g Kultur-Tip Rollen Noahs, der Frau Noah und der Stimme Gottes werden von erwachsenen Profis übernom- men. Mit den Söhnen und Schwiegertöchtern Noahs, einer Gruppe geschwätziger Klatsch- basen und dem vielgestaltigen Chor der Tiere und Vögel befin- den sich die jungen Sänger auf der Bühne fast unter sich. Musikschule und Freie Waldorfschule führen gemeinsam Benjamin Brittens Noye's Fludde auf Noye's Fludde - der Titel liest sich fremd, und wer versucht, ihn auszusprechen, gerät in Gefahr, unter den denkbaren Möglichkei- ten der Aussprache genau die fal- sche zu erwischen. Noahs Flut hingegen, die Übersetzung des altenglischen Titels, ruft unmittel- bar das vertraute Bild der Arche in uns wach, deren Besatzung die zerstörerische Kraft der Sintflut überlebt. In über 250 Berichten sind - in meist mythologischen oder sagenhaften Zusammen- hängen - Flutkatastrophen Ober- liefert, denen ein vorzeitliches Menschengeschlecht zum Opfer fällt. Fast immer werden aber auch Überlebende genannt: Im babylonischen Gilgamesch-Epos (Ende des 2. Jahrtausends v. Chr.) wird Utnapishtim gerettet, Deukalion ist es in der griechi- schen Mythologie und Noah in der biblischen Geschichte, und damit gehört er im christlich ge- prägten Abendland zweifellos zu den bekanntesten Gestalten des Alten Testaments. Doch damit noch nicht genug der klanglichen Besonderheiten; eine außergewöhnliche Klangde- likatesse setzt Britten mit zwölf handbells ein, handbedienten Glocken also, die im eng- lischsprachigen Kulturraum häu- fig, bei uns dagegen gar nicht an- zutreffen sind. Nicht weniger ungewöhnlich nimmt sich die Besetzung des Profi-Ensembles aus: Ein Streich- quintett (mit 2 Violinen, Viola, Cello und Kontrabaß) wird erwei- tert durch eine Solo-Blockflöte, vierhändiges Klavier, Orgel und Pauken. Ahnliche Instrumentatio- nen wird man in der abendländi- schen Musik lange suchen müs- sen; allenfalls Strawinskys L'histo- rie du soldat aus der Zeit des er- sten Weltkriegs wartet mit einer vergleichbar heterogenen Instru- mentenkombination auf. der Freien Waldorfschule und der , 0- 1/1 (.4 3 O Y E 'S FLUDD E Biblische Geschichten wie die von Noah und der Sintflut wurden etwa vom 13. Jahrhundert an als geistliche Schauspiele vor den Toren der Kirchen auf öffentlichen Plätzen aufgeführt. Diese Miracle Plays wurden in England ebenso popular wie in Frankreich, Italien oder Deutschland, wo die Ober- ammergauer Passionsspiele die Zeit bis heute überdauert haben. In einzelnen Städten entstanden ganze Zyklen von Mysterienspie- len, aufgeführt von ortsansässi- gen Handwerkern und Kaufleu- ten sowie deren Familien. Die 25 Spiele der englischen Stadt Che- ster wurden am Ende des 16. Jahrhunderts aufgeschrieben, und mehr als 350 Jahre später nimmt sich Benjamin Britten, als bedeutendster englischer Kom- ponist des Noah-Spiels an. Noye's Fludde ist vorrangig für die Aufführung durch Kinder und Jugendliche konzipiert, nur die 6 Gerade die Heterogenität der Besetzung aber macht das Werk für unsere Musikschule so inter- essant: Die geforderten Profimu- siker sind im Lehrerkollegium vor- handen, Instrumentalgruppen, die ansonsten sehr unterschiedli- che Stilinteressen verfolgen (man denke nur an den Gegensatz Blockfötenchor - Percussions- gruppe) finden sich in einem Or- chester zusammen, und - nicht zuletzt - Lehrer und Schuler erar- beiteten ein Werk miteinander und stellen sich gemeinsam dem Publikum. Wie stark die integrie- rende Kraft des Stückes inner- halb unserer Musikschule wirkt, mag auch daran ersichtlich wer- den, daß nicht weniger als 16 Leh- rer aus allen Fachbereichen an der Vorbereitung der Aufführun- gen beteiligt sind. Da ist es schon gerechtfertigt, von einer Gemein- schaftsarbeit der ganzen Musik- schule zu sprechen. In vielfacher Hinsicht, musika- lisch wie auch dramaturgisch, hat Benjamin Britten Noye's Fludde für die Aufführung im Kirchen- raum konzipiert; die Verwendung einer (Kirchen-)Orgel legt davon ebenso Zeugnis ab wie die Be- zeichnung des Publikums als „Gemeinde". Ganz im Sinne ei- nes Gemeindegesangs wird das Publikum dreimal in den Kreis der Ausführenden einbezogen, wenn an dramaturgischen Höhepunk- ten alte englische Bitt- und Dank- chorale gesungen werden. (Vor den Aufführungen werden diese Chorale in einem Offenen Singen mit allen Zuschauern „gelernt", damit an entscheidenden Stellen niemand schweigen braucht.) Den Intentionen des Komponi- sten gemäß werden auch unsere vorgesehenen drei Aufführungen in Kirchen stattfinden, und zwar in der Erlöserkirche am Schlepp- weg, in Herz Jesu am Karlsplatz und in St. Marien in Wiescherhö- fen. Musikschule und Freie Wal- dorfschule wollen damit auch ei- nen Beitrag dazu leisten, an spruchsvolle kulturelle Angebote in die Stadtbezirke zu tragen. Die Aufführungen werden - in Zusammenarbeit mit der Volks- hochschule - vorbereitet durch zwei Vortragsabende, die in Handlung und Musik des Werkes einführen (Dienstag, 16. Mai, 20.00 Uhr, Musikschule) bzw. den geistigen Hintergrund der Sint- flutüberlieferung reflektieren (Dienstag, 13. Juni, 20.00 Uhr, Freie Waldorfschule). B. Smalla Die Aufführungstermine: Freitag, 23. Juni, 19.30 Uhr Erlöserkirche am Schleppweg Samstag, 24. Juni, 19.30 Uhr Herz Jesu am Karlsplatz Sonntag, 25. Juni, 19.30 Uhr St. Marien Wiescherhöfen Ausstellung auf Schloß Cappenberg David Blackburn: Landschaften Gezeigt werden ca. 80 Bilder des 1939 in Huddersfield, GB, ge- borenen Künstlers. David Black- burn gehört zu den bekanntesten britischen Künstlern der Gegen- wart. Im Vordergrund seines Schaffens steht nicht die fotogra- fisch genaue Darstellung der Landschaft sondern die Land- schaft als visuelle Metapher für Stimmungen, Empfindungen und die Dinge, die ihn bewegen. Das Fehlen jeglicher menschli- cher Gestalten unterstreicht die visionäre Wirkung seiner Land- schaften. Immer wieder beschäf- tigt sich Blackburn mit Panorama oder Luftansichten aus großer Di- stanzen, aber auch mit intensiven Betrachtungen von etwas Winzi- gem, wie einem Kieselstein, in dem man gelegentlich das ganze Universum zu erspähen glaubt. David Blackburn selbst be- zeichnet seine Arbeit als einen „kreativen und spirituellen Dialog mit der Natur" „Kapitulation-Befreiung-Neubeginn" Veranstaltungen Samstag, 6. Mai Montag, 8. Mai, 19.30 Uhr, 14.00 Uhr Okum. Gottesdienst Herz-Jesu-Kirche 15.00 Uhr Kranzniederlegung Ostenallee am Ehrendenkmal 16.00 Uhr Benefizkonzert zugun- sten kriegsgeschädigter Kinder, Kurhaus, V: VDK Samstag, 6. Mai Exkursion zum Haus der Ge- schichte; Bonn Wechselausstellung russische und deutsche Kriegsgefangenen V: VHS 8. Mai, 9.00 - 12.00 Uhr Projekttag/Haus der offenen Tür: „Wir haben den Krieg verloren und wollen ihn nicht wiederfin- den" - Versuch einer Annäherung an den 8. Mai 1945: Dokumenta- tion - Diskussion - Besinnung Märkisches Gymnasium Montag, 8. Mai, 19.00 Uhr, Pauluskirche Eröffnungsveranstaltung War - Requiem V: Stadt Hamm Stadtbücherei Lesung Gudrun Pausewang Vorstellung ihres Romans „Reise im August", V: VHS Montag, 8. Mai bis Samstag, 13. Mai, Paussenhalle, Elisabeth-Lüders-Schule Gedenkstättenpädagogik; Dokumentation einer Studien- fahrt nach Krakau und Auschwitz. 18. - 28. Mai, Minsk/ St. Petersburg 50 Jahre Ende des 2. Weltkrie- ges: Für eine gemeinsame Zu- kunft von Ost und West Studienseminar V: VHS/IG Metall 8. - 15. Juni Auf der Suche nach neuen Freunden Begegnungen mit Polen 50 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges V: VHS/IG Bergbau und Energie