Eine Großstadt benötigt unbedingt ein Kulturzentrum Eine Stadt wird erst dann le- benswert, wenn sie über ange- nehmes Wohnen, gute Verdienst- möglichkeiten und allgemein bil- dende Schulen hinaus ihren Bür- gern ein umfangreiches Angebot auf dem Kultursektor bieten kann. Die schwierige Aufgabe der Stadt Hamm, mit geringen Möglichkei- ten den vielseitigen kulturellen Ansprüchen der Bürger gerecht zu werden, obliegt dem Kultur- ausschuß. Ihm gehören von der CDU die Ratsherren und Rats- herrinnen Bachtrop, Prüss, Salo- mon und Willemsen sowie die Bürgervertreter bzw. Bürgerver- treterinnen Dr. Christians, Langos und Lemitz, von der SPD die Rats- herren Menne, Tournee, Wes- kamm und Wieland sowie die Bür- gervertreter Eickermann, Koch und Lorenz und von der F.D. P. der Bürgervertreter Hohelüchter an. Folgende Aufgaben fallen in den Zuständigkeitsbereich des Kul- tu rausschusses : • Auswahl der Theater-, Kon- zert- und Sonderveran- staltungen • Aufstellung des Theaterpro- gramms • Bewi I I igung von Zuschüssen und Beihilfen an kulturelle Einrichtungen, Vereinigun- gen und Verbände • Unterstützung von Künstlern • Beratung der Angelegenhei- ten des Gustav-Lübcke-Mu- seums, der Stadtbücherei, der Musikschule und der Volkshochschule • Behandlung von Anliegen der Kirchen an die Stadt • Denkmalspflege • Stadtjubiläum Für HAMMAGAZIN sprach Irene Stork m itdem Ausschußvorsitzen- den, Franz Josef Willemsen, über die Aufgaben, Ratsherrn die im Augenblick den Kulturaus- schuß besonders beschäftigen. Hammagazin: Herr Willem- sen, Sie sind seit 1961 Mitglied des Kulturausschusses und seit 1964 Ausschußvorsitzender. Sind Sie mit dem, was der Ausschuß in dieser Zeit auf dem Gebiet der Kultur erreicht hat, zufrieden? Ratsherr Willemsen: Ich will Ihnen gleich zu Anfang ganz offen sagen, was mich bedrückt. Kul- turarbeit ist immer umstritten ge- wesen und ist es auch im Rat der Stadt Hamm. Während der eine Teil der Meinung ist, der Kulturarbeit würde ein zu großes Interesse beigebracht und damit der Finanzhaushalt zu stark be- lastet, fordert der andere Teil na- turgemäß mehr an Kultur. Kultur hin — Kultur her. Einer Meinung wird sicherlich der größte Teil mit mir sein, wenn ich sage: „Eine Großstadt wie Hamm benötigt un- bedingt ein Kulturzentrum mit gu- ten Möglichkeiten für Oper, Kon- zert und Theater." Hier versuchen wir zur Zeit noch, bei größeren Veranstaltungen mit den geringen Möglichkeiten des Kurhauses Op- timales zu bieten. Hammagazin: Herr Willemsen, gibt es kulturelle Einrichtungen in der Stadt Hamm, auf die Sie als Kulturausschußvorsitzender mit Stolz hinweisen können? Ratsherr Willemsen: Aber ja. Hamm kann stolz sein auf seine Volkshochschule, deren Leistun- gen weit über das gesteckte Maß hinausgehen. Das ist besonders auf das Engagement des VHS-Di- rektors Rabe und seiner versier- ten Mitarbeiter zurückzuführen. Ich will hier nur die vorbildliche Idee anführen, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, den Hauptschulabschluß nachzuho- len. Hamm war neben Neheim- Hüsten die erste Stadt, die diese Ratsherr Franz Josef Willemsen, Vors itzender des Kulturausschus- ses des Rates der Stadt Hamm tung der Bausubstanz aus histori- scher Zeit ist seit Jahren mein großes Anliegen. Ich bin der Mei- nung, daß die Verantwortlichen aus Rat und Verwaltung nicht im- mer das Nötige tun, um den hi- storischen Charakter unserer Stadt für die Zukunft zu erhalten. Der Kulturausschuß wird sich mit allen Mitteln dafür einsetzen, Er- haltenswertes zu erhalten und der Nachwelt zu überliefern. Hier — wie auch in allen anderen Ange- legenheiten — herrscht unter den Mitgliedern des Kulturausschus- ses eine ausgezeichnete Zusam- menarbeit, gleich welcher poli- tischer Partei sie angehören. Über Kunst und Erhaltenswertes wird im Ausschuß nicht gestritten, sondern nach Anhörung von Argu- menten und Gegenargumenten eine einheitliche Meinung gebil- det zum Wohle der gesamten Stadt. Möglichkeit bot. Aber auch die Musikschule, die Stadtbücherei und das Gustav-Lübcke-Museum leisten vorbildliche Arbeit, auf die die Stadt stolz sein kann. Hammagazin: Wie ist das Kul- turangebot in den einzelnen Stadt- teilen und welche Pläne hat der Ausschuß auf diesem Gebiet für die Zukunft? Ratsherr Willemsen: Der Schwerpunkt des Kulturangebo- tes liegt naturgemäß in der zen- tralenStadtmitte.Wirsindbemüht, in den einzelnen Stadtteilen den speziellen Anforderungen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln gerecht zu werden. Ich denke auch daran, daß die Stadtteile das bringen, wozu das Kurhaus naturgemäß nicht in der Lage ist, z. B. Veranstaltungen intimen Charakters, wie die Schloßkon- zerte in Hamm-Heessen, oder aber an Ausstellungen im Brok- hof. Weiterhin sollte der Versuch gestartet werden, sich den Be- wohnern in den einzelnen Stadt- teilen anzupassen,evtl.durchVer- anstaltungen, die in den späten Nachmittagsstunden stattfinden und von Müttern oder älteren Leu- ten besucht werden können. Auch sollte versucht werden, ein Ange- bot zu finden, das die jungen Menschen unserer Stadt gewinnt. Insgesamt wäre es gut, einmal ein Exempel zu starten und Kul- tur in die Wohnbezirke zu bringen, wo sie das Publikum erwartet. Hammagazin: Der Kulturaus- schuß ist kürzlich in die Kritik ge- raten, als es um die Erhaltung historischer Bauwerke ging. Sind Sie der Meinung, daß die Stadt Hamm viele alte Bauwerke als „nicht erhaltenswert" abstempelt und damit grünes Licht für einen Abbruch gibt, der verhindert wer- den sollte? Ratsherr Willemsen: Die Erhal- 13