• Der treue Bote von Oftwennemar. Cine erablung aus alten Tagen ber Burg Mark Georg TDfibetin Vogel, senbewehrten Stabe einen ge- waltigen Abschwung gab. In seiner Selbstlosigkeit dachte er nicht an sich, sondern nur an die still leidende Tochter seines Herrn, und unwillkürlich summte er vor sich hin: eatirget. On* mi. Pay 1900. 11111• • • • • über das Wasser. Er war das einzige Verbindungsmittel zwi- schen den Dörfern Mark und Heessen. — Gottjohann fand ihn gebrauchsfähig, schritt dar- Ober hinweg und war froh, jetzt Rünthe eine nur durch die Hamm-Münstersche Landstra- ße unterbrochene Eisfläche vor sich zu haben. Die Straße hatte er nach wenigen Minuten er- reicht, und er sah auf ihr noch zahlreiche Spuren des gestern hier stattgefundenen Kampfes. Einige Sturmhauben und zer- brochene Lanzen lagen umher; auch gewahrte er am westli- chen Straßenabhange eine wahrscheinlich vergessene Kriegerleiche. Der Anblick er- füllte ihn mit tiefer Wehmut. Gottjohann wich zwar dem Kampfe nicht aus, aber er liebte den Frieden und bedauerte die, welche zeitlebens sich dem Streite widmen mußten. Doch es war nicht die zeit, über solche Sachen nachzudenken. Für ihn hieß es, der von ihm so hochverehrten Anna sobald als möglich die Friedensbot- schaft zu bringen. Mächtig griff er auf seinen Schuhen aus, wo- bei er sich in abgemessenen Zwischenräumen mit dem ei- Die reine, wahre Liebe trägt nicht nach Besitz Verlangen. Sie will nicht schnell und wild erregt mit Leidenschaft umfangen. Nein, keuscher Liebe höchster Preis Ist, wenn sie andere glücklich weiß, das ist ihr Ziel, ihr Streben. Bald zeigten sich in des Mondes Dämmerlichte die Um- risse der Stadt Werne. Gottjo- hann wandte sich jetzt nach links, wo abermals ein Steg, wie der eben beschriebene über die Lippe zurückführte. Auch die- ser war gangbar. Gottjohann entledigte sich seiner Schlitt- schuhe und schritt rüstig auf den Hof des Fredenburgers zu. Der Hofhund kannte ihn. Er schlug kaum an, und ungestört konnte der Getreue mit seinem Stabe an Annas Fenster klop- fen. Nach kurzer Zeit wurde es drinnen hell, ein Fensterflügel ging auf, und eine wohlbekann- te Stimme fragte nach dem nächtlichen Störer. Gottjo- hanns Herz schlug gewaltig, als er sich zu erkennen gab. „Ich habe hier ein Briefchen von Herrn Kaplan Paulus, das hof- fentlich gute Nachrichten ent- hält." Mit diesen Worten befe- stigte er das kleine Ding an der Spitze seines Stockes und reichte es Anna hinauf. Diese 0 zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Ca nahm es, ging zum Licht zu- rück, öffnete zitternd das Siegel und las: „Liebe Anna! Dein Vater hat den Fluch freiwillig wieder ge- löst. Du bist frei und kannst be- züglich deiner Heirat tun und lassen, was du willst. Mit herzli- chem Gruße, Paulus, Kaplan." Anna traute kaum ihren Au- gen. Sie mußte die inhaltsrei- chen Worte wiederholt lesen, ehe sie ihre Tragweite vollkom- men begriff. Endlich trat sie wieder ans Fenster und dankte Gottjohann, als sie hörte, auf welchem Wege er hierher ge- langt war, für seine Liebe und Treue. Dann bat sie ihn, irgend- wo im Hause ein Unterkommen zu suchen. Gottjohann aber, der gern sofort reine Sache ge- macht hätte, riet zur eiligen Flucht. Sein Vorschlag fand je- doch kein Entgegenkommen. „Mein lieber Gottjohann," tönte es hinunter, „ich habe nichts getan, was eine Flucht rechtfer- tigen könnte. Mein Schicksal ruht in Gottes Hand; auch wür- de es einem märkischen Mäd- chen schlecht anstehen zu flie- hen." Gottjohann sah wohl ein, daß er mit seinem Rate zu vorei- lig gewesen war. Er suchte den ihm bekannten Großknecht auf und fand bei diesem die ge- wünschte Aufnahme. Wie glücklich war er, seinen Auftrag so befriedigend ausgeführt zu haben! Als Anna das Fenster wieder gesclossen hatte, fiel sie auf ih- re Knie, dankte Gott für die er- wünschte Wendung und bat ihn um Kraft, den morgen in Aus- sicht stehenden Wirren erfolg- reich zu begegnen. (Fortsetzung folgt) 2000 Tiere von Elefanten, Giraffen über Affen, Krokodile bis zu bunten Korallenfischen. Täglich 5 Vorführungen im Delphinarium. 3 große Spiel- plätze. Streichelzoo. Restaurant. Kioske. 3500 Parkplätze. Allwetter 0 Münster XIII. Fortsetzung Gottjohann wandte sich zu- nächst nach der Schleuse des Geithebaches, wo er ihn Ober- schreiten konnte. Dann steuer- te er auf die Burg zu. Tiefe Stille herrschte in dem gewaltigen Bau. Nur das scharfe Zischen des Ostwindes, der sich in den Zinnen fing, tönte von ihm her- Ober. Oben vom Wachtzimmer des Turmes leuchtete ein Licht. Als Gottjohann näher kam, wur- de es dort lebendig. man hatte ihn bemerkt; das Fenster wurde geöffnet, und eine Stimme rief: „Ein Spion, ein Spion!" „Nein," antwortete Gottjohann, „Gut- freund, Gutfreund!" Aber man mußte ihn nicht verstanden ha- ben, denn im nächsten Augen- blicke wurde ein Pfeil auf ihn abgeschossen, der sich in den Falten seines Mantels ver- wickelte. „Der alte Burgwart versteht keinen Spaß," knurrte Gottjohann vor sich hin und schnob mit vermehrter Eile von dannen. Es wurde ihm noch ein Pfeil nachgesandt, der ihn aber nicht erreichte, sondern, leicht- hin über das Eis gleitend, sich in der Ferne verlor. Gottjohann war bald an der Stelle ange- kommen, wo sich das Gelände wieder hob. Er zog die Schlitt- schuhe von den Füßen, Ober- schritt die Kreuzung der Soe- ster und der Ontroper Straße und befand sich bald am Lip- peflusse. Ein Steg, der aus ein- gerammten Pfählen mit dar- über gelegten Brettern und ei- ner einseitigen Handleine be- stand, führte hier den Wanderer schon seit urdenklicher Zeit 10