gab es noch nicht: TuS 59 Hamm, Jahnfreibad, Jahn- stadion mit Nebenplätzen, Wetterschacht, Hammer SpVg, Hundeplatz oder Maximare. Es war ein großer, freier Platz an der Lippe (den Kanal gab es auch noch nicht), den sich die Pferdesportler mit Fußballern und dem Hammer Turn- und Spielfest teilten. Aber es gab schon Tribünen und Pferdeställe. Die Rennen auf dem ,,Großer Exer“ waren ein gesellschaft liches Ereignis nicht nur für Hamm, wie ein Blick in die Liste der Ehrengäste aus dem Jahr 1903 zeigt. Begrüßt wurden zum Beispiel Freiherr von der Coels von der Brügghen (Regierungspräsident aus Arnsberg), Landrat Schulze Pelkum, General von Bissing (Kommandeur des 7. Ar- meekorps), General Graf von Klinkerström (Komman- deur der 13. Division) oder Generalmajor Freiherr von Röder (Inspekteur der 3. Kavallerie-Inspektion). Sieger vorausgesagt Die Rennen selber waren ausgelegt als Prüfungen für Armeepferde, aber auch die sogenannten ,,Herrenreiter“ kamen zu ihrem Recht. Auch Hindernisrennen oder Jagdrennen wurden angeboten. Oft verlief der Renn- tag, der häufi g im Herbst wiederholt wurde, gleichzeitig mit dem Schützenfest des Bürgerschützenvereins Hamm im Kurpark. Die Hammer Gastwirte nahmen die Feste zum Anlass zu größeren Bällen nach Ende der of- fi ziellen Feierlichkeiten. Am Renntag selbst fuhr ein Sonderzug von Werl (Abfahrt 13.05 Uhr) nach Hamm; 13.38 Uhr Abfahrt Rhynern; 14 Uhr Ankunft in Hamm. Was bei allen Renntagen au el, war die große Anzahl an Protesten. Mal wurde die Startberechtigung eines Pferdes in der entsprechenden Klasse angezweifelt, dann soll ein Jockey eine Begrenzungsmarke verpasst haben. Häufi g wurde die endgültige Siegerliste erst Stunden nach dem letzten Rennen veröff entlicht. Eine besondere Rolle in der Berichterstattung spielte der ,,Westfälische Anzeiger“. Es gab Jahre, da sagte der WA alle Sieger der einzelnen Rennen in Hamm voraus. Tutti-Frutti siegt in Ermelinghof Am 14. Juni beschloss der Renntag in Ermelinghof im heutigen Bockum-Hövel die Frühjahrsserie der Hammer Pferderennen. Auch hier wurden durch den Rennverein Ermelinghof Flachrennen und Trabreiten für aus der Landwirtschaft stammende Pferde veran- staltet. Häufiger Sieger wurde ein Hengst namens ,,Tutti-Frutti“. Auch Ermelinghof war verkehrstechnisch hervorragend gelegen, denn zum Bahnhof in Hövel an der Strecke Hamm-Münster waren es nur wenige Meter. 4.000 Besucher kamen 1903, anschließend gab es einen Ball mit 800 Besuchern bei Gastwirt Westhoff am Bahnhof Ermelinghof. Jahre später hatten die Be- sucher aus Hamm Pech. Wegen eines Lokschadens auf dem Bahnhof ,,Dickeweib“ (heute Hiltrup) fi el der Zug, der die Renngäste zurück nach Hamm bringen sollte, aus. Laut Bericht mussten sich die Gäste zu Fuß auf den langen Weg über die ,,staubige Allee“ nach Hamm machen. I NORBERT TEICHERT Großes gesellschaftliches Ereignis Am 7. Juni folgten die Pferderennen auf dem Großen Exerzierplatz im Hammer Osten, bequem zu erreichen mit der Straßenbahn Richtung Kronenburg. Die Rennen hatten die längste Tradition aller Renn-Ange- bote in Hamm und Umgebung. Veranstalter war der ,,Verein zur Förderung und Zucht der Dressur für Pferde der Kavallerie im Regierungsbezirk Arnsberg“, der 1839 in Hamm gegründet worden war und jährlich in Hamm Rennen veranstaltete. Später etablierte sich noch der Rennverein Hamm. Man muss sich den Großen Exer- zierplatz damals anders vorstellen als heute, denn viele Angebote, die später und heute den Platz beherrschen, 30