Als dem Ersten Bischof und Kö- niglichen Hofprediger Dr. Eylert in Potsdam am 15. Juli 1844 das Eh- renbürgerrecht seiner Vaterstadt Hamm verliehen worden war. sandte der Geehrte folgendes Dankschreiben nach Hamm: An den Wohllöblichen Magistrat und das Hochachtbare Collegium der Herrn Stadtverordneten zu Hamm Wohlgeborne Herren, Hochachtbare Väter der Stadt Hamm! Eines Wohllöblichen Magistrats und des Hochachtbaren Collegiums der Herren Stadtverordneten sehr geehrtes Schreiben, habe ich mit dem Ehrenbürgerbriefe vom 15. Juli 1844 bei meiner Zurückkunft zu Potsdam richtig erhalten. Zwar spät aber darum nicht minder herzlich danke ich ehrerbietig für die zu mei- ner 50jährigen Dienstzeit mir erwie- sene Ehre und Auszeichnung. Meine Vaterstadt Hamm liebe ich mit ganzer und voller Seele; ich ge- höre ihr an für mein ganzes Dasein, als ein dankbarer Sohn. „ ... steht die gute Stadt Hamm in dem Vordergrund meiner Seele " Ihr verdanke ich das Meiste. Mein seeliger Vater, ein guter und from- mer Bürger, war in derselben über 50 Jahre Prediger, meine seelige Mutter eines dortigen Bürgers Toch- ter und beider Andenken lebt noch heute in Segen fort. Ich war 13 Jahre daselbst Prediger und mit Rührung und Dank gedenke ich der glückli- chen Tage die ich im Schooße der gutgesinnten Gemeinde harmlos verlebte. Obgleich über 37 Jahre entfernt, steht die gute Vaterstadt Hamm in dem Vordergrunde meiner Seele und wenn von angenehmen wohlthuenden Erinnerungen die Rede ist, nenne ich den theuren Namen derselben zuerst. Ihr Eh- renbürger. das heißt ein Mitglied Ih- rer guten und treuen Bürgerschaft zu sein und dessen theilhaftig ge- worden, bei meinem Amtsjubiläo. zähle ich zu den ersten und vorzüg- lichsten Wohlthaten. Freuden und Ehrenbezeugungen. die mir unver- dienter Weise bei dieser Veranlas- sung überraschend zu Theil gewor- den sind. Meine Kinder und Enkel sind dadurch geehrt. An dem Wohl- ergehen der guten und treuen Stadt Hamm. werde ich, so lange ich noch lebe, innigen, warmen Antheil neh- men, und ich wünsche von Herzen, daß dasselbe wie in der Vergan- genheit und Gegenwart so auch in Zukunft, durch die ehrwürdigen Vä- ter derselben, möge erhalten, befe- stiget und von Jahr zu Jahr bis am Ende der Tage vermehrt werden. Einem Wohllöblichen Magistrat und ein Hochachtbares Collegium der Stadtverordneten bitte ich ehr- erbietigst diese meine officielle Danksagung und Wünsche wohl- wollend anzunehmen und zu ge- nehmigen die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung und Ergebenheit. Potsdam, den 26. September 1844. Bischof Dr. Eylert Bischof Dr. Rulemann Friedrich Eylert, Ehrenbürger der Stadt Hamm. Die Eylertstraf3e erinnert noch heute an den reformierten Theolo- gen, der von 1794 bis 1806 Prediger in Hamm war, dann Hofprediger in Potsdam wurde und seit 1817 Bi- schof der preußischen Landeskir- che war. Das Jagdfieber und ein fahrbarer Untersatz Wer in Hamm auf die Jagd gehen will, kann dies nicht „längs dem Weiher- tun, etwa im Schatten des Oberlandesgerichts. Es muß schon eine Strecke Weges zurücklegen. wenn auch keine allzu weite. So ver- fügte um die Jahrhundertwende ein Hammer Zahnarzt über ein prächti- ges Revier in der Gegend von Oel- de. Dorthin brachte ihn, in noch au- toloser Zeit, die zuverlässige Reichsbahn. Mit von der Partie war regelmäßig Karo. ein aufmerksamer Vierbeiner. Den Weg zum Bahnhof kannte er längst. Und so konnte es nicht ausbleiben, daß Karo, manchmal zur Unzeit vom Jagdfie- ber ergriffen, harmlos tuend von der Oststraße westwärts strebte. Wäh- rend Herrchen in fremden Zähnen bohrte, gelang es dem Hund, unge- sehen durch die Sperre zu schlüp- fen. Auf dem Bahnsteig sprang er kurzerhand in den nächstbesten Zug. der damals wie heute eine für Hunde unleserliche Beschriftung trug. Nicht jeder Zug fährt nach Oelde. So entdeckte denn irgendwo zwi- schen Hamm und Münster oder Hamm und Soest ein Schaffner das herrenlose Hundevieh — „Na. du Satan, hast du's wieder mal ge- schafft?" murmelte er, griff Karo beim Halsband und sperrte ihn ins Dienstabteil. Wohin der Ausreißer zurückzuliefern war, wußten die Kollegen: Er gehörte dem Doktor auf der Oststraße, und für's Wieder- bringen gab es eine gute Zigarre... Ein anderer weidgerechter und stadtbekannter Jäger, auch er Me- diziner, hatte eines Tages, als ihm kein Bock mehr zustand, im Revier eine friedlich schnabulierende Ricke aufs Korn genommen. Mag sein, daß er seiner Hand nicht ganz traute: Aufgelegt stehend schießt sich's besser als stehend freihan- dig, und sicher ist sicher. Also wählte er das Verdeck seines Ca- briolets als Auflage, zielte, drückte ab. es knallte fürchterlich: Die Ricke schnabulierte weiter. Wohin mochte der Schuß gegangen sein? In Ruhe die Donnerbüchse nochmals gela- den — und diesmal war das Wild zur Strecke gebracht. Leider, und das mußte der tüch- tige Schütze erst verdauen, hatte der erste Schuß das Verdeck seines schönen Wagens guerüber aufge- rissen! So ein Jägerpech! Es dürfte derselbe Nimrod gewe- sen sein, der irgendwann zwischen den beiden Kriegen auf dem Ham- mer Bahnhofsvorplatz ein Bäum- chen „annahm". Mit seinem Kraft- fahrzeug, versteht sich. Zu allen Zeiten war es schwierig, an besag- ter Stelle gegen einen Baum zu fah- ren. Es standen dort. an der Stra- 26 Schramme. ßenbahnhaltestelle nach Süden, bestenfalls drei oder vier Platän- chen, Bäume im Kindesalter. streichholzdünn. Jahrelang trug also eines dieser Exemplare eine Liebe sichtbare Freunde unseres Jägers aber hat- ten ein Bronzeschildchen gestiftet und es in Augenhöhe darüberge- schraubt. Es trug den vollen Namen des Doktors samt Unfalldatum und wurde, als die Rinde es überwuchs, gar noch einmal erneuert. Augen- zeugen können noch heute den Tatbestand bescheinigen, auch wenn dort längst statt der Platän- chen Parkuhren stehen. v Sch