Stadtbücherei / Museum Qumranrollen - Wahrheit über das Christentum? Buchtip des Monats zum aktuellen Thema In diesem Monat möchten wir Ihren Blick auf neuere Bucher aus dem Gebiet der Theologie in der Stadtbücherei richten. Im allge- meinen stößt diese Literaturabtei- lung auf geringeres Interesse der Bevölkerung. Jedoch hat ein Thema die öffentlichkeit in letzter Zeit stark beschäftigt und ist fast zur Sensation geworden. Es han- delt sich um die Deutung und Edi- tionsgeschichte der archäologi- schen Schriftfunde von 1947 aus der geheimnisvollen Stadt am To- ten Meer: Qumran. Hier wurden in Tonkrügen Leder-, Kupfer- und Papyrusrollen aus der Zeit von ca. 200 v. Chr bis ca. 50 n. Chr. ge- funden. Von zwei Büchern glaubt man- cher nun, daß sie das Christen- tum und die Kirchen ins Wanken bringen könnten:,,„Baigent, Mi- chael, u. Richard Leigh: Ver- schlußsache Jesus: d. Qumran- rollen u. d. Wahrheit über d. frühe Christentum. - Munchen: Droe- mer Knaur 1991" und „Eisen- man, Robert, u. Michael Wise: Je- sus und die Urchirsten: d. Qum- ranrollen entschlüsselt. - Mun- chen: Bertelsmann 1993". Die amerikanischen Journalisten Bai- gent und Leigh beziehen sich auf frühere Thesen des kaliforni- schen Professors Eisepman, daß aus den Qumrantexten hervor- gehe, daß die Evangelien falsch überliefert seien, Paulus den gan- zen Glauben erfunden habe und selbst eine fragwürdige, politisch motivierte Gestalt (im Klartext: Agent der Römer) gewesen sei. Auf ihn passe am besten der „La- genmann" aus dem Habakuk- Kommentar, und ein „Lehrer der Gerechtigkeit" sei in Wirklichkeit der Herrenbruder Jakobus gewe- sen. Zwischen ihnen habe sich eine atemberaubende Auseinan- dersetzung abgespielt, die das Christentum zutiefst diskreditiere. Nun halte ein internationales, vom Vatikan gesteuertes, Kom- plott 75% der ca. 800 althebrä- isch und aramäisch abgefaßten Manuskripte unter Verschluß, da sonst das ganze Gebäude der Kirche mit deren Grundlagen wanke. Im Winter 1993/94 ist in Hamm auf mindestens drei Ver- anstaltungen auf diese Heraus- forderung geantwortet worden: In einer Autorenlesung der Sach- buchreihe von Literatur am Mon- tag (VHS) las Carsten Peter Thiede aus seinem Buch „Die äl- teste Evangelien-Handschrift?: d. Markus-Fragment von Qumran u. d. Anfänge d. schriftlichen Über- 6 lieferung d. Neuen Testaments. 3. Aufl. - Wuppertal: Brockhaus 1992". Der Literaturwissenschaft- ler und Historiker, der selbst als Höhlenforscher in Qumran gear- beitet hat, bestritt, daß die Manu- skripte unter Verschluß lägen; je- dem ausgewiesenen Wissen- schaftler, wie auch ihm, seien sie zugänglich. Für ihn sei Qumran keine erschütternde Neuigkeit, sondern ein zusätzliches Hilfsmit- tel der Forschung; vor der Er- kenntnis, daß das Christentum in die jüdische Wahrheitsfindung eingebettet sei, solle man keine Scheu haben und die Beziehun- gen zwischen Christentum und Judentum (hier den Essenern) gelten lassen. - In einer Veranstal- tung der Ev. Akademei Hamm er- schien der Heidelberger Neute- stamentler Professor Klaus Ber- ger. Sein Buch lautet: „Qumran und Jesus: Wahrheit unter Ver- schluß? 5. Aufl. - Stuttgart: Quell 1993." Er kritisierte die billigen, verfälschenden Methoden der o.g. Bestsellerautoren, die, von Haß getrieben, theologische Halbwahrheiten und abenteuerli- che Vermutungen ohne jeden Be- weis über objektiv unaufgeklärte Sachverhalte suggerierten, statt 'die vielfältigen Probleme der Edi- tionsgeschichte zu beachten und vorschnelle Deutungen der Text- fragmente zu meiden. - Hilfreich ist auch das neue Buch „Betz, Otto, 6. Rainer Riesner: Jesus, Qumran und der Vatikan: Klarstel- lungen. 4. Aufl. - Gießen: Brunnen Verl.; Freiburg: Herder 1993", das der Veranstaltungsreihe der Montagsgespräche in der ev. Kir- chengemeinde Mark zugrunde lag. Hier ist z.B. nachzulesen, daß die Behauptung, 75% der Texte sei nicht veröffentlicht, z.B. daher- rühre, daß die 8 m lange Tempel- rolle genau so bewertet werde wie ein briefmarkengroßes Schnipsel als Überrest einer an- deren Schriftrolle - eine grobe Ir- reführung der Leser. Auch sei die 40jährige, auch von ihm als zö- gerlich bedauerte, Editionsge- schichte differenzierter zu bewer- ten (persönliche tragische Krisen der Spitzenforscher, objektive Hindernisse wie Krieg in Israel, rechtliche Gegebenheiten usw.), als daß man daraus ein Vatikan- komplott konstruieren könne. In- zwischen sei die Mikroverfilmung der letzten Rollen erfolgt und so- mit längst den Angreifern der Wind aus den Segeln ge- nommen. In der Zusammenschau dieser Waldbühne Heessen in Hamm Anatevka Mo 23. Mai Sa 28. Mai, 18. Juni So 5. Juni Mi 22. Juni Das Dschungelbuch Fr 27. Mai, 3., 10., 17. Juni Sa 11. Juni Di 14. Juni So 19. Juni 10 Uhr Ausverkauft 16 Uhr 10 Uhr Ausverkauft 16 Uhr 16 Uhr 20 Uhr 16 Uhr 16 Uhr Peter Pan So 29. Mai, 12. Juni Mi 1., 8., 15. Juni 16 Uhr 16 Uhr Kartenverkauf und weitere Infos Geschäftsstelle der Waldbühne Gebrüder-Funke-Weg 3, Telefon 0 2381/67 54 87 Verkehrsverein am Bahnhof Reisebüro Adler, Südstraße 22 Reisebüro Stante Pede, Ostenallee 12 Breitenbach KG, Rautenstrauchstrafie 55 Unsere Kassen sind 2 Std. vor Spielbeginn geöffnet kontroversen Bücher kann man erkennen, wie Bestseller zu- stande kommen können, die eine Marktlücke füllen, indem sie nicht zuletzt von der Kirchenmüdigkeit profitieren, und was sie wert sind. Etwas wert aber ist die rege Dis- kussion, die wir mit unseren An- schaffungen unterstützen und begleiten möchten. Da in den umstrittenen Titeln der Name Jesus jeweils genannt wird, obwohl er in den Qumran- texten gar nicht vorkommt, nen- nen wir Ihnen nun aber noch ei- nige neuere Bücher mit verschie- denartigen Aspekten zum Thema „Jesus Christus": „Theissen, Gerd: Der Schatten des Galiläers: historische Jesusforschung in er- zählender Form. 12. Aufl. - Mun- chen: Kaiser 1992" bleibt weiter- hin empfohlen, ferner das Grund- lagenwerk auf der Höhe heutiger Forschung: „Gnilka, Joachim: Je- sus von Nazaret: Botschaft u. Ge- schichte. Sonderausg. - Freiburg: Herder 1993". Die beiden Profes- soren sind ausgewiesene Fach- leute ihres Gebietes. Es folgen die tiefenpsychologischen Studien: „Schmitz, Stefan: Der Revolutio- när Gottes: befreiende Begeg- nungen mit Jesus. - Olten: Walter 1992" und "Hark, Helmut: Jesus der Heiler: vom Sinn d. Krankheit. 2. Aufl. - Olten: Walter 1991". Ab- schließend sei noch auf eine schöne Anthologie, in der dies- mal die Literaten das Wort haben, hingewiesen: „Der Fremde aus Nazareth: e.Lesebuch. Hrsg. von Franz W. Niehl. - München: Kösel 1993". (Erika Pampus) Museumspädagogische Veranstaltungen für Vorschulkinder und Schulkinder „Erlebte Steinzeit" Wir mahlen Getreide und lernen mit einem Stehbohrer und einem Steinschleifgerät umzugehen. Anschließend töpfern wir „wie in der Steinzeit" 5., 11. und 19. Mai, 8., 15., 16. und 22. Juni 1994 jeweils nachmittags 14.00- 15.30 Uhr Leitung: Susanne Birker M.A. nur nach Voranmeldung „Farbe, Kleister, Pinselstrich" Kunst zum Selbermachen Sonderveranstaltung im Rahmen der Ausstellung „Emil Schu- macher" (5. - 9. Schuljahr) 25. - 27. Mai, jeweils 10.00 - 12.30 Uhr Leitung: Heide Dreyer Unkostenbeitrag: 3,00 DM nur nach Voranmeldung „Jedem seine Flügel" Kunst zum Selbermachen Sonderveranstaltung im Rahmen der Studioausstellung „Jean- Charles de Castelbajac" (5. - 8. Schuljahr) 3., 4., 10., 11., 17. und 31. Mai, 1., 7. und 10. Juni 1994 jeweils von 10.00 - 11.30 Uhr Unkostenbeitrag: 1,00 DM Farbstifte und Papier bitte mit- bringen Leitung: Susanne Birker M.A., Heide Dreyer nur nach Voranmeldung