Begleitung ohne Begeg- nung fällt allen Mitar- beiterinnen und Mit- arbeitern im Ambulanten Hos- pizdienst schwer. „Wir sind eher die Menschen, die ganz nah dran sind“, sagt Ina Kasten- Kisling. „Berührungen, Hände halten, Nähe schenken – auch für uns ist es schwer, sich zu begrenzen.“ Dennoch ist es dem Ambulanten Hospiz- und Pal- liativberatungsdienst Hamm gelungen, sich auf die Corona- Pandemie einzustellen. „Bei uns laufen die Telefone heiß, vieles hat sich verändert. Wir bekommen Anrufe von Ange- hörigen, die keine Besuchsmög- lichkeit mehr in Krankenhäu- sern oder Pflegeheimen haben. Aber auch Anrufe von Men- schen, die unter Einsamkeit leiden.“ Neue Formen von Begleitung Aber auch ohne den persön- lichen Kontakt ist es möglich, ein Stück Nähe zu zeigen: Man- che stellen Kuchen vor Türen, erledigen Einkäufe, schreiben Briefe. Andere musizieren vor Altenheimen. Das Allerwich- tigste ist, den Kontakt zu halten und für die Menschen da zu sein. „Uns erreichen viele An- rufe von Trauernden“ berichtet Sylvie Blätgen. „Durch Corona kann die Trauer nicht wie ge- wohnt geteilt werden.“ Trauer- Begleitungen per Telefon werden dankbar angekommen. Seit Mitte Mai sind auch Ge- spräche unter vier Augen wieder möglich. Die Ehrenamtlichen werden mit Briefen und Tele- fonaten motiviert. „Viele muss- ten erst einmal verkraften, dass sie wochenlang keine Besuche machen durften.“ Durch diese Maßnahmen will man nicht nur die Gesundheit sichern, sondern auch den Betrieb und die Beratung aufrechterhalten. „Das ist uns trotz Corona ge- lungen“ sagt Ina Kasten-Kisling. „Unserer Grundaufgabe werden 12 Besuchsregeln Der Schritt ins Stationäre Hos- piz fällt in diesen Wochen noch ein Stück schwerer als ohne- hin schon: „Voraussetzung für eine Aufnahme im Stationären Bereich ist derzeit ein Corona- Negativ-Abstrich“, erklärt Hos- pizleitung Regina Lorenz. „Alle zukünftigen Gäste wissen, dass sie hier im Hospiz eine ein- geschränkte Besuchsregel er- wartet.“ Das bedeutet, dass eine Person pro Tag einen Gast be- suchen kann. „Mit regelmäßi- gen Kino-Abenden und Haus- türkonzerten verschiedener Hammer Künstlerinnen und Künstler sorgen wir für Ab- wechslung“, berichtet Pflege- dienstleitung Miriam Hell- mich. „Aktuell dürfen unsere Ehrenamtlichen keinen Dienst tun: So ist das hauptamtliche Team noch mehr gefragt“, fügt Regina Lorenz an. Alle Beteiligten empfinden es als belastend, dass sie sich derzeit nur mit Mundschutz, geschlos- senem Schutzkittel und Hand- schuhen den Gästen nähern dürfen. „Unser Gegenüber kann es nicht sehen, wenn wir lächeln. Umarmungen sind nicht erlaubt und Berührungen nur mit Hand- schuhen möglich. Nicht jeder Gast versteht das, je nach Krank- heitsbild. Aber insgesamt gehen Gäste und Mitarbeiter diesen Weg gut mit“, resümiert Regina Lorenz. Wenn ein Gast in die Sterbephase eintritt, wird das Haus zimmerzentriert geöffnet. „Wir haben bislang immer eine gute Lösung gefunden“, sagt Regina Lorenz. „Wir ver- suchen alles, um unseren Gästen gerecht zu werden.“ Letztend- lich gelte es aber auch, die eigenen Mitarbeiter vor dem Virus zu schützen. „Wir sind froh, dass wir Glück hatten und unsere Belegschaft bislang ver- schont geblieben ist.“ Und das ist in dieser Ausnahmesituation ein echter Segen. I Miriam Hellmich (Pflegedienstleitung) und Regina Lorenz (Hospizleitung) NÄHE IN BESONDEREN ZEITEN Trotz der Lockerungen: Die Corona-Pandemie hat das komplette gesellschaftliche Leben verändert. „Am Roten Läppchen“ ist man von den Auswirkungen in besonderer Weise betroffen. Im Ambulanten Hospizdienst zeigt man sich ebenso erfinderisch wie bei der Sterbebegleitung in der Stationären Einrichtung, um den Menschen so viel Nähe wie möglich zu bieten. wir weiter nachkommen: Wir lassen die Menschen gerade in diesen schweren Zeiten nicht alleine.“ Schwerkranke Men- schen, deren Angehörige und natürlich auch Trauernde kön- nen sich an den Ambulanten Hospizdienst wenden. Seit Mitte Mai wurden die Kontaktbe- schränkungen im Ambulanten Hospizdienst gelockert. Auch das Büro ist unter Einhaltung der gebotenen Schutzmaßnah- men wieder geöffnet. „Wir sind froh, dass die persönliche Begeg- nung mit betroffenen Menschen und deren Angehörigen wieder möglich ist.“