Interview mit Kämmerer Jörg Hegemann Das Technische Rathaus entlastet den Etat jährlich um 600 000 Euro Hamm Magazin: Ende Dezember ist der Stadt Hamm das Technische Rat- haus von der Deutschen Post überge- ben worden. Nur gehört es ihr noch nicht. Warum? Hegemann: Ja, wenn man es genau nimmt, haben Sie recht, denn wir ha- ben das Gebäude nicht gekauft, son- dern von einer zu diesem Zweck ge- gründeten Gesellschaft geleast. Dieser Leasingvertrag hat eine Laufzeit von 30 Jahren, so dass das Technische Rathaus erst nach Ablauf dieser Zeit in das Eigentum der Stadt Hamm übergehen wird. Aufgrund der Ver- tragsgestaltung ist dann keine weitere Kaufpreiszahlung notwendig. Hamm-Magazin: Das hört sich kom- pliziert an. Warum haben Sie denn diese Art der Finanzierung gewählt, obwohl eine Kommune aufgrund ihrer Bonität über ganz andere Finanzie- rungsmöglichkeiten verfügt? Hegemann: Der Grund ist simpel: Das Leasingmodell ist schlichtweg das wirtschaftlichste. Im Vorfeld haben wir neben der klassischen Finanzierung über den Kommunalkredit auch ver- schiedene Leasingmodelle miteinan- der verglichen. Schließlich haben wir uns für dieses Modell entschieden, das von einer Objektgesellschaft unter Beteiligung der Deutschen Post als bisheriger Eigentümerin und der Deut- schen Anlagen-Leasing GmbH in Mainz angeboten wurde. Aufgrund gleicher Kreditkonditionen wie beim Kommunalkredit resultiert der klare Vorteil dieses Modells aus der Tatsa- che, dass die Grunderwerbskosten beim Leasing wesentlich geringer aus- fallen. Bei einer Berechnungsbasis von 36,5 Millionen Euro ist das schon ein beträchtlicher Betrag. Hamm-Magazin: In allen deutschen Kommunen wird über die miserable Haushaltslage gestöhnt. In Hamm scheinen die Uhren anders zu gehen, denn die Stadt baut noch für 41 Millio- nen Euro ein Technisches Rathaus. Wie ist das zu verstehen? 18 Hegemann: Die Stadt Hamm ist natürlich in gleicher Weise von den schlechten Rahmenbedingungen be- troffen, innerhalb derer sich die Kom- munen bewegen. Wenn es allein dar- um ginge, ein Technisches Rathaus für 41 Millionen Euro zu bauen, hätte ich als Kämmerer auch niemals mein Einverständnis für das Vorhaben ge- geben. Doch das Projekt zeigt, dass wir in Hamm vielleicht ein Stück "intel- ligenter" mit der Finanzkrise umgehen. Jörg Hegemann: Rentables Projekt. Denn statt gnadenlos freiwillige Leistungen zu kürzen und damit dem Leben in der Stadt das Wasser abzu- graben, optimieren wir unsere internen Prozesse. Dies gilt natürlich auch für die Bauverwaltung. Seit der kommu- nalen Neugliederung im Jahre 1975 "leisten" wir uns einen Baubereich, der mit fast 20 Standorten plus viele einzelne Lagerflächen derart dezentra- lisiert war, dass ein wirtschaftliches Arbeiten nicht möglich war. Die Kon- zentration des gesamten Bereichs auf den zentralen Standort an der Gustav- Heinemann-Straße ist eine Optimie- rungsmaßnahme, die trotz der Leasingverpflichtungen den Haushalt um jährlich 600 000 Euro entlasten wird und notwendige Freiräume für den Haushalt schafft. DAL: Partner der Stadt Von Britta Kristina Donnerstag, Deutsche Anlagen Leasing GmbH In Hamm hat die Deutsche Anla- gen-Leasing GmbH (DAL), Ver- bundpartner der S-Finanzgruppe, eine Stadt mit Investitionsbedarf und ein Unternehmen, das eine nicht mehr benötigte Immobilie ver- äußern wollte, zusammengeführt: Gemeinsam mit der Deutschen Post Bauen GmbH und der Deutschen Post Immobilienentwicklung GmbH wurde von der DAL das ehemalige Paketumschlagzentrum der Deutschen Post AG für die Stadt Hamm zu einem modernen Tech- nischen Rathaus mit Büros und Werkstätten umgebaut, um städti- sche Büroflächen zu konzentrieren. Mit dem Umbau wird eine erhebli- che positive städtebauliche Auf- wertung im Stadtzentrum von Hamm erzielt. Ihre dringend benötigte Investition trotz knappem Haushaltsbudget konnte die Stadt Hamm über DAL- Kommunal-Leasing realisieren. Der Stadt wurde dabei ein Ankaufsrecht nach Ablauf der Mietzeit von 30 Jahren eingeräumt, bei dessen Ausübung keine zusätzliche Liqui- dität aufgewendet werden muss. Ein weiterer Vorteil für die Stadt ist die dauerhaft planbare Kalkulati- onsgrundlage im Haushalt, da die DAL den günstigen Kapitalmarkt genutzt hat, um in Abstimmung mit der Stadt Hamm die Investition für die gesamte Laufzeit zu einem sehr attraktiven Zins durchzufinanzieren. Immer mehr Städte entscheiden sich bei kommunalen Bauvorhaben für das Zusammenwirken von öffentlicher Hand und Privatwirt- schaft – für Public Private Partner- ship-Modelle (PPP) – um die kostengünstige Realisierung öffent- licher Aufgaben sicherzustellen. Eine im Auftrag der Bundesregie- rung gegründete Initiative erarbeitet derzeit u. a. Leitfäden und Konzepte zur Umsetzung von PPP-Projekten.