Peter von Hamm — so nann- te sich zeitweise der westfäli- sche Dichter Peter Hille (1854- 1904), der zwischen 1891 und 1895 im neuerbauten Kolping- haus an der Oststraße wohnte und arbeitete, wo ihm sein Bru- der, Kaplan an St. Agnes, Ob- dach gewährte. Unter der Trä- gerschaft des Verbandes „Frau und Kultur" sowie des Kultur- amtes der Stadt Hamm refe- rierte Ober sein Leben Profes- sor Dr. Dr. Friedrich Kie- necker, Germanist an der Ge- samthochschule Paderborn, — selbst Hammer Kind und Hammer Abiturient von 1939 — im Vortragssaal der Ham- mer Stadtbücherei. Wer war Peter Hille? In sei- nem überaus lebendigen Vor- trag — immer wieder gestützt auf Zitate aus Hilles Werk und auf Urteile seiner dichtenden Zeitgenossen — begab sich Professor Kienecker auf die Suche nach einem verscholle- nen Dichter. Peter Hille, der sich selbst einen „Sohn der ro- ten Erde" nannte, wurde 1854 in Erwitzen, nicht weit vom westfälischen Badeort Dri- burg entfernt, geboren. Seine Kindheit war glück- lich. Doch auf den Schulen, die er besuchte, zuletzt das altehr- würdige Gymnasium Paulin- um in Munster, scheiterte er, obwohl überdurchschnittlich begabt. In seiner Rückerinne- rung nennt er sie „Folteranstal- ten". Er versucht sich in ver- schiedenen Berufen, studiert vorübergehend in Leipzig (Li- teraturwissenschaft, Kunstge- schichte, Philosophie). Aber nirgendwo vermag er Wurzeln zu schlagen, sich ein bürgerli- ches Leben aufzubauen. So begibt er sich auf eine lebens- lange Wanderschaft, ihr Span- nungsbogen: Bremen - Eng- land, Holland, Dusseldorf - ab- wechselnd zwischen Hamm, Munster, Bad Pyrmont - Schweiz, Italien, vielleicht Ungarn und Rußland, schließ- lich Berlin, wo er 1904 auf offe- ner Straße zusammenbricht, stirbt und seine letzte Ruhe- stätte findet untereiner grünen Sandsteinplatte. Zeitlebens besaß er hie ein eigenes Zuhause, schläft, da er nur selten Ober längere Zeit die Miete für ein Zimmer bezahlen kann, bei Freunden oder im Freien, in Berlin auf einer Bank im Tiergarten. Er ist immer un- terwegs, rastlos, ein Spielball seiner Eindrücke, aber auch ein „Liebhaber der Natur, ein unermüdlicher Gottsucher, ei- ne reine Seele, die sich nach dem Unendlichen ausstreckt, In diesem Heft Information Seite 5 Neue Mülldeponie — umweltfreundlich Eine neue umweltfreundliche Mülldeponie für die nächsten 25 bis 30 Jahre hat die Stadt Hamm im Bergsenkungsge- biet zwischen Bockum-Hövel und Stockum geplant. Fast 450000 Kubikmeter Müll fal- len jährlich in Hamm an. Seite 6 Dritter Autofrühling Welche Autos gibt es zur Zeit auf dem Markt? Diese Frage beantwortet der vierte Ham- mer Autofrühling vom 14. bis 16. März in den Zentralhallen, an dem sich 30 Aussteller be- teiligen. Im Rahmenprogramm erwartet die Besucher u.a. der 320 PS starke Jutting Käfer und ein Motorrad-Sensa- Seite 9 tionsdarsteller Gewinnspiel: Hammer finden Hammer Mit einer neuen Attraktion wartet die städtische Werbe- konzeption auf: Bei dem Jah- resgewinnspiel „Hammer fin- den Hammer" ist als erster Preis eine 15tägige Amerika- reise mit Besuch der Partner- städte Santa Monica, Mazatlan und Chattanooga zu gewin- nen. Seite 13 Stadtbezirksthemen und Energie Klare Entscheidungen zum Einsatz der Kernenergie .hat Oberbürgermeister Werner Figgen bei den Stadtbezirks- empfängen gefordert. Neben Problemen kommunalen stand auch die Sorge um den Weltfrieden und die Energie- versorgung im Vordergrund. Figgen meinte, auf die Neuordnung eingehend, man sei auf dem besten Wege, ge- samtstädtisch zu denken. Seite 17 Wochenendtip Seite 20 Reisetips Seite 21 Eine PS-starke Schau ist der vierte Hammer Autofrühling vom 14. bis 16. März in den Zentralhallen. 30 Autohäuser präsentieren ihre neuesten Modelle —von der Limousine bis zum Sportwagen. Das Autofrühling-Programm um- faßt auch Caravans, Motorrä- der und Kfz-Zubehör. Eine Sensation für Hamm wird der Jütting-Käfer sein, der in 3,5 Sekunden von 0 auf 200 Stun- denkilometer beschleunigt. Hafilrnavtiant wird herausgegeben vom Verkehrsverein Hamm e.V. Geschäftsführer: Reinhard Werry Verantwortliche Redakteure: Fred Rausch, Hans-Hellmut Wittmer Titelfoto: Gerda Jucho Anzeigen: Wilhelm Oelker, Doris Schnitker, Helga Schugk Druck: Reimann & Co. HAMMAGAZIN erscheint monatlich Bezug: Kostenlos gegen Erstattung der Postauslagen. Auflage: 15000 ein Mensch, der sich im Irdi- schen und Bürgerlichen nicht beheimaten kann. So wird er von seinen Zeit- genossen als „Erzbohemien", als „Literaturzigeuner", als „Ahasver der Großstadt", als „Vagant" und „Vagabund" teils verschrien, teils in den Himmel gelobt. „Was für ein weises Kind Muß dieser Dichtersein", so anerkennt ihn Erich Müh- sam, der kommunistische Schriftsteller, der im Kon- zentrationslager der Nazis um- kam, und Detlev von Lilien- cron, eher ein konservativer Autor und der Rechten zuzu- rechnen, hält Peter Hille für den geistvollsten Poeten der damals lebenden Schriftstel- ler. Das schönste Denkmal setzte ihm wohl die ihm be- freundete westfälisch-jüdi- sche Dichterin Else-Lasker- Schuler mit ihrem Peter-Hille- Buch, ihrer „blauen Bibel". Aber auch zeitgenössische Peter von Hamm Schriftsteller, wie Johannes Bobrowski, Gunter Bruno Fuchs und Kurt Marti, fühlen sich ihm verpflichtet. eine geschrieben. Peter Hille hat Romane, Ge- dichte, Essays, Prosaskizzen und Aphorismen (Gedanken- Die splitter) Kurzformen: Gedichte, Skiz- zen, Aphorismen sind wohl das aus seinem Werk, das am ehe- sten überlebt. Professor Kie- necker hat sich vorgenommen, zusammen mit einem Kreis von Studenten in Paderborn im Te- Hille- amwork Gesamtausgabe vorzubereiten und herauszugeben. Das ist ei- ne ganz besonders schwierige Aufgabe. Denn Peter Hille krit- zelte achtlos, ohne Rücksicht auf Rechtschreibung, ohne Korrekturen vorzunehmen, seine Blätter voll, wo immer er nurein freies Plätzchen fand. Seine „Papierschnipsel", die er im Rucksack bei sich trug, ha- ben sich überall hin verstreut. Manches hat die beiden Welt- kriege nicht überlebt. Daß die- se Aufgabe gelingen möge, wünschte die Zuhörerschaft dem Referenten. Dr. Monika Christians 3