HANNAGAZIN 0-• -4-1 1 zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA SS‘CS /-Atkc 4.4-* I I r- Jir agf4w6 I I cc+, 3 1_ Lageplan der Hammer Synagoge nach einer Stadtkarte von 1893. Es ist falsch zu behaupten, dort, wo einst die Hammer Synagoge stand, ist heute ein öffentliches WC. I I .OV V .1.1. I 51 I I 11 me g sind unangemessen. Wer käme denn dazu, den Hammer Kauf- mann Johann Bernhard Stuniken wegen seiner Beziehungen zum preußischen König einen „Hofpro- testanten" zu nennen? Warum aber ist Anschel Herz, ein Zeitge- nosse Stunikens und ebenfalls Korrespondenzpartner des Kö- nigs und seiner Generale, als „Hofjude" zu klassifizieren? Wenn man Juden in Kategorien einteilt, dann ist es erforderlich, daß struk- turelle und formale Kriterien die Zuordnung zu einer bestimmten Gruppe ausmachen, weil jede in- haltliche Etikettierung den Keim der Fehlinterpretation in sich trägt. Judenforschung muß sich vor Fehldeutungen schützen, und eine ausmerzbare Quelle solcher Fehl- deutungen liegt häufig in unange- messenen Kategorien, die zur Be- schreibung der historischen Wahrheit untauglich sind. Solche untauglichen Begriffe dienten in der Forschung als Abgrenzung der privilegierten Schutzjuden ge- gen die sogenannten „Pack- und Betteljuden", die im Gegensatz zu den siedlungsberechtigten Juden nach 1730 in der Grafschaft Mark nicht siedeln durften, sondern ab- geschoben wurden. Vor diesem Hintergrund muß die Auseinan- dersetzung um die Klassifizierung der westfälischen Juden als „Landjuden" gesehen werden. In ganz Westfalen lebten rund 30000 Juden. Sie waren in klei- nen Gemeinden, häufig sogar nur in Familien und Sippen organisiert und mußten in der von christli- chen Landesherren und Geistli- chen bestimmten judenfeindli- chen Diaspora leben. Ihre Exi- teinlehrers für Ausstellungskon- zepte bildeten schließlich den He- bei für einen „knock our, der pu- blizistisch durch eine äußerst rüh- rige Hofberichterstattung gegen das vorgelegte Konzept ohne in- haltliche Dimension, dafür aber mit Diffamierungen und Unterstel- lungen hart an der Grenze übler Nachrede, geführt wurde. Dort, wo redlicherweise das Fachge- spräch über Inhalte und Umfang der beabsichtigten Ausstellung hätte einsetzen können und müs- sen, schleuderte ein selbster- nannter Fachpapst den Bann- strahl der angeblichen Inkompe- tenz. Dieses Vorgehen erinnert fa- tal an nicht seltene Bemühungen, im Elfenbeinturm des Solist zu wohnen. Auch wenn damit die Sa- che selbst hinter persönlichem In- teresse zurücktritt, so dient die Ausschaltung des anderen doch zumindest der eigenen Futterkrip- pe: Weil aber der Vorwurf der In- kompetenz immer wieder und mit System, wenn vielleicht auch aus unterschiedlichen Motiven, erho- ben und wiederholt worden ist, möchte ich zu der nun vorge- schlagenen Ersatzveranstaltung und ihre wissenschaftliche Verzie- rung eine Anmerkungen machen. Die Behauptung, daß es keine Fachleute gäbe, die sich zutrau- ten, bis zum Herbst 1988 ein vor- zeigbares Forschungsergebnis über die Hammer Synagoge und ihr Umfeld, eingebunden in eine vergleichbare regionale Entwick- lung, zu erarbeiten, ist nachweis- lich falsch und bestenfalls eine Schutzbehauptung ihres Urhe- bers mit dem Ziel, sein sorgfältig aufgebautes Image als einziger Fachmann für ganz Westfalen zu 8 bewahren. So manche Veranstal- tung zur Woche der Brüderlichkeit in Hamm 1987 ist eine eindrucks- volle Widerlegung dieser Darstel- lung gewesen. Die Erforschung des jüdischen Lebens in Westfalen kann nur un- ter dem Aspekt der Darlegung kul- tur- und landesgeschichtlicher Gesamtentwicklungen gesche- hen. Es ist zwar die überkommene Art der Heimatforscher, mit Hilfe von Steuerlisten und Ehekontrak- ten Individualschicksale darzule- gen, aber die eigentlichen Aus- grenzungsmechanismen, denen Juden in Europa seit den Kreuz- zugpredigten im Mittelhochalter konsequent und immer wieder ausgesetzt sind, bleiben dabei un- berücksichtigt. Der Antisemitis- mus, der tief in der christlichen Volksseele verankert wurde und über Jahrhunderte hinweg beste Pflege erfuhr, muß das Objekt der Forschung sein und nicht das Bild vom wirtschaftlich potenten Ju- den, dessen angeblichen Untaten die Volksseele aufputschte: Die Verfehmung als Gottesmörder und die daraus abgeleitete angeb- liche Schlechtigkeit der Juden in alien erdenklichen Lebenslagen haben das Verhältnis zwischen Juden und Christen geprägt. Über dieses Feindbild, das auch heute nach Einschätzung der Antise- mitismusforscher noch latent vor- handen ist, muß aufgeklärt wer- den. Die Wissenschaft muß sich davor hüten, durch negativ be- setzte Begriffe Feindbilder zu festi- gen. Selbstgestrickte Soziologis- men und plakative Klassifizierun- gen von Angehörigen der bürgerli- chen Oberschicht jüdischen Glaubens (Beispiel „Hofjude") ‘c,,,_. c _ - 'To 0zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA _ u i ne i e ' PitaAn me lit* I befntiite_ oitreraine u Ilt -.2. 1.....Li .:.:zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 4, // 7,: rilt --4 ' T ,,........1—L,..4. e......, .1.,,,.....z....... te z.z.; ,_ , ..:4,—riy„.....-‚, :— g„._ er.,,„4„,,....- .e .4 ,...t,0,.',"--;_ . _, f ` ..;,:•.,.. ,,,,„..? 2- z -... 4-z-----;,..4.- X:::(...-- .... :22.-...-.., 1.- .,.: .:_l,,f.,.:....._., F ,2fpr — 49-- , 41---;' 12-•;" -.-1'..A. Oi-P-...! -,,,., ./e.c....41.,L, ; ,?,"::, ;,'-,..-4° :it Y 0 e • — 4 P P , „. — 40 „Schutzbiefe" waren Privilegien für Juden, die gegen Zahlung von Gel- dern gewährt wurden.