HAMMagazin Dr. Emil-Löhnberg Mai 98 6 „Das Foto" von Karl Harsbarger Übersetzung aus dem Englischen von Franz-Josef Hürmann Christliche Literatur UCHHANDLUNG ERTRAM Wilhelmstraße 32 59067 Hamm Telefon 0 2381/ 2 51 84 zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Der Dr. Emil-Löhnberg-Kulturförderpreis 1997 der Stadt Hamm und der Stiftung der Sparkasse für Kunst- und Kulturpflege ist Ende des vergangenen Jahres an den Schriftsteller Josef Haverkamp verliehen worden. I n die Endausscheidung um die Preisvergabe kamen auch Simone Hartmann für ihre Arbeit „UngeheuerzyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA April-Ausgabe) und Karl Harshbarger für seine Arbeit „Das Foto". Sie erhielten eine Auszeichnung mit der Gelegenheit zur öffentlichen Lesung. Was für ein Ausbruch war das? Clifford las noch einmal die Zeilen. Nun ja, natürlich, dachte Clifford eher verlegen als gefesselt, wenn man so töricht wäre und diese Zeilen isoliert betrachtete, sie quasi aus dem Zusammenhang herausriß, ja dann könnte man argumentieren, dies sei ein Beweis, daß Oedi- pus seinen Vater nicht getötet hatte, und diese .' (Text in der Er war gerade dabei, Bücher aus den Regalen zu nehmen und sie in die überall in seinem Büro verstreuten Kisten zu packen, als seine Finger den verstaubten alten Einband eines Buches berührten, das an der Rückwand eingeklemmt war. Eine alte Erinnerung stieg in ihm hoch, vielleicht hervorgerufen von die- sem seltsamen Gefühl in der Hand, als er das Buch hervorzog; oder vielleicht war es auch die tiefrote Farbe oder vielleicht der silbrige Glanz am Rande der Buchseiten; eine Erinnerung an etwas, das er verloren hatte, aber es war etwas Angenehmes. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch, wo er all' die Jahre verbracht hatte, drehte seinen Stuhl etwas zur Seite, um der hereinscheinenden Halbsonne zu entkommen, und schlug das Buch auf. Er war überrascht: Seine eigene Unterschrift und ein Datum — "Clifford W. Leach,1950". Seine Handschrift ähnelte seiner heutigen, und auch wiederum nicht. Neunzehnhundert- fünfzig. Mein Gott, dachte er. Neunzehnhundertfünfzig. Er ver- suchte sich zurückzuversetzen, wo immer auch das gewesen sein mochte, und kam auf sein Abschluf3jahr in Yale. Ja, als Student hatte er seinen Namen immer mit "W." geschrieben; eine Art snobistischer Handlungsweise eines Heranwachsenden, die er schon lange abgelegt hatte. Er blätterte die Seiten um und sah, daß es sich um eine Ober- setzung von Sophocles' Oedipus handelte. Er hatte damals wahrscheinlich ein Semester griechisches Drama nehmen müs- sen und dieses Buch gekauft; und irgendwie hatte es seine Wanderjahre überdauert, die Kriegsjahre in Korea, zwei Jahre in Europa, das Studium in Harvard, die Lehrzeit am Williams Col- lege, die Heirat mit Beth, die Kinder, den Umzug zum Addison College und all' die Jahre seiner Lehrtätigkeit dort. Am Rande der Seiten sah er kleine Markierungen und Notizen, die er damals gemacht hatte (er nahm wenigstens an, daß sie von ihm stammten), in blau gekritzelter Handschrift, kurze An- merkungen wie "erster Gebrauch von Licht als Symbol", oder "siehe Jebb, Seite 88". Er war irgendwie fasziniert und verfolgte diese Anmerkungen in dem Versuch, hinter seine damaligen Gedankengänge zu kommen. Plötzlich ein abrupter Wechsel. Rote Unterstreichungen und Ausrufezeichen! Ein dicker roter Pfeil wies auf die folgenden Zeilen Creons: Dieser Mann sagte, daß die Räuber die sie trafen, ihrer viele waren, und daß die Hände, die den Mord begingen, viele waren. Es war nicht die Macht eines einzelnen Mannes. Darüber hinaus hatte er geschrieben, ebenfalls in roten Druck- buchstaben, (er nahm wiederum an, daß er es war aber ange- sichts des nahezu hysterischen Tons der Anmerkung war er gar nicht mehr so sicher, ob er die Urheberschaft beanspruchen sollte): "Sehr wichtig! Könnte die Richtung aller kritischen Analysen revolutionieren!" Schlußfolgerung würde in der Tat alle kritischen Analysen auf den Kopf stellen. Typisch Jugend! Ein Ausbruch revolutionärer I deen hier, ein Zerstören alter Bastionen dort. Das Klingeln des Telefons unterbrach seine Verlegenheit. Seine Frau, Beth. „Könntest du vielleicht noch einige Äpfel, Möhren und Avoca- dos auf dem Nachhauseweg einkaufen, bei Fosters? I ch mache einen anderen Salat." "Natürlich." sagte Clifford. "I ch würde sagen, vier Bund Möhren, und ungefähr zehn Äpfel. Paß' auf, daß die Avocados reif sind. Du kannst sie ja mit dem Daumen testen." "Bei Fosters ?" fragte Clifford. "Ja, ich glaube, das wäre das Beste. Wann wirst du losgehen?" "Na ja, ich wollte mich gerade auf den Weg machen." sagte Clifford. "Je eher, desto besser, Liebster. Unsere Gäste kommen so gegen sechs." "Bis bald," sagte Clifford. Er legte auf und wollte gerade das Buch in eine der nächstbe- sten Kisten packen, als er etwas aus dem Buch herausragen sah. Dieses etwas stellte sich als ein Foto heraus, schon leicht vergilbt. Er schaute darauf und war schockiert, eine erstaunlich junge Version seiner selbst zu sehen, im T-Shirt mit wallendem Haar, muskulösen Armen, lächelndem Gesicht, und ein ebenso erstaunlich junges Mädchen, das ihn umarmte und ebenfalls lächelte. Er drehte das Foto um und fand eine I nschrift deutlich von weiblicher Hand geschrieben, sauber, auf keinen Fall von ihm selbst: Verschenken Sei Einen fur Hochzeit, zum Geburtstag ()der just for fun Fahrbar mit FS KI. 111 Tagesmietpreis DM 170, - GTS Guido's Trike Shop Verleih und Verkauf • Verkauf von Autoteilen Guido Funke, Dorfbauersehaft 15, 48317 Drensteinfurt-Walstedde (direkt an der B 63), Telefon 0 23 87/ 14 51, Fax 14 61