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FEBRUAR 1987 Stadt auf Kohle Die Steinkohle gilt als „natio- nale Energiereserve". Als ein rohstoffarmes Land hat die Bun- desrepublik Deutschland sich entschlossen, den Abbau der Steinkohle auch unter schwieri- gen Bedingungen in besonderer Weise zu fördern. Ohne öffentli- che Subventionen könnte sich die deutsche Kohle auf dem freien Markt kaum behaupten. Dieser Umstand liegt vor allem in der Tatsache begründet, daß un- sere Kohle in relativ großer Tiefe abgebaut werden muß. Während in anderen Kohlerevieren der Welt Steinkohle kaum 100 Meter unter der Erde liegt, wird der Bergbau bei seiner Wanderung nach Norden immer tiefer in die Erde eindringen müssen. Im Alt- daß die deutsche Energiewirt- schaft vorrangig die Kohle vor anderen Energierohstoffen zur Stromerzeugung einsetzt. Dieses „nationale Kohlepro- gramm" sichert auch für die Zu- kunft, daß der Bergbau einer der Themenheft „Stadt auf Kohle" Heinz Werner Kretschmann Schubartige Entwicklung des Stadtraumes Seite Ulrich Weißenberg Rennpferde aus den Arbeitersiedlungen Pressestelle Bergbau AG „... damit wir weiter Kohle haben" Pressestelle VEW Hauptsächlich Ruhrkohle Dr. Dieter Kraemer Eine Bergbaustadt mit Zukunft 4 7 9 11 13 Gunter Humpe Lernfelder zur Erprobung neuen Verhaltens 14 Maria und Peter Steenpaß Eine Weihnachtsreise nach Chetput Hamm, Rathaus 15 Hans Gerd Nowoczin „Wir haben uns nicht unterkriegen lassen" 18 Ulla Angott „An der Nordseeküste" Ein neuer Aldegrever HAMMAGAZIN Impressum Die Stadtillustrierte für Hamm 19 21 Herausgeber: Verkehrsverein Hamm e.V. Vorsitzender Jurgen Graef Postfach 2611, 4700 Hamm 1 Telefon (0 23 81) 2 34 00 Verlag: Eigenverlag Verkehrsverein Hamm Redaktion: Fred G. Rausch (verantwortlich), Ulrich Weißenberg Anschrift: Rathaus, Theodor-Heuss-Platz 16, Telefon (0 23 81) 17-23 20 Titelfoto: Ebrecht (Kohle), Jucho Fotos: Jucho, Goebel, Pressestelle Bergbau, Pressestelle VEW, Stadt- archiv, Skizze Hochbauamt der Stadt Hamm, privat Druck: Pröpperdruck Hamm Anzeigenleitung: Doris Schnitker, Telefon (0 23 81) 7 52 83 Nachdruck von Bildern und Artikeln nur mit Genehmigung der Redaktion. Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. feld von Radbod wird heute be- reits in 1.100 Meter Tiefe Kohle abgebaut. Der Schacht Radbod 6, der1989 fertig sein soil, wird ei- ne Tiefe von 1238 Metern unter Normal Null erreichen. Es liegt auf der Hand, daß solche Kosten- faktoren die deutsche Steinkohle im weltweiten Wettbewerb deut- lich ins Hintertreffen geraten lie- ße, wenn man den Markt nicht durch öffentliche Leistungen beeinflußte. Für diese Politik der Pflege der nationalen Energiere- serve stehen zwei programmati- sche Schlagworte: Das vom „Jahrhundertvertrag", der zwi- schen den Energieerzeugern und dem Bergbau unter der An- leitung der Bundesregierung und durch die Mitwirkung des Bundesrates 1979 für 15 Jahre geschlossen wurde und regelt, daß für die Energieerzeugung in der Bundesrepublik hauptsäch- lich deutsche Kohle verwendet werden soll. Gleichrangig neben diesem steht der Slogan von der „Kohlevorrangpolitik". Er meint, wichtigsten Industriezweige im deutschen Wirtschaftsgefüge bleibt. Die Wanderung nach Nor- den mit ihren konkreten Auswir- kungen auf die Hammer Berg- bausituation ist Ergebnis dieser Politik. Noch vor wenigen Jahren bangte man um die Zukunft der Zeche Radbod. Heute ist die An- lage ein Schlüsselbetrieb der Bergbau AG Westfalen. Das HAMMAGAZIN-Themen- heft „Stadt auf Kohle" will die Be- deutung des Bergbaus für unse- re Stadt in Vergangenheit, Ge- genwart und Zukunft darstellen. Dabei haben wir uns die Mithilfe der Presseleute aus dem Berg- bau und der Energiewirtschaft versichert. Der historische Ober- blick zur Hammer Bergbauge- schichte von Hans Werner ist nicht zuletzt Kretschmann eine Arbeitsfrucht des Projektes „Hamm im Wandel", einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zum Zwecke der gleichnamigen Ausstellung im vergangenen Jahr. 3

41, FEBRUAR 1987 auf dem Energiesektor 1957 ein- setzende Kohlenkrise gestoppt wurde. Allerdings hatte sich am 30. Mai 1951 ein schweres Gru- benunglück ereignet. Durch eine Schlagwetterexplosion fanden 14 Bergleute den Tod. Ein Ehren- mal in Herringen erinnert noch heute daran. Nach der Überwin- dung der Kohlenkrise mit der durch gewerkschaftliche Intiative 1969 gegründeten Ruhrkohle AG wurde Heinrich Robert von die- ser gekauft und in die Bergbau AG Westfalen eingegliedert. Mit einer Jahresförderung von über 3 Millionen Tonnen und über 5000 Beschäftigten zählt das Bergwerk Heinrich Robert heute zu den größten Zechen innerhalb der BAG Westfalen und zum größten Arbeitgeber in der Stadt Hamm. Maximilian Die Zeche Maximilian in Wer- ries ist nur für kurze Zeit in Be- trieb gewesen. Um die Jahrhun- dertwende erwarb die „Eisen- werkgesellschaft Maximilianhüt- te AG" aus Rosenberg in der Oberpfalz ebenfalls mehrere Grubenfelder, um den Kohlenbe- darf ihrer Hüttenbetriebe decken zu können. Doch schon die 1903 begonnenen Abteufarbeiten stießen auf große Schwierigkei- ten. Zahlreiche Einbrüche von Solequellen sowie Gas- und Kohlenausbrüche verzögerten eine planmäßige Förderaufnah- me erheblich. Mit einer Beleg- schaft von 1378 Arbeitern und Angestellten konnten 1913 schließlich rund 100.000 Tonnen Kohlen gefördert werden. Zum Abtransport diente entweder die Zechenanschlußbahn zum Bahnhof Rhynern oder die Klein- bahn zum Verschiebebahnhof Hamm. Ein erneuter Wasserein- bruch im August 1914 konnte je- doch nicht mehr gestoppt wer- den, da eine Beschaffung der notwendigen Pumpenteile durch den beginnenden Ersten Welt- krieg unmöglich geworden war. Hierdurch kam die Schachtanla- ge zum Erliegen; die gesamte Belegschaft wurde entlassen. Nachdem die Eisenwerksge- sellschaft Maximilianshütte an den Röchling-Konzern überge- gangen war, beschloß die Gene- ralversammlung 1920, die Zeche wieder in Betrieb zu nehmen. An- schließend wurde nördlich der alten Schachtanlage mit dem Abteufen zweier neuer Schächte begonnen. Da aber für diese Ar- beiten die Finanzmittel nicht auf- zubringen waren, mußten die Ar- beiten bereits ein Jahr später endgültig eingestellt werden. Nach über 50 Jahren unter- schiedlicher Nutzung entstand — unter Einbeziehung der noch vorhandenen ehemaligen Be- Die alte Kohlenwäsche der ehemaligen Zeche Maximilian war jahrzehntelang eine Industriemine. Heute ist sie dank der mutigen Erhaltungsentscheidung und der Ideen der Künstler Horst Re/lecke und Friedensreich Hundertwasser ein neues Symbol für unsere Stadt. Der Hammer Glaselefant steht bundesweit als Beispiel postmoderner Architektur mit großem gestalterischem Reiz. triebsgebäude — für die Landes- gartenschau 1984 das Erho- lungs- und Freizeitgebiet Maxi- milianpark. Radbod Auch die 1899 gegründete „Bohrgesellschaft Trier" bemüh- te sich u. a. um die Verleihung mehrerer Grubenfelder in der Gegend von Hamm. Am 3. 11. 1904 entstand die „Bergwerks- gesellschaft Trier m. b. H. in Hamm (Westf.)" mit den Schacht- anlagen „Baldur" bei Dorsten und „Radbod". Ihren Namen „Radbod" erhielt die Zeche in Anlehnung an den aus Friesland stammenden BergassessorJan- sen nach dem Namen eines Erie- senfürsten aus der Zeit um 400 n. Chr. Die neue Doppelschachtanla- ge förderte bereits 1906 die er- sten Kohlen. Im November 1908 ereignete sich auf Radbod eine der schwersten Grubenkatastro- phen in der Geschichte des deut- schen Bergbaus. Bei einer Schlagwetterexplosion mit ei- nem nachfolgenden Gruben- brand kamen 350 Bergleute ums Leben. Eine geregelte Förderung kam erst nach rund zwei Jahren wieder in Gang. Für die Zukunft wurden auf „Radbod" ganz be- sondere Vorsichtsmaßnahmen angeordnet. Die Benutzung von Sprengstoffen wurde wesentlich eingeschränkt und erstmals im Ruhrgebiet wurde für die Berg- leute die Benutzung elektrischer Grubenlampen angeordnet. Nach dem Bau einer Kokerei wurde 1917 mit Munster und 1918 mit der Stadt Hamm ein Ferngas- lieferungsprogramm abge- schlossen. Durch einen Streik mußte aber die Gasversorgung zur Jahreswende 1920/21 für mehrere Tage eingestellt wer- den. Ende 1930 ging die Trier GmbH in der neugegründeten „Hoesch-Köln-Neuessen A. G. für Bergbau und Hüttenbetrieb" auf. 1938 erfolgte dann die Um- benennung in „HOESCH A. G.". Im Zweiten Weltkrieg wurde durch den Einsatz zahlreicher Fremdarbeiter die Förderung Wir haben ein Wertpapier ohne Kursrisiko. BfG:Sparschuldverschreibung Wenn Sie heute eine MG:Sparschuldverschreibung kaufen. wissen Sie genau. daß Sic in 7 Jahren 1000 Mark in Händen halten. Dabei zahlen Sie heute viel weniger. Denn was an den 1000 Mark fehlt, kommt im Laufe der Zeit als Zins und Zinseszins dazu. Und während dieser 7 Jahre können Sic die BfG:Sparschuldversehreibung in Ihrem Depot bei uns kosten- los hinterlegen. 13fG:Hamm Bank für Gemeinwirtschaft 4700 Hamm 1. Stidstrage 29 Telefon (02381)29053-56 5

FEBRUAR 1987 Rennpferde aus den Arbeiter- siedlungen Zur Geschichte und Bedeutung der Brieftauben. Das Ruhrgebiet gilt als „Brieftaubendomäne". Die Wurzeln des Brieftauben- sports im heute verstandenen Sinne reichen bis weit in das 19. Jahrhundert zurück, wobei noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die seit alters her bekannte Verwendung der Brief- taube als Botentaube im Vorder- grund steht. Bis zur Einführung der Tele- grafie ist sie die schnellste Nach- richtenübermittlerin überhaupt. Mit Noah und der ausgesandten Taube, die einen Ölzweig als Zei- chen für das Ende der Sintflut brachte, beginnt eigentlich die überaus lange Geschichte der Entwicklung des Bergbaus Feierschichten mit empfindli- chen Lohneinbußen für die Berg- arbeiter. Der „Sozialisierung der Verluste" wurde dann 1969/70 durch die Gründung der Ruhr- kohle AG ein Ende gesetzt. Der nun geplante weitere Ausbau scheiterte jedoch, da die geo- logischen Verhältnisse in den Reservefeldern wesentlich schlechter als erwartet waren. Bei der inzwischen unwirtschaft- lich gewordenen Förderung im Altfeld wurde der Belegschaft am 31. Januar 1976 mitgeteilt, daß die Schachtanlage noch im glei- chen Jahr stillgelegt werden soll- te. Am 4. Juni wurde dann die Förderung eingestellt, und bis auf die Maschinenhalle wurden alle Betriebsgebäude in den fol- genden Jahren abgerissen. Taube als zuverlässige Überm itt- lerin von Botschaften und Nach- richten. Darüber hinaus ist die Taube im Laufe der zurücklie- genden Jahrtausende aber auch zu einem sehr symbolträchtigen Tier geworden. Als Sinnbild der Schnelligkeit, der Fruchtbarkeit, der geistigen Erleuchtung, des Friedlichen und der Liebe im po- sitiven Sinne sowie der Streit- sucht und des Futterneides im negativen Sinne, hat sie sich all- gemein einen Namen gemacht. Für die Länder unserer Heimat beginnt die Entdeckung des hochentwickelten Nachrichten- Auf die Bauweise und Gestal- tung der Siedlungen übte bis 1918 die englische Gartenstadt- bewegung einen entscheiden- den Einfluß aus. Nach dem Vor- bild des idyllischen Mittelalters der Romantiker und im Sinne ei- ner patriarchalen Sozialpolitik der Unternehmer sollten in die- sen Kolonien aus „entwurzelten Proletariern" wieder „mit der Scholle verwurzelte Arbeiter" werden. Durch die Möglichkeit der Kleinviehhaltung und Gar- tennutzung sollten die Arbeiter zudem seßhaft gemacht werden, da unter häufigen Arbeitsplatz- wechseln der reibungslose Be- triebsablauf erheblich litt. Mit dem Schlagwort „Familie statt Politik" sollten die Arbeiter von einer politischen Betätigung ferngehalten und vor dem ver- derblichen Einfluß der Sozialde- mokratie „geschützt" werden. Diese Rechnung der Unterneh- mer ging jedoch nicht auf, denn die Zechenkolonien entwickel- ten sich rasch zu den Zentren der Arbeiterbewegung, in denen z. B. die Nationalsozialisten keinen großen Einfluß gewinnen konn- ten. Zechensiedlung Seit dieserZeit bis hin zum Be- ginn unseres Jahrhunderts wer- den die gefiederten Boten neben der bis dahin vor allem privaten und geschäftsmäßigen Nutzung immer mehr zu militärischen Zwecken verwendet. Während der Umlagerung von Paris im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 als eines der be- kanntesten Beispiele ist es aus- schließlich diesem Tier zu ver- danken gewesen, daß die von ausländischen Truppen einge- schlossene Bevölkerung der Mit dem Bau der Zechen ent- französischen Hauptstadt, nicht standen gleichzeitig ausgedehn- te Bergarbeitersiedlungen in zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA der über Wochen von ihrer Außen- Nähe der jeweiligen Schachtan- lage. Da der Arbeitskräftebedarf in der direkten Umgebung nicht zu decken war, wurden u.a. in ganz Westfalen, aber auch in Oberfranken und in den preußi- schen Ostprovinzen Arbeitskräf- te angeworben. Hierdurch kam es zu einem sprunghaften Bevöl- kerungsanstieg der bis dahin landwirtschaftlich geprägten Ge- meinden rund um die damalige Stadt Hamm. In der Nachkriegszeit verloren die Zechensiedlungen erheblich an Beachtung und gerieten ins wohnpolitische Abseits. Erst nach der in den letzten Jahren er- folgten Abkehr vom Bau der „Be- tonsilos" sind diese Siedlungen nach zum Teil umfangreichen Modernisierungen wegen ihres teilweise hohen Wohnwertes wieder begehrt. • SCHORNSTEINSORGEN??? Wir helfen schnell, sauber, preiswert • Einbau von Edelstahlrohren • Plewa-Rohren • Rüttelverfahren staatlich geprüft • Meisterbetrieb • Rep.-Eildienst Arbeiten m. Materialaufzug • Festpreisgarantie Telefon Hamm (02381) 38958 • • MOLLER Schornstein-/Dachtechnik GmbH Das Einsetzen der Tauben zum Reiseflug im erst systems durch Botentauben Mittelalter, aber insbesondere zur Zeit der Kreuz- züge, als morgenländisches Wissens-und Kulturgut erstmals in der Geschichte auf weite Teile Westeuropas nachhaltig Einfluß nimmt. Im westlichen Asien hatte sich hingegen schon lange zuvor ein hochleistungsstarkes Nach- richtenssystem mit Hilfe von Bo- tentauben herausgebildet. So hatten Araber, Perser und Türken über Jahrhunderte hinweg eine spezielle Züchtung dieser weiß- grauen Luftboten betrieben, die erst mit dem Ende der Kreuzzüge auch auf den Schlössern und Burgen Frankreichs, Englands und Deutschlands in sogenann- ten Taubenschlägen Einlaß fin- den. welt gänzlich abgeschnitten ist. Der Erfolg von Paris legte so den Grundstein zum Aufbau eines Militärbrieftaubenwesens, das im gesamten Europa der fol- genden Jahre ein nahezu ge- schlossenes Nachrichtensystem wachsen läßt. Ein Land nach dem anderen beginnt in dieser Zeit damit, eine zumeist staatlich geförderte Zucht der Brieftauben aufzubauen. Sehr verdient machte sich hierbei der Belgier Pierre Dä Roo, der unermütlich die Regierungen Europas mit Rat und guten Leistungen unter- stützte, damit in eventuell eintre- tenden Kriegszeiten die Nach- richtenübermittlung zumindest gesichert bliebe. Mit Blick auf Deutschland bil- det die Stadt Aachen das Ein- fallstor, durch das der Brieftau- bensport vom Mutterland Bel- gien aus zwischen 1825 und 1830 seinen Einzug nimmt. Die Ausbreitung des Brieftaubenwe- sens von Aachen aus auf das ganze Land wird aber erst nach 1850 sichtbar, als der Ausbau der Eisenbahn sich zunehmend im Lande bemerkbar macht. Mit der Ausweitung des Schienennetzes nämlich schlägt auch das Brief- taubenwesen eine Brücke von Belgien, über Aachen zum Nie- derrhein und zum Bergischen Land und streckt darüber hinaus seine Fühler bis weit nach Nor-

lit FEBRUAR 1987 ... damit wir weiter Kohle haben! Ruhrkohle AG erschließt neue Grubenfelder im Norden des Reviers. Ein Beitrag aus der Pressestelle der Bergbau AG. Flachdach, wirkt sich zumeist nachteilig auf den Brieftauben- sport aus. Doch die Faszination, die dieses Tier seit alters her auf den Menschen ausübt, ist und bleibt ungebrochen. Im Zeitalter modernster Technologien, elek- tronischer Daten- und Kommuni- kationssysteme findet die Brief- taube — und wenn vielleicht wie- der nur einmal als Ausgleich zur technisierten Berufswelt — viele neue Freunde und Liebhaber in allen sozialen Schichten. So nimmt im gesellschaftlichen Le- ben der Städte des modernen Reviers, so auch in Hamm, der Brieftaubensport mit seinen Preisflügen, Meisterschaften und Ausstellungen auch zum Aus- gang des 20. Jahrhunderts einen nicht minder bedeutenden Stel- lenwert ein. Die Brieftaube, das Umrunden des heimatlichen Schlages im Schwarm, wird so auch in Zukunft das Bild unserer Wohngebiete, vor allem aber in Bockum-Hövel, Herringen, Pel- kum oder auch Uentrop, den Hochburgen des heimatlichen Brieftaubensports, mitbestim- men. Ulrich Weißenberg VEW Höchstleistung im Jahre 1986 Gute Nachricht für den heimi- schen Bergbau: Das Steinkohle- kraftwerk „Westfalen" der VEW in Hamm-Uentrop hat seit seiner In- betriebnahme in den 60er Jah- ren noch nie so viel Kohle ver- stromt wie im Jahre 1986. Insge- samt wurden 1,4 Mio. Tonnen Steinkohle eingesetzt. Daraus produzierten die drei Kraftwerksblöcke mit einer in- stallierten Gesamtleistung von 672 Megawatt 4,6 Mrd. Kilowatt- stunden, d. h. täglich bis zu 15 Mio. Kilowattstunden. Das Kraft- werk leistete damit nicht nur ei- nen wesentlichen Beitrag im Rahmen der von VEW eingegan- genen Abnahmeverpflichtung gegenüber dem deutschen Bergbau (Jahrhundertvertrag), sondern war in diesem Winter auch maßgeblich an der Dek- kung der erheblichen Strom- nachfrage beteiligt. Mit seiner Leistung ist das Kraftwerk West- falen in der Lage, eine Stadt mit mehr als 600 000 Einwohnern einschl. ihrer Industrie mit elektri- scher Energie zu versorgen. Die drei Kohleblöcke des Kraftwerks Westfalen werden zur Zeit mit ei- ner hochmodernen Rauchgas- entschwefelungsanlage ausge- rüstet, deren erster Abschnitt noch in diesem Jahr in Betrieb genommen wird. In der jüngsten Kälteperiode waren die Steinkohlekraftwerke der VEW rund um die Uhr be- schäftigt. • Seit Anfang dieses Jahrhun- derts ist auch Hamm Bergbau- stadt. Der Süden des Reviers lebte zu diesem Zeitpunkt schon viele Jahrzehnte von und mit der Koh le. 1902 teufte die französische Firma „de Wendel" die Schächte Heinrich und Robert. Und exakt am 13. März 1905 begannen für das Bergwerk Radbod die Teuf- arbeiten. Beide Bergwerke sind noch heute das „Rückgrat der Hammer Wirtschaft; über 40 Pro- zent aller Industriebeschäftigten in Hamm sind im Bergbau tätig", betonte Oberbürgermeisterin Sabine Zech anläßlich einer Feierstunde zur zehnjährigen Wiederkehr der Stillegung der Zeche Sachsen. Bereits 1976 mußte das Heessener Bergwerk seine Förderung einstellen; für die Schächte 1 und 2 begannen 1912 die Teufarbeiten. Der Bergbau muß der Kohle folgen. Von Süden, wo die Kohle zutage trat, nach Norden. Die Ze- chen im Ruhrtal sind längst Ver- gangenheit. Die Bergwerke „wanderten" in die Zone zwi- schen Ruhr und Lippe. Der Schritt nach Norden ist also für den Bergbau nichts Neues. Im Durchschnitt der letzten hundert Jahre ist er jedes Jahr 400 Meter nach Norden der Kohle nachge- gangen. Ein großer Teil der zur Zeit betriebenen 22 RAG-Berg- werke kann noch lange Zeit aus den vorhandenen Lagerstätten fördern. Einige — und dazu zählt auch Radbod — müssen jedoch ihren Abbau in nördliche Felder verlagern und die Kohle über mehrere Kilometer unterirdisch zu den bisherigen Aufberei- tungsstandorten heranholen. Das RAG-Bergwerk Radbod liegt im Stadtteil Bockum-Hövel. Das Grubenfeld ist durch vier Schächte aufgeschlossen. Drei stehen auf der Förderanlage, der vierte Schacht rund 1800 Meter westlich. Hauptförderschacht ist der 1090 Meter tiefe Schacht 3 (Winkhausschacht). Die Schach- tel und 2 dienen der Materialför- derung und der Seilfahrt, also der Ein- und Ausfahrt der Bergleute. Schacht 4 ist ausziehender Wet- terschacht. Im Jahr 1986 förderte das Bergwerk Radbod insgesamt 1 288168 Tonnen Kohle. Pro För- dertag sind das 5301 Tonnen. 2295 Mitarbeiter sind auf Rad- bod tätig, davon 1380 unter Tage. 1990 gehen die Vorräte im Altfeld Radbod zu Ende. In meh- reren Abteilungen des Abbaufel- des wird bereits das unterste bauwürdige Flöz in Ober 1100 Me- ter Teufe abgebaut. Im Südosten erfolgt der Abbau in einem Fel- desteil des Bergwerks Heinrich Robert, um sicherzustellen, daß Radbod die erforderliche Tages- förderung erbringen kann. Ab 1991 soll schrittweise der Abbau in das nördlich von Rad- bod liegende Feld Donar verlegt werden. Die dann hier abgebau- ten Kohlen kommen jedoch wei- ter am Förderstandort Radbod in Bockum-Hövel zu Tage. Am 12. Mai 1986 hat der Be- zirksplanungsrat Münster der von der Bergbau AG Westfalen beantragten Änderung des Ge- bietsentwicklungsplanes zuge- stimmt. Nach der Zustimmung durch den Regierungspräsiden- ten erhielten am 20. Juni 1986 das Bergwerk Radbod und da- mit die Bergbau AG Westfalen vom Bergamt Hamm die Zulas- sung des „Rahmenbetriebs- plans zur Errichtung und zum Be- trieb eines Anschlußbergwerks im Feld Donar mit den Schächten 6 und 7". Die Aufschlußarbeiten für das Feld Donar sind im vollem Gan- ge. Seit 1986 schneidet eine Vollschnittmaschine auf der -1030-m-Sohle eine fünf Kilome- ter lange Strecke. Sie soll das Bergwerk Radbod mit dem neu- en Schacht 6 in Herbern verbin- den. Bergbau AG Westfalen Bergwerk Radbod ORENSTEINFURT HERBERN 0 Don sk' 0 I 210.n WE Im Jahre 1990 gehen die Vorräte im Altfeld Radbod zu Ende. Ab 1991 schrittweise Verlagerung des Abbaus in das Feld Donar. Bergwerk Radbod Tagesförderung heute geplant im Jahr 2000 Belegschaft heute geplant im Jahr 2000 5400t 12000 t 2540 5220 Qgplanter Schacht 7 Standort südlich von Nordick Teufe bis —1030 m NN Aufgabe: Ausziehen- der Wetter- schacht Geplanter Schacht 6 Standort in Herbern , Teufe bis — 1238 m NN Aufgaben: Frisch- wetter- zufuhr Seilfahrt Material- transport Bergetrans- port Energie- versorgung Kälteanlage Dammbau- stoff- versorgung 9 Der Förder- und Auf berei- tungsstandort Radbod bleibt erhalten. Der Anschluß des Feldes Donar erfolgt mit einer Strecke auf der -1030-m- Sohle. 5034 m sind es von Radbod bis zum geplanten Schacht 6.

FEBRUAR 1987 Hauptsächlich Ruhrkohle Der Nachschub muß rollen! Per Lkw, mit dem Zug oder auf dem Wasserweg: Jeden Tag schlucken die drei Kohleblöcke des Kraftwerks Westfalen (672 Megawatt) durchschnittlich 4000 Tonnen Steinkohle. 1,4 Millionen Tonnen im Jahr. Überwiegend heimische Steinkohle übrigens. Aus dem Ausland kommen gera- de magere 150 000 Tonnen, noch nicht ganz ein Zehntel der Gesamtmenge. Rund 5000 Be- schäftigte im deutschen Berg- bau und in den Zulieferindustrien ,verdienen durch diesen Koh- leeinsatz ihr Geld. Daß der Nachschub nicht ins Stocken kommt, dafür sorgen im Kraftwerk Westfalen die Mitarbei- ter der Abteilungen Betrieb und Brennstoffversorgung. In der Ver- waltung genauso wie vor Ort an der Bekohlungsanlage oder am Hafen des Kraftwerks, wo die tief- liegenden „Kohlepönten" abge- fertigt werden. Hier kann man übrigens durchaus schon mal den Duft, sprich Kohlestaub, der großen weiten Welt schnuppern. Vor allem Anfang der 80er Jahre hat die Mannschaft dort recht exotische Lieferungen ge- sehen. Das Stück Kohle mit dem weitesten Weg hatte beispiels- weise eine Seereise von mehre- ren tausend Kilometern hinter sich. Aus dem Reich der Mitte, dem fernen China, kamen am 14. November 1980 5000 Tonnen Steinkohle über den Datteln- Hamm-Kanal zum Kraftwerk — gut eine Tagesration. Aber auch aus England oder den USA • Ausgesucht schöne Möbel in massiver Eiche, gelaugt und gewachst, zeigen wir Ihnen in sehr großer Auswahl. Bitte besuchen Sie uns. Hamm, Fr.-Reuter-Straße 4 Telefon 50486 V-V1 410-1 Wertvolle Wohnungseinrichtungen Kohlehafen Kraftwerk Westfalen schipperte schon Kohle gen Hamm. Telex 224 der Kanalspe- dition Duisburg avisierte im Früh- jahr '8215000 Tonnen Steinkoh- le — Herkunft: Oklahoma, ver- schifft in New Orleans. Woher auch immer — einmal am Kraftwerk angelangt, nützt der Kohle auch das prächtigste Schwarz nichts. Was sich in den Lieferscheinen noch recht exo- tisch liest und möglicherweise Gedanken an die abenteuerli- chen Reisen Marco Polos weckt, endet im chemischen Labor in einer exakten Analyse. Wasser-, Asche- und Ballastgehalt, brenn- bare Substanz, flüchtige Be- standteile, Schwefelgehalt sowie Heiz- und Brennwert liefern klare Aussagen über die Qualität der Kohle. Taugt sie für den Kraft- werksprozeß, oder taugt sie nicht? Das ist die Frage, an der sich jede Kohle messen lassen muß! Kohlekraftwerke mit Schmelz- kammerkessel, so wie sie in Hamm stehen, „vertragen ja schon einiges, aber ,Allesfresser sind sie nun auch nicht", schafft ein Kraftwerker Klarheit. Damit der „Ofen" nicht ausgeht, wird für eine möglichst konstante Kohle- Qualität kräftig gemischt. Wobei die heimische Steinkohle hier natürlich den Löwenanteil hält: Die Zeche General Blumenthal in Recklinghausen mischt (im wahrsten Sinne des Wortes) ge- nauso mit wie Haus Aden in Bergkamen, Heinrich-Robert in Hamm, Minister Stein und Achenbach in Dortmund, Augu- ste-Victoria der CWH in Marl oder die Zeche Westfalen in Ahlen. Ins Umwelttelefon rund um die Uhr erreichbar Umwelttelefon und Kummer- strippe — unter der Rufnummer (0 23 81) 2 99 99 sind diese bei- den Serviceangebote der Stadt Hamm erreichbar. Rund um die Uhr, auch an Sonn- und Feierta- gen, können hier Umweltsorgen und Anliegen an die Stadtverwal- tung auf das Band des automati- schen Anrufbeantworters ge- sprochen werden. Der Ober- stadtdirektor wird über den Inhalt der Anrufe umgehend informiert. Im vergangenen Jahr kamen über Kummerstrippe/Umweltte- lefon insgesamt 186 Anrufe an. Davon hatten 43 umweltrelevan- te Themen zum Inhalt, d. h. rund ein Viertel der Anrufer nutzte den Anrufbeantworter als Umweltte- lefon. Hauptthemenbereiche wa- ren dabei Lärm- und Geruchsbe- lästigungen (11 Anrufe), allgemei- ne Verschmutzungen/Müllabla- gerungen (10 Anrufe), Natur- haushalt (8 Anrufe) und Recyc- ling (5 Anrufe). Im übrigen ging es um den Winterdienst, Tscher- nobyl und gesetzliche Vorschrif- ten in Sachen Umweltschutz. (psh) rechte Verhältnis gebracht, ist dann für eine satte Verbrennung gesorgt. Übrigens: Den Antransport dieser Riesenmenge von immer- hin 1,3 Millionen Tonnen teilen sich Schiff, Bahn und Lkw red- lich. Wobei da natürlich auch das Wetter ein gewichtiges Wort mit- spricht. Für den Kraftwerker wie auch für den Stromverbraucher ist letztlich nur eines wichtig: Der Nachschub muß rollen! HHW A zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Liebe Mopedfahrer! Suchen Sie eine beson- ders preiswerte Moped- versicherung, bei der Sie sich obendrein nicht um Papierkram kümmern müssen? Dann kommen Sie zu mir: Hilmar Haumann Allianz-Hauptvertretung Caldenhofer Weg 33 Nahe Rathaus 4700 Hamm 1 Telefon 0 23 81 -1 25 25

*FEBRUAR 1987 Eine Bergbaustadt mit Zukunft Von Dr. Dieter Kraemer Mit rund 8.000 Beschäftigten ist der Bergbau absolut und mit ei- nem relativen Anteil von rund 35 Prozent an den Beschäftigten des produzierenden Gewerbes der gewichtigste Wirtschafts- zweig der Stadt Hamm. Manche mögen dies mit Blick auf eine ausgewogenere Wirtschafts- struktur bedauern, bei nüchter- ner Betrachtung ist jedoch fest- zustellen, daß für diese Stadt und ihre Gesamtentwicklung der Bergbau über die letzten 15 Jah- re eher ein stabilisierender Fak- tor gewesen ist. Denn man muß sich klarmachen, daß unter Ein- schluß von Sekundäreffekten in dieser Stadt etwa 20.000 Perso- nen direkt und indirekt ihren Le- bensunterhalt durch den Berg- bau beziehen. Wer den Blick über die Grenzen dieser Stadt beispielsweise nach Dortmund lenkt, wo in diesem Jahr die Tore der letzten Zeche geschlossen werden, oder nach Bochum und Essen, die bereits keine Berg- baustädte mehr sind, der wird diese Zahlen entsprechend wür- digen können. Zukunftsperspektiven des Bergbaus Die Preisentwicklungen auf den Energiemärkten läßt die Zu- kunftsentwicklung des deut- schen Steinkohlebergbaus zur Zeit nicht gerade rosig erschei- nen. Die Erinnerung an die erste und zweite Ölkrise macht aber deutlich, wie schnell sich die Wettbewerbsbedingungen für die einzelnen Energieträger wie- der verändern können. Das von der Ruhrkohle AG vorgelegte Gesamtentwicklungskonzept mit Verbundbergwerken, von de- nen aus systematisch die Nord- wanderung des Bergbaus betrie- ben werden soll, sichert — jeden- falls nach dem derzeitigen Stand — eine mittelfristige Existenz und Entwicklungschance des Bergbaustandorts Hamm. Dies gilt trotz kurzfristiger Rationali- sierungsentscheidungen, wie sie z. B. vor wenigen Wochen für die Kokerei auf der Zeche Hein- rich Robert getroffen worden sind. Es ist Aufgabe einer sozial- verträglichen, langfristigen Be- schäftigungspolitik des Berg- baus, die dadurch eingetretenen Arbeitsplatzverluste durch Um- setzungen und innerbetriebliche Umstrukturierungen so weich wie möglich abzufedern. Verbundeffekte nutzen Stabilisierung und Entwick- lung des Wirtschaftsfaktors Bergbau ist aber auch ohne eine konsequente Ausweitung der Leistungsangebote und eine Nutzung von Verbundeffekten undenkbar. Dies setzt eine ent- schiedene Weiterentwicklung des Konzepts der Kraft-Wärme- Kopplung der Fernwärme und er- gänzender Leistungsangebote voraus. Die Stadt muß sich hieran mit ihrem eigenen Ener- gieversorgungskonzept aufs engste anpassen. Bergbau und Umweltschutz In einer Zeit, in der das allge- meine Umweltbewußtsein und die gesetzlichen Rahmenbedin- gungen schärfer geworden sind, ist auch der Bergbau im beson- deren Maße gefordert. Dies gilt zum einen für die unmittelbaren und mittelbaren Folgen des Ab- baus im Zusammenhang mit Bergsenkungen und den ent- sprechenden Folgeschäden, die in dieser Stadt an verschieden- sten Stellen ablesbar sind. Es gilt aber auch für die konsequente Rekultivierung und Schadens- beseitigung auf den ehemaligen Zechengeländen und abge- schlossenen Halden. Die enga- gierten Aktionen zur Haldenbe- grünung und die Beteiligung des Bergbaus an der Reaktivierung ehemaliger Zechengelände ge- ben zu einigen Hoffnungen An- laß. Dies gilt im besonderen Ma- ße für die Aktivitäten der im ver- gangen Jahr neu gegründeten Ruhrkohle Umwelt GmbH, die ein spezielles Dienstleistungs- angebot zur Beseitigung von Alt- lasten unterschiedlicher Art auf alten Industriestandorten bereit hält. Ein Paradebeispiel für die umweltgerechte Sanierung von Bergbaualtlasten ist der im Rah- men der Landesgartenschau 1984 erstellte Maxim ilianpark auf dem ehemaligen Zechengelän- de gleichen Namens. Mehr als 70 Jahre war das Maximiliana- real als Industriemine eine Hypo- thek für das Stadtgebiet und heute ist der Park ein attrak- tives Freizeitzentrum mit regio- naler Ausstrahlung. Bergbau und Städtebau Neben der wirtschaftlichen Bedeutung des Bergbaus sollte nicht verkannt werden, daß mit den Bergarbeitersiedlungen auch städtebaulich Wohn- und Lebensräume in unserer Stadt geschaffen wurden, die die Sied- lungsstruktur entscheidend mit- prägen. Glücklicherweise haben Stadt und Eigentümer bereits frühzeitig erkannt, daß die Pflege und Erhaltung dieser Bereiche eine gewichtige Aufgabe der Stadterneuerung darstellt. Die Erfolge der gemeinsamen Be- mühungen lassen sich an den Arbeitersiedlungen Maximilian und lsenbeck bereits ablesen. Die entsprechenden Durchfüh- rungs- und Planungsarbeiten laufen für die Arbeitersiedlungen Wiescherhöfen und Ostwenne- mar. Weitere Aufgaben in Nees- sen und Herringen müssen in den nächsten Jahren in engster Zusammenarbeit mit den Be- wohnern in Angriff genommen werden. Die Erneuerung dieser „Gar- tenstädte" hebt den Wohnwert in vielen Teilbereichen unserer Stadtbezirke und ist ein adäqua- tes Instrumentarium zur Verwirk- lichung von mehr Lebens- und Wohnqualität in unserer vielfältig gegliederten Stadtlandschaft am Mittellauf der Lippe. In dieser Stadt hat der Kohle- bergbau eine lange Tradition, und trotzdem ist Hamm eine jun- ge Bergbaustadt. Dieser ver- meintliche Gegensatz ist schnell aufgeklärt. Seit Beginn dieses Jahrhunderts wird an unter- schiedlichen Stellen des heuti- gen Stadtgebiets Kohle abge- baut und gefördert. Nimmt man die amtliche Statistik zur Hand, so ist Hamm mit rd. 8.000 Be- schäftigten im Bergbau die fünft- größte Bergbaustadt in der Bun- desrepublik Deutschland. Zählt man die Beschäftigten auf der Zeche des Eschweiler Berg- werksvereins in Heessen, die von Amts wegen der Stadt Ahlen zugerechnet werden, hinzu, so rückt Hamm bundesweit an die zweite Stelle nach Bergkamen. Daß Hamm eine junge Bergbau- stadt ist, ist leicht an den Ergeb- nissen der kommunalen Neu- gliederung von 1975 abzulesen. Denn die damaligen und heuti- gen Zechenstandorte Heinrich Robert in Herringen bzw. Pelkum sowie Radbod in Bockum-Hövel liegen ausnahmslos in Stadttei- len, die vorher selbständige kommunale Verwaltungseinhei- ten waren. Dies gilt auch für die ehemalige Zeche Sachsen in Heessen, die am 30. Juni 1976 stillgelegt wurde und von der heute nur noch das Gebäude der ehemaligen Waschkaue und die Bergehalden ein Schwungrad vor der Sachsen- halle in Hamm-Heessen Zeugnis ablegen. sowie Inzwischen sind 12 Jahre ver- gangen und Verwaltung und Po- litik der neuen Großstadt Hamm einerseits und die Ruhrkohle AG beziehungsweise die Bergbau AG Westfalen andererseits, in die die einzelnen Zechen im Jahre 1969 eingebracht worden sind, haben Zeit genug gehabt, die ge- meinsamen Probleme und Zu- Die beschäftigungs- politische Bedeutung des Bergbaus für Hamm kunftschancen vertrauensvoll miteinander zu erörtern. Diesen Dialog fortzusetzen und zu pfle- gen erscheint auch in den kom- menden Jahren als wichtige Auf- gabe. Dabei wird es wie in der Vergangenheit vor allen Dingen um folgende Problemkomplexe gehen: Niederl. Hamm• Kamener Straße 131 Tel. (0 23 81) 40 4050 Lünen Münsterstralile 83 Tel. (0 23 06) 5 00 00 Niederl. Beckum• Oststr. 30 Tel. 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Eine Weihnachtsreise nach Chetput Familie mit sechs Kindern aus Hamm bei Leprakranken in Südindien Seit 1960 ist die Hammer Medizinerin Dr. Maria Asch- hoff im indischen Chetput als Missionsärztin tätig. Sie leitet das dortige Leprazentrum, das gleichzeitig die Funktionen eines Allgemeinkrankenhauses für eine gro- ße Region erfüllt. Über die Jahrzehnte hinweg entstand eine sehr intensive Verbindung zwischen der von Hiltru- per Missionaren geleiteten Hammer Pfarrei Herz Jesu Dr. Maria Aschhoff im Kinderheim Chetput (Klösterchen) und der Medizinerin im fernen Indien. 1979 beschaffte die Hammer Kirchengemeinde den ersten Ambulanzwagen für Chetput, 1985 gemeinsam mit dem Katharinenhospital in Unna den zweiten. Die Stadt Hamm verlieh 1986 ihren Wappenteller an Frau Dr. Asch- hoff und brachte mit dieser Geste ihre Anerkennung über die Entwicklungshilfetätigkeit der in Bockum-Hövel ge- borenen Medizinerin zum Ausdruck. über Weihnachten 1986/87 besuchte die Familie Maria und Peter Steenpaß das südindische Zentrum. Für HAMMAGAZIN verfaßten sie folgenden Reisebericht. -dch Für die Anzeigenwerbung im HAMVIAGAZIN suchen wir MITARBEITER(IN) Interessenten melden sich bitte unter 023 81 / 56 91 beim Verkehrsverein Hamm e.V. FEBRUAR 1987 Erstaunen hat vielfach die Hei- se der Familie Steenpaß aus Hamm nach Südindien ausge- löst. Was kann eine Familie mit sechs kleinen Kindern im Alter von 10 Jahren bis 18 Monaten überhaupt reizen, die Weih- nachtstage in einem südindi- schen Leprazentrum zu verbrin- gen? Das Rätselraten über die Motive, die hinter solch einer Rei- se stehen, war groß im Freundes- und Bekanntenkreis und Anlaß genug, über die Zielsetzung ver- stärkt nachzudenken. Seit vielen Jahren bestehen zwischen Hamm und dem Ort Chetput in Südindien, nahe Ma- tras, intensive Kontakte. Eine Ärztin aus Hamm, Frau Dr. med. Aschhoff, hat dort vor über 26 Jahren eine Pionierarbeit in der Leprabekämpfung begonnen jener Krankheit, die bei uns unte dem Begriff Aussatz bekannt ist Besonders die Kath. Kirchenge meinde Herz Jesu in Bad Hamm hat in vielen Jahren diese Arbeit nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch in der Form mitge- tragen, daß durch persönliche Besuche und briefliche Kontakte den Mitarbeitern am Leprazen- trum Rückenstärkung und Ermu- tigung für ihre schwere Arbeit vermittelt werden konnte. Das Vorhaben der Eltern war dadurch geprägt, zunächst die- ses Projekt als ein Beispiel christlicher Entwicklungsarbeit selbst besser kennenzulernen. Die Mutter, als niedergelassene Ärztin, wollte den Kontakt zu indi- schen Kollegen herstellen und die medizinischen Probleme In- gerkkete SeseaSersräume, von zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 10zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA gjeruckkktigen pk uns 6ei efir Musrkkung 8krer ,fflierrieficeiten. ,94irere gemitikS ein- -60 Tersonen. emp ekkn wir ,ghnen. Wir kitten um reckeitige Meservierung. Täglich 11-14 Uhr und ab 17.30 Uhr Mittwochs Ruhetag zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Oststraße 53 • 4700 Hamm 1 Telefon 2 42 94 Ihr Gastgeber M. + H. Becker

41, FEBRUAR 1987 besuchten Beispiele von Ent- wicklungsarbeit. Aber gerade deshalb konnten die anderen Projekte viel tiefer erlebt werden, weil wir am einzelnen Ort mehr Zeit hatten und gelegentlich sogar meditierend durch das Zentrum von Chetput wandern konnten. Nicht zuletzt dabei ist Meinung waren: Diese Begeg- nung darf nicht die letzte sein. Es wurde im Gegenteil ein Anfang einer nicht mehr kündbaren Freundschaft geschaffen. Da die Erfahrung dieser Reise weitergehen soll, wird bewußt das Gespräch mit Interessierten an diesem Thema gesucht. Zu t • Besuch in einem Rehabilitationszentrum. diesem Zweck kann man sich an folgende Kontaktadresse wen- den: Rechtsanwalt Steenpaß, Südstraße 5,4700 Hamm 1, Tele- fon: 023 81 / 23348. klar geworden, welch sinnerfüll- tes Leben die Hilfe für andere schenken kann. Überzeugend war auch die Weitsicht der deutschen Mitar- beiter, die systematisch Inder in die zukünftige Verantwortung einführen. Verändert sind wir nach vier Wochen nach Deutschland zu- rückgekehrt, weil wir alle wissen, daß es hinter diese Erfahrung kein Zurück mehr gibt. Wer die- ses Elend gesehen hat, kann nicht mehr naiv weiterleben, als bestehe das Leben nur aus Essen und Trinken und sich wohlergehen lassen. Viele Fragen bleiben offen: Frage nach unserem Lebens- standard und dem Problem des gerechten Teilens der materiel- len Güter. Aussagekräftig ist dabei auch, daß Gastgeber und Gäste einer ein gedeihliches Wachsen bei den eigenen Landsleuten zu er- möglichen. Vieles läuft in Chetput mit pro- blemloser Routine ab und als Besucher steht man vor vielen Fragen: Wie war diese Oase in ei- ner ansonsten für unser Begriffe trostlosen Wüste der Armut mög- lich? Was sind die tragenden Motive der Schwestern, hier zu arbeiten? Besonders in den Tagen des Weihnachtsfestes wurde den Be- suchern sehr deutlich, warum diese Schwestern hier ihre Le- benskraft einsetzen, wo jeder Fortschritt wie ein Tropfen auf dem heißen Stein wirkt oder eine Entwicklung in einem Faß ohne Boden nicht möglich erscheint. Die überzeugende Verankerung der Schwestern im Glauben an Gott, der allen Menschen die Er- fahrung der Liebe vermitteln möchte, gibt ihnen den täglichen Schwung und die langfristige Ausdauer weiterzumachen. Wer sich selbst von Gott geliebt weiß, strahlt diese Erfahrung auch auf andere aus. Dabei gibt es keinerlei Proble- me mit der überwiegend hindui- stischen Umwelt. Beim Besuch von hinduistischen Tempeln und gottesdienstlichen Zeremonien waren wir alle erstaunt über die fest verankerte Religiosität der Inder. Beeindruckend war, wie die Kinder mehr vom Gefühl als vom Verstand her auf die vielen neu- en Eindrücke reagierten: War es zunächst die Begeisterung unter einem Moskitonetz zu schlafen, oder der Spaß bei dem fast regel- mäßigen Stromausfall plötzlich im Finstern zu stehen, so wurden doch bald auch vergleichende Fragen nach den sehr unter- schiedlichen Lebenschancen deutscher und indischer Kinder gestellt. Seit Indien ist den Kin- dern vieles nicht mehr so selbst- verständlich wie früher. Dadurch, daß wir mit Kindern reisten, mußten wir Abstriche machen an der Anzahl der einigen dieser Kinder konnten wir sprechen und es war deutlich deren gewachsenes Selbstver- trauen und ihr fröhlicher Lebens- mut zu spüren. Diese Arbeit erhält ih re Bedeu- tung auf dem Hintergrund, daß 70% der Bevölkerung in dieser Gegend als Analphabeten gel- ten. Ein noch größerer Teil der Menschen lebt nach wie vor in Hütten mit Strohdach, ohne alle sanitären Anlagen und ohne Elektrizität. Das ganze Familien- leben spielt sich in den Hütten in einem Raum ab. Unsere zahlrei- chen Besuche in solchen Hütten haben unsere Kinder zunächst erschüttert, dann aber hellhörig gemacht, wegen der unerwarte- ten Fröhlichket, mit der dort die Fremden empfangen wurden. ' Die Äußerlichkeiten verloren an Bedeutung, weil die Herzlichkeit der Inder immer wieder neu überzeugte. Die medizinische Versorgung außerhalb der Klinik von rd. 300.000 Menschen wird von Schwestern und Helfern organi- siert, die in die Dörfer fahren und sowohl die akute Versorgung als auch die Präventivmedizin wie Impfung bei Kindern usw. regeln. Schwergewicht wird dabei auf Ratschläge zur richtigen Kinder- ernährung und für die soziale Be- ratung gelegt. Wie aufopferungsvoll solch konkrete Arbeit im Dorf sein kann, konnte Frau Dr. Steenpaß miterleben, als sie eine Schwe- ster begleiten durfte, die täglich einem hoffnungslos krebskran- ken Mann eine schmerzlindern- de Spritze brachte und dazu mit ihrem Mofa regelmäßig vier Kilo- meter am Abend durch die Nacht bis zur Hütte fuhr. Fast selbstverständlich, daß man in Chetput auch eine Art Waisenhaus findet, in dem Säug- linge gepflegt werden, deren Mütter bei der Geburt gestorben waren. In manchen Fällen wer- den dann auch Adoptionen ver- mittelt, aber ausschließlich an indische Eltern, um den Kindern „Die neue Kiiche" von W eber Schillerstraße 1 - 3 4700 Hamm 1 TeL (0 23 81) 1 24 02 Gutes m uß nicht teuer sein Wohnlichkeit für Ihre Küche durch Echtholz. Prüfen Sie Leistung und Preis. Sie werden überrascht sein Gründliche Beratung IN Individuelle Planung U Fachm Montage KNI PPI NG- Fenster, direkt ab W erk m it Mont age. • Alles aus etner Hand. 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<Hz FEBRUAR 1987 „An der Nordseeküste ..." ... liegt im Westen der Insel Wangerooge das Schulland- heim „Haus am Meer", das si- cherlich vielen Hammer Schüler- generationen aus zahlreichen Aufenthalten gut bekannt ist. Woche der Brüderlichkeit Lutherzentrum über das Thema: „Suchet der Stadt Bestes — das antisemitische Vorurteil in Ge- schichte und Gegenwart." — Um den christlich-jüdischen bzw. deutsch-jüdischen Dialog nicht auf das Programm der „Wo- che der Brüderlichkeit" zu be- schränken, bieten die Volks- hochschule Hamm sowie evan- gelische und katholische Ge- meinden weitere Veranstaltun- gen an. „Juden in Deutschland" heißt der Vortrag, den Peter Leifeld am Donnerstag, 5. März, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei halten wird; „Jiddische Lieder der Tradi- tion" tragen am Samstag, 7. März, um 19.30 Uhr im Brokhof in Heessen Oksana Sowiak und Fritz Mühlhölzer vor. — Am Donnerstag, 12. März, um 19.30 Uhr befaßt sich in der Stadtbü- cherei Dr. Diethard Aschoff (Hamm) mit „Juden in Westfalen unter besonderer Berücksichti- gung der Verhältnisse in Hamm." — In der Evangelischen Kirchen- gemeinde Ahlen werden alle Gottesdienste am Sonntag, 15. März, auf die „Woche der Brüder- lichkeit" ausgerichtet sein; au- ßerdem finden zwei Vortrags- veranstaltungen zum Thema „Antisem itism us" statt: „Neu- testamentliche Wurzeln des Anti- semitismus", ausgerichtet von der Evangelischen Kirchenge- meinde Ahlen und „Antisemitis- mus heute?", angeboten von der Volkshochschule Ahlen. — Das Altenamt der Stadt Hamm wird am Dienstag, 17. März, um 15.00 Uhr in der Aula des Landschul- heims Schloß Heessen einen Beitrag zur „Woche der Brüder- lichkeit" leisten. In der Reihe „Hamm — Vergangenheit und Gegenwart" spricht der Leiter des städtischen Presseamtes, Fred G. Rausch, zum Thema „In- formationen über Leben und Wir- ken jüdischer Familien in Hamm"; die Möttes-Band spielt „Jiddische Lieder". Karten zum Preis von DM 3,— sind im Vorver- kauf zu erhalten. — Am Donners- tag, 19. März, um 20.00 Uhr wird Dr. Aschoff im Friedrich-von-Bo- delschwingh-Haus am Alten Uentroper Weg über „Juden in Westfalen" referieren; am selben Tag um 19.30 Uhr Dora Rappa- port (Münster) im Evangelischen Gemeindezentrum Dasbeck über „Die Entstehung des Staa- tes Israel aus eigenem Erleben." — Am 19. und 20. März richtet der Ausschuß für Gottesdienst und Verkündigung des Kirchenkrei- ses Hamm in Bönen zwei Veran- staltungen aus. Pfarrerehepaar Andreas und Gudrun Laqueur stellen am Donnerstag, 19. März, um 19 Uhr im Bonhoefferhaus in Bönen-Nordbögge „Christliche Annäherungen an das jüdische Passahfest" im Rahmen eines Gottesdienstes vor, der das The- ma trägt: „Ich der Herr, dein Befreier". Am Freitag, 20. März, spricht um 16.30 Uhr im Gemein- dehaus Bönen-Ost Pastorin Ka- rin Moskon-Raschik zu „Psalm 51 - Der Mensch vor Gott im jüdi- schen Glauben"; Kirchenmusik- direktor Jörg Sondermann gibt „Anregungen zum Singen von Psalmen im Gottesdienst". Die Breite des Angebotes zur „Wo- che der Brüderlichkeit" läßt hot- fen, daß viele Interessierte sich an der Fortsetzung des christ- lich-jüdischen Gespräches be- teiligen, um zur Aufarbeitung einer problembeladenen Ver- gangenheit mit beizutragen. Seit 1928 ist der Träger dieser Einrichtung der Verein der Freun- de des Schullandheimes Wan- gerooge, in dessen Vorstand von diesem Jahr an die Stadt Hamm neuerdings ein Mitglied entsen- det. Der Grund dafür ist die Fi- nanzierung notwendig geworde- ner Renovierungsarbeiten am Hause, an denen sich die Stadt beteiligt. Der Zahn der Zeit und das rauhe Nordseeklima hatten dafür gesorgt, daß im Außen- und Innenbereich schwere Män- gel sichtbar wurden. Seit Ok- tober 1986 sind bereits die Heizung, Fenster und die Sani- täranlagen erneuert worden. Ebenso wurden die Elektroanla- gen neu installiert. Weiterhin sind bis März 1987 die Renovierung der Türen und Böden, der Aus- und Umbau der Lehrerzimmer, Veränderungen des Küchentrak- tes und die Erneuerung der Mö- blierung aller Räume geplant. Trotz extremer winterlicher Ver- hältnisse schreiten diese Ar- beiten zügig voran, so daß man davon ausgeht, daß bereits ab 22. Apri11987 die erste Belegung erfolgen kann. An den Kosten für dieses „Re- novierungspaket" beteiligt sich die Stadt Hamm in zwei Raten mit insgesamt 650.000 DM aus dem Haushalt 1987 und 1988. Dankenswerterweise unterstützt die Sparkasse der Stadt Hamm diese Aktion mit 100.000 DM. Auch private Spenden an den Verein sind bereits eingegangen, aber sicherlich wird man hier mit großem Dank gerne weitere ent- gegennehmen angesichts der enormen Kosten dieses Reno- vierungsprojektes. Zu beantworten bleibt noch die Frage nach dem Sinn und Zweck der Einrichtung dieses Schullandheimes, das allen Hammer Schulen zwischen April und Oktober offensteht. Einerseits ist hier sicherlich das gesunde und erholsame Nordseeklima anzuführen. Wei- terhin ist in diesem Zusammen- hang auch die einmalige Lage des Gebäudes auf dem oberen Deichabschnitt zu erwähnen, die einen hervorragenden Ausblick bietet. Am bedeutendsten er- scheinen mir allerdings die pädagogischen und sozialen Aspekte eines Schullandhei- maufenthaltes zu sein. Nirgend- wo anders erfährt ein Jugendli- cher intensiver den Umgang mit Gleichaltrigen und Lehrperso- nen als in diesen drei bzw. zwei Wochen seines Wangerooge- turns. Er erlebt die Höhen und Tiefen einer Zimmerkamerad- schaft, denn er muß seine Unter- kunft mit drei weiteren teilen! Viele Jugendliche erfahren hier, was Freundschaft wirklich heißt. Darüber hinaus lernen sie dort ei- nen Unterricht kennen, der sich durchaus inhaltlich und von der Form her von dem alltäglichen zu Hause unterscheiden kann. Es gibt z. B. im Erdkunde- oder Biologieunterricht Aspekte, die auf Wangerooge viel anschauli- cher, spürbarer und erlebbarer vermittelt werden können als an- derswo. Auch die Lehrer erschei- nen hier in einem anderen Licht; sind sie doch hier zusätzlich Frei- zeitanimateur, Krankenpfleger, Schiedsrichter, Mitspieler, Zuhö- rer und Tröster in Heimwehange- legenheiten. Der Bereich der Freizeit erscheint im Schulland- heim ebenfalls ein wenig verän- dert. Hier werden nicht nur Pro- grammpunkte konsumiert wie z.B. die Teilnahme am vorberei- teten Burgenwettbewerb am La- gerfeuer oder an der Inselrallye. Im Gegenteil; hier sind Ideen und Kreativität gefragt: welche Frei- zeitangebote kann ich selbst mit anderen für andere arrangieren? — z. B. sportliche Turniere, Thea- terstücke, eine Turnzeitung oder Wettkämpfe gegen die Jugendli- chen der Nachbarheime. Fragt man Schülerinnen und Schüler nach ihrer Rückkehr aus dem Schullandheimaufenthalt: „Na, wie war's denn?", sollte man sich für die häufig mit strahlen- den Augen vorgetragenen Ant- worten genügend Zeit nehmen. Ebenso hört man heute noch auf den Klassentreffen der Ehemali- gen die Begeisterung, wenn sie sich an Wangerooge erinnern und die .....weißt Du noch" s nehmen kein Ende. Ulla Angott Wichtige Terminsache! 8. August 1987 — KURPARKFEST Interessierte gastronomische Betriebe können sich ab sofort beim Verkehrsverein Hamm e. V., Postfach 2611, 4700 Hamm 1, für die Bewirt- schaftung des Kurparkfestes bewerben (bitte mit Bild). 19

Aus dem Gustav-Lübcke-Museum menszeichen Dürers nachgebil- det ist. Dort findet sich auch das Datum 1552. Drei Jahre später ist Aldegrever gestorben. Das Blatt fügt sich dem Alterswerk des Meisters ein. Als sogenannter „Ornamentstich" gehört es einer Gattung an, die weit verbreitet war und eine kaum zu überschät- zende Bedeutung besaß. Die Or- namentstiche — wie alle Druck- graphik — wirkten damals dank ihrer großen Auflage und ihrer leichten Versendbarkeit als be- quemes Medium des Transpor- tes für alle nur denkbaren Inhalte und Formen. Überall wo im Abendland neue Ideen und Ge- staltungen Platz griffen oder wo ein überragender Kopf einem neuen Gedankengut Ausdruck gab, da waren es die Kupfersti- che, die ihm rasch zu weiter Be- kanntheit verhalfen. Auch die schnelle Kommunikation zwi- schen den Zentren (Oberrhein, Nürnberg, Augsburg, Köln, Nie- derlande, Würzburg usw.) ge- schah ausschließlich auf den Reisewegen der graphischen Blätter. Sie waren es auch, die das neue Formgut der italienischen Renaissance über die Alpen brachten und damit die spätgoti- sche Kunstsprache des ausklin- Ein neuer „Aldegrever" Das Städtische Gustav-Lüb- cke-Museum hat den Kupfer- stich „Aufsteigendes Ornament aus Delphinenköpfen entsprin- gend" von Heinrich Aldegrever erworben. Das graphische Werk dieses Künstlers wurde in Hamm stets gesammelt. Aldegrever war der Hauptmeister der Renais- sance in Westfalen. Er wurde 1502 in Paderborn geboren und war von etwa 1527 in Soest an- sässig, wo er1555 starb. Sein ge- maltes Werk ist — soweit erhalten und uns bekannt — sehr klein. Das Hauptstück ist der Altar in der Soester Wiesenkirche.— Um- so größer und bedeutsamer ist das graphische Werk. Aldegre- ver stand in der unmittelbaren Nachfolge des 31 Jahre älteren Albrecht Dürer, dessen Kupfer- stichtechnik er (wie viele seiner Zeitgenossen) aufgriff und wei- terführte. Wie ein Bekenntnis zu Dürer, dem verehrten Altmeister und Lehrer der jüngeren Genera- tion, wirkt das Monogramm AG, das, am unteren Rande unseres Stiches notiert, sichtlich dem damals bereits berühmten Na- genden Mittelalters überwinden halfen. Hierfür ist unser Blatt ein gutes Beispiel. Es zeigt ein hoch- rechteckiges Dekorationsfeld mit einem nahezu symmetri- schen Pflanzengebilde, das un- ten — und in der Mitte noch einmal — aus den Mäulern von delphinartigen Fabelwesen ent- wächst. Dies ist antikes Formgut und stammte aus der spätrömi- schen Wandmalerei. Um 1520 stieß man in Rom bei Grabungen auf unterirdische Räume, die mit solchen Mischformen aus Phan- tasie-Tieren und Rankenwerk ausgemalt waren. Da man diese Räume irrtümlich für unterirdi- sche Grotten hielt (es waren in Wirklichkeit ebenerdige Palest- räume der römischen Kaiserzeit), nannte man die Schmuckform „Grotesken". Dieser Name hat sich bis heute erhalten. Die Gro- tesken wurden rasch zu einem beliebten Dekorationsprinzip in der italienischen Renaissance, die bekanntlich viel antikes Formgut aufgriff und in ihre Ge- genwart einschmolz. Mittels der Druckgraphik gelangten die Gro- 4a), FEBRUAR 1987 Treff. Jugendbücherei ... j eden Mit t w och um 1 5 Uhr ! SPIEL MIT Ill 4. 2. zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA — Alte und neue Brettspiele für Kin- der ab 6 Jahren — 11. 2. „Das ungeheuerliche Ge- heuer" — Vorlese- und Malnachmittag für Kinder ab 6 Jahren — 18. 2. VORLESEWETTBEWERB — Stadtentscheid 1987 der Schul- sieger aus den 6. Klassen — 25. 2., 15 Uhr und 16.30 Uhr „Die Prinzessin auf der Erbse" Lille Kartofler Figurentheater für Kinder ab 4 Jahren. (Eintritt: DM 3,—/Kartenvorbestel- lung: Kulturamt Tel. 17-2514) Stadtbücherei Hamm, Ostenallee 1-5, 4700 Hamm 1 tesken nach Nordeuropa, wo sie sich in Kürze über die süddeut- schen Zwischenstationen, vor al- lem Nürnberg und Augsburg, weit verbreiteten. Wir finden ihre Motive hier sehr bald auf vielerlei architektonischen und kunstge- werblichen Arbeiten: in Fach- werkschnitzereien, an Stein- zeugkrügen, Goldschmiedear- beiten, Waffen, Truhen, Ofenplat- ten, Ofenkacheln, Wappenschei- ben — kurzum: an allen nur irgend nach Dekor verlangenden Flächen im kunsthandwerkli- chen Bereich. Das Blatt ist scheinbar streng symmetrisch aufgebaut. Ge- naues Hinsehen belehrt uns, daß nirgends eine exakte Seiten- gleichheit besteht. Es gehört zu den Kunstgriffen des Graphikers, daß er allenthalben eine leichte Irritierung des Auges bewirkt, über deren Grund man sich an- fangs nicht klar wird. Sie beruht darauf, daß fast nirgends eine spiegelgerechte Übertragung von links nach rechts erfolgt, sondern daß Aldegrever feine Spannungselemente in die Dar- stellung brachte, indem er hier ein eingerolltes Blatt, da einen Delphinkopf, dort eine Schote oder eine Rosette um geringe, aber wahrnehmbare Nuancen variierte. Wahrscheinlich wußte er um die Reizwirkung, die dem menschlichen Antlitz bekannter- maßen in einer ähnlichen Asym- metrie eigen ist und ohne die es starr und leblos wirken würde. Dieses Wissen übertrug er auf seine Ornamentstiche, denen er auf diese Weise den Anhauch pulsierenden Lebens mitteilte. Hans Wille Spiel und Spaß im Hallenbad Einen hohen Beliebtheitsgrad haben inzwischen die Spiel- nachmittage in den Hallenbä- dern Hamm-Heessen, Hamm- Herringen und Hamm-Bockum- Hövel. Junge Wasserratten und Badenixen können sich dabei so richtig austoben. Nachdem schon immer Flossen, Taucher- brillen, Bälle und Schwimmtiere mitgebracht werden durften, ste- hen nun auch Wasserspielgerä- te, die von Mitarbeitern des städ- tischen Sportamtes angefertigt wurden, zur Verfügung. Aus Schaumstoff, PVC-Folie und Autoschläuchen entstanden Badeinseln, Flöße, Schwimmat- ten und Wasserlaufstege. Das Sanitätsbataillon der Paracel- sus-Kaserne und zwei Hammer Firmen unterstützten die „Hand- werker", indem sie Material und Werkzeuge zur Verfügung stell- ten. Dadurch konnten die Kosten mit rund 3.500 Mark sehr niedrig gehalten werden. Eine Menge Spaß ist also vorprogrammiert, wenn die auf die drei Hallenbä- der und seit Anfang dieses Jah- res auch auf die Kleinschwimm- halle Ostwennemar verteilten Geräte zu Wasser gelassen wer- den. Die Spielnachmittage sind mittwochs in den Hallenbädern Heessen und Herringen und donnerstags in Bockum-Hövel und Ostwennemar, jeweils von 14.30 bis 17 Uhr. (psh) 21

FEBRUAR 1987 DAS DER-REISEBÜRO HAMM STELLT SICH VOR Hans DoIdi Geschäfts- führer Guten Tag meine Damen und Herren, in unserem Einzugsgebiet sind wir als Fachreisebüro eine bekannte Adresse. Viele von Ihnen zählen zu unseren Kunden. Das ist aber nicht genug. Als Fachreisebüro im DERPART-Ver- bund, dem Fach-Partner für Reise und Urlaub, haben wir eine breite Lei- stungspalette. Diese sollte besser bekannt sein und mehr genutzt wer- den. Daher möchten wir an dieser Stelle einmal ausführlicher darüber informieren: Wir, insgesamt zwölf qualifizierte Rei- se-Berater, sind ausgebildete Reise- verkehrskaufleute und Sie können von uns eine erstklassige Beratung erwarten. Doch wir legen nicht nur Wert auf Fachwissen. Unsere Kunden schätzen vor allem auch die persön- liche Art, mit der wir auf individuelle Wünsche ein- gehen. 3 Reisebüros in einem! • Das Bundes- bahn-Büro. Als offizielle Agentur der Deutschen Bundesbahn stellen wir die von Ihnen ge- wünschte Fahr- karte sofort aus, natürlich zu Originalpreisen. • Das Lufthansa-Büro. Wir sind nicht nur offizielle Vertre- tung der Lufthansa in Hamm, sondern auch Agentur sämtlicher namhafter Linienfluggesellschaften weltweit. • Das Touristik-Büro. Da wir Lizenzträger sämtlicher namhafter Veranstalter wie DER. TUI, airtours und vieler weiterer seriöser Reiseunternehmen sind, können wir Ihnen aus einem gro- ßen Angebot immer die passende Urlaubsreise anbieten. Nicht zu ver- gessen, die beliebten Schiffsreisen, die einer besonders intensiven Beratung bedürfen. Hier vertreten wir in enger Zusammenarbeit mit renommierten Anbietern aus- gesuchte Qualität für alle Ansprüche. So z. B. Seetours International mit weltweiten Angeboten von der klei- nen Segelyacht bis zur beliebten und exclusiven deutschen „Europa". Neben dem vielseitigen Pauschal- angebot bieten wir natürlich auch individuelle Urlaubsmöglichkeiten. Wir bestätigen Ihre Buchung sofort. Das DER-Reisebüro Hamm ist an das Cornputer-Reservierungssystem „START" angeschlossen, das mit den Reiseveranstaltern der Touristik Union International (TUI) und DER sowie mit der Deutschen Bundesbahn und der Lufthansa verbunden ist. Mit „START" erledigen wir über Bildschirme und Drucker alles in wenigen Augen- blicken. Information, Reservierung, Reisebestätigung, die Ausstellung von Beförderungsdokumenten, Reise- versicherungspolicen, Mietwa- genreservierungen - und das ohne Mehrkosten für Sie. Das ist unser Ser- vice. Und dazu gehört noch einiges mehr, z. B. Besorgung von Visa, Karten für Veranstaltungen etc. Im lachreisebüro Hamm freut man sich auf Ihren Besuch. REISEBÜRO HAMM NORDSTRASSE 7 4700 HAMM 1 TEL. 023 81/2 00 01 FILIALE: IM VERKEHRSVEREIN AM BAHNHOF• TEL. 0 23 81/2 06 66 23