Max-Reger-Wochen: Vier Konzerte in Hamm „Die Zuhörer müssen als Relief an der Wand kleben“ Mit den Max-Reger-Wochen ehrt Nordrhein-Westfalen den genialen Musiker. 53 Konzer- te in 19 Städten stehen auf dem anspruchsvollen Pro- gramm, davon allein vier in Hamm. Im Mittelpunkt: Der 100. Psalm, der in der Pau- luskirche aufgeführt wird. Er selbst war ein Ausbund an Energie: Max Reger, der Schwierige, der Ver- schrobene, aber auch der Kreative, war unermüdlich unterwegs, um zu musizieren - bald als Dirigent, bald als Solist am Klavier. „Wohnhaft in der Ei- senbahn“ überschrieb Reger nicht nur gelegentlich seine Briefe in der Absen- derzeile. „Wohnhaft in der Eisenbahn“ könnte Motto für ein unstetes, produk- tives Musikerleben überschreiben. Und so lautet schließlich auch der Titel der Ausstellung in Dortmund, die die Max- Reger-Wochen am 8. Mai offiziell eröff- nen. Die Schau zeigt bis zum 31. Mai zahlreiche Schriftstücke des Kompo- nisten und seiner Zeitgenossen, Fotos und Faksimiles. Reger-Feste gab es in Nordrhein- Westfalen seit Beginn des vorigen Jahrhunderts. Zwar war der Oberpfäl- zer, der seine Lebens- und Arbeits- schwerpunkte in München und in Leip- zig, im sächsischen Meiningen und in Jena hatte, hier meist auf der Durch- reise. Doch vor allem die Reger´sche Orgelmusik war zu schon Lebzeiten des Komponisten berühmt. In Hamm arbeiten die Max-Reger- Tage in diesem Jahr zum 30. Mal das abwechslungsreiche Werk Regers auf. Mit vier Konzerten reiht sich Hamm vom 9. bis zum 19. Mai in die Fest- wochen ein - genau 100 Jahre nach Regers endgültigem Durchbruch als 8 Max Regers 100. Psalm wird am 19. Mai in Hamm aufgeführt. Foto: Feußner Komponist und Künstler, den er mit einem Skandal beim Tonkünstlerfest 1904 schaffte. Reger nutzte die Uraufführung seiner SCHAFE-AFFE- Sonate zu einem spektakulären Eklat. Während der Sonate prangerte er zwei Kritiker in der ersten Bankreihe durch deutlichen Fingerzeig an. Das Aufsehen, das die Beleidigung erregte, hatte Folgen: Reger bekam ab 1904 unzählige Einladungen zum Kon- zertieren als Pianist und Dirigent. „Ich bin im nächsten Winter wohnhaft in der Eisenbahn, man wünscht mich in allen möglichen Städten Klavierspielen zu hören“. Die Kooperation der beiden nord- rhein-westfälischen Kultursekretariate Gütersloh und Wuppertal und der In- ternationalen Max-Reger-Gesellschaft ermöglicht in Hamm außergewöhnli- che Konzerte: Regers Riesenwerk, der 100. Psalm, wird am 19. Mai in der Pauluskirche aufgeführt. Max Reger, der Umstrittene, wurde für dieses erstaunliche Werk mit der Ehren- doktorwürde der Universität Leipzig geehrt, wie vor ihm Robert Schumann und Hans von Bülow. Reger, macht im 100. Psalm die musikalischen Ströme hörbar, die den Wandel der Musik in seiner Wirkungszeit prägen. Romantisches trifft auf Expressio- nistisches – „Ich nehme das Gute, wo es eben kommt“, wie Reger bekundet. Regers Chormusik macht es den Sängern schwer: Seine Präferenz gilt der Harmonik, Melodik vernachlässigt er. Gestützt von gewaltigem Orche- ster- und Orgelklang haben die Chöre aus Herford und Hamm (Chor der Hochschule für Kirchenmusik Herford, Westfälische Kantorei, Münsterchor Herford, Chor des Städtischen Musik- vereins Hamm) und die Nordwestdeut- sche Philharmonie ihrem Dirigenten Erwin Ortner eine Aufgabe zu bewälti- gen. Doch Regers eigener Anspruch fordert auch das Publikum: „Die Hörer müssen nachher als ‚Relief’ an der Wand kleben.“ Unter dem Titel „Reger - unterwegs – (zu) – Reger“ spielen Organisten an der Freiluft-Orgel am 9. Mai um 18 Uhr auf dem Pauluskirchplatz Regerwerke mit schauspielerischen Einlagen von Matthias Hecht zur Moderation von Prof. Rolf Schönstedt, dem Gründer der Hammer Reger-Tage. Am 12. Mai folgt um 20 Uhr in der Pauluskirche ein Orgelkonzert mit Wilhelm Farenholtz, der Werke von Reger und seinen Zeit- genossen Gerard Bunk und Sigfrid Karg-Ehlert spielt. Am 16. Mai spielt Friedrich Gauwerky ein Cello-Rezital in der Lutherkirche (19 Uhr) mit Werken von Reger, Paul Hindemith, Hans Wer- ner Henze und Martin Herchenröder. Tickets: 02381-23400, Evangelischer Kirchenkreis Hamm