HAMMAGAZI N XIV. Fortsetzung Zugleich nahm sie sich vor, morgen eine Heirat nicht zu wil- ligen, möge da kommen, was da wolle. Dieselbe Kraft, die sie vor Monaten zum Nachgeben befähigte, setzte sie jetzt in den Stand, zu widerstehen. Im Hause war wegen der morgen zu erwartenden Gäste eine andere Verteilung der Zim- mer vorgenommen. Anna wuß- te, daß Frau Fredenburg schon heute allein in einer Kammer schlief. Sie nahm ihr Licht und klopfte an diese an. Die alte Frau war nicht wenig erstaunt, ihre Schwiegertochter vor sich zu sehen, aber an ihren weitge- öffneten Augen und dem blei- chen Antlitz merkte sie gleich, daß etwas Besonderes vorge- fallen sein müßte. Anna setzte sich auf den Bettrand, ergriff die Hand der erschreckten Frau und sagte: „Liebe Mutter, soe- ben ist mir ein Brief des Herrn Kaplan Paulus überbracht, in dem er mir in kurzen Worten mitteilt, daß mein Vater den über mich ausgesprochenen Fluch zurückgenommen und er mir wieder volle Freiheit gege- ben hat. Unter diesen Umstän- den halte ich es für ein großes Unrecht, Willibalds Frau zu wer- den, weil ich ihm das nie sein kann, was ich ihm sein muß. Du weißt ja, ich achte und ehre ihn, aber wie kann ich Liebe zeigen, die ich nicht besitze. Bisher folgte ich dem Willen meines Vaters aus Gehorsam gegen das vierte Gebot, aber da ich jetzt frei bin, will ich lieber ster- ben, als zu einer Heuchlerin wer- den. Ich komme mir so undank- bar vor, weil du mich mit Liebe Neu in Hamm Wohnwagen Vermietung für Selbstfahrer ' Der treue Bote von Oftwennemar. elne erzablung aus alten Tagen ber Burg Mark or Vogai. 6JUrtioe » do » Doe» M om » 1 NA überschüttet hast, aber laß mich ziehen! Willibald ist einer anderen Frau wert, die ihn nicht allein ehrt, sondern ihn auch von Herzen liebt." Die alte Frau vermochte kein Wort zu erwidern. Sie fühltesich zu aufgeregt. An eine fernere Ruhe war auch nicht mehr zu denken, und sie entschloß sich deshalb, sofort aufzustehen und ihren Mann auf die einge- tretene Veränderung der Dinge vorzubereiten. „Gehe noch für kurze Zeit zur Ruhe!" sprach sie zu Anna. „Es ist kalt. Der einzig erwärmte Raum im Hause ist augenblicklich die Wohnstube, und die muß ich haben, um mit meinem Manne und mit mei- nem Sohne überlegen zu kön- nen. Wenn die beiden nicht schon aufgestanden sind, wer- de ich sie wecken." Es war mitt- lerweile 4 Uhr geworden, und man hörte bereits hier und da Geräusch von arbeitenden •Menschen im Hause und in den Ställen. Anna hatte sich ange- kleidet ins Bett gelegt, wäh rend die Mutter hinabging, um den Vater und den Sohn aufzusu- chen, die sie auf der Tenne traf. Sie folgten ihr ins Wohnzim- mer, und hier legte sie ihnen den Brief des Kaplans vor. „An- na empfing den Brief durch Gottjohann," sagte sie. „Sie hat ihn mir soeben übergeben und mir dabei erklärt, daß sie freiwil- lig nimmer in eine Heirat einwil- ligen könne, die ihr durch die Wahl des Vaters aufgezwungen sei, und der sie nur aus Gehor- sam gegen das vierte Gebot zu- gestimmt habe. Da sie jetzt wie- der frei gegeben sei, könne sie es nicht übers Herz bringen, ei- ne Liebe zu heucheln, die sie nicht besitze." „Das ist ja recht deutlich gesprochen," bemerk- te der Vater. „Was in aller Welt mag den Lichtberger veranlaßt haben, seinen Willen so plötz- lich zu ändern? Ich würde eher über die Sache hinwegkom- men, wenn nicht schon alle Vorbereitungen zur Hochzeit getroffen und so viele Gäste zu erwarten wären. Ich wünsche mir sicher keine Schwieger- tochter, die gezwungen mein Haus betritt. Hoffentlich gibt's aber noch zwei Mädchen, die, wenn auch nicht gerade aus überschwenglicher Liebe, so doch freiwillig und gern an un- serem Tische Platz nehmen wollen." „Ich habe es gleich ge- ahnt, daß die Sache so enden würde," nahm jetzt Willibald das Wort. „Anna machte auf mich immer den Eindruck einer Duldnerin. Ich habe sie oft be- mitleidet, zumal ich jetzt weiß, daß sie mich nicht verachtet hat. Sie wird einen andern lie- ben, und da ist es wohl am besten, wenn ich ihr nicht weiter im Wege stehe." Die drei spra- chen noch lange zusammen und kamen zu dem Entschluß, Anna zu bitten, ihr Haus, dessen Pforten ihr gern zu allen Zeiten offen gestanden hätten, mög- lichst bald zu verlas'sen. Die Mutter wurde beauftragt, Anna hiervon in Kenntnis zu setzen und auch Lichtbergs alte Schwester von dem jähen Wechsel in den gegenseitigen Beziehungen zu verständigen. Die Fredenburgerin suchte zunächst Anna auf, klopfte an deren Zimmer und trat, als sich darin auf wiederholtes Mahnen nichts regte, leise ein. Ein Schrei entfuhr ihren Lippen. Mit marmorbleichem Gesicht lag Anna angekleidet im Bette. Ei- ne Flechte ihres reichen Haares hatte sich gelöst und überflute- te Brust und Arme. „Anna!" rief die Mutter und erg riff ihre Hän- de. Aber Anna regte sich nicht. Eine tiefe Ohnmacht hatte sie befallen. Die Aufregungen der letzten Tage waren zu heftig für das Mädchen gewesen, und wenn es nicht eine so starke Natur gehabt hätte, würde es schon längst unter ihrem Ein- flusse zusammengebrochen sein. Der heutige Tag hatte das Maß zum Überlaufen gebracht. Das Gespinst der quälenden Gedanken war in Verwirrung geraten, bis eine Ohnmacht den Knäuel lindernd glättete. Frau Fredenburg schickte zu Annas Tante, und beide Frauen bemühten sich, die Bewußtlose ins Leben zurückzurufen. Nach einiger Zeit schlug sie die Au- gen wieder auf. Die Fredenbur- gerin hatte Annas Kopf gerade in ihrem Arm gebettet, und als sie die Augen des Mädchens ge- öffnet sah, wallte heiße Liebe in ihr auf. Sie küßte Annas Stirn, drückte sie kräftig an ihr Herz und sagte: „Du bist ein gutes Kind. Ich hätte dich gern zur Schwiegertochter gehabt, aber ziehe nur in Frieden!" (Fortsetzung folgt) TDI ENST Heizung Elekt ro Sanit är • • • 1 1 4 2 8 0 8 5 BILDUNG FOR ALLE IST UNSER AUFMAG Schreibtechnische Lehrgänge Kaufmännische Lehrgänge Technische Lehrgänge Sprach-Lehrgänge Wir haben das komplette Bildungsangebot für alle HzyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA CzyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Ostenallee 18 D-4700 Hamm Telefon 02381 /20971 RI NSCHE NEUE LEHRGÄNGE Hamm - Soest Ahlen Arnsberg Zentrales Schulburo Hamm Bismarckstraße 17/19 Telefon 10 23 811 16 68 DAA 10 AnyeKe.e.zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA A