontakt mit seinen Mitbürgern bleibt, um so europäische Po- litik mit aktiver Beteiligung der Bürger gestalten zu können. Schließlich wird es zu meinen Aufgaben gehören, die beson- deren Probleme des Ruhrre- viers in Brüssel und Straßburg zur Sprache zu bringen, um dadurch „europäische Lösun- gen" für die Probleme der Ar- beitslosigkeit und der Umwelt- qualität voranzutreiben. So wählte Hamm Europawahl im Vergleich Wahlberechtigte Wahlbeteiligung SPD CDU F.D.P. DKP DIE GRÜNEN SONSTIGE Europawahl am 10. Juni 1979 125091 68,5 Prozent Bundestagswahl am 3. Oktober 1976 123479 91,2 Prozent Stimmen Prozent Stimmen - Prozent 41 229 36927 3808 247 2395 232 48,6 43,5 4,5 0,3 2,8 0,2 58386 45788 7121 282 — 448 52,1 40,9 6,4 0,3 — 0,3 7