Hamm-Magazin: Seit einigen Monaten sind Sie nun in Schlüsselpositionen für die Entwicklung des Museums tätig. Was sind die Ideen und Pläne für die nächste Zeit? Ronja Friedrichs: Wir haben einige span- nende Ausstellungen geplant. Jetzt gilt es, diese vorzubereiten. Konkret bedeutet es, dass ich Konzepte präzisiere, Förderanträge stelle und mit externen Dienstleistern ins Gespräch gehe. Als Leiterin der Sammlung Bildende und Angewandte Kunst werde ich außerdem die digitale Erfassung der Samm- lung weiter vorantreiben. Kathinka Engels: Die digitale Erfass- ung der Sammlung wird auch für mich eine wichtige Aufgabe sein. Eine nach Stichwor- ten durchsuchbare Datenbank erleichtert uns die Arbeit enorm. Außerdem möchte ich in Zusammenarbeit mit Alexandra Peter ein Netzwerk in der Stadt aufbauen, um so die Möglichkeit zu erhalten, vielfältige Perspektiven auf unser Museum, die Sam- mlungen und Themen in meine kuratori- sche Arbeit einzubeziehen. Alexandra Peter: Da die Vermittlungs- arbeit als außerschulischer Lernort zum Beispiel im Hinblick auf die Corona-Pande- mie sehr herausfordernd war, möchte ich als Leitung der Bildungs- und Vermittlungs- arbeit verstärkt die Kontakte zu den Bil- dungseinrichtungen aufleben lassen, neue Bildungspartner:innen gewinnen, ein Netz- werk aus Kooperationen mit anderen Kul- turinstitutionen und Kreativen aus der Stadt Hamm aufbauen. Ein weiteres Ziel ist für mich, das Museum als lebendigen und bereichernden Ort zu etablieren und viel- fältige Angebote zu schaffen, bei denen sich alle angesprochen fühlen und Lust bekom- men, ins Museum zu kommen. Ein paar Ideen konnte ich schon beim Programm zur aktuellen Sonderausstellung „MUSIC! Feel the Beat“ umsetzen. Hamm-Magazin: Was ist das Besondere am Gustav-Lübcke-Museum und der Stadt Hamm? Kathinka Engels: Spannend finde ich die sehr unterschiedlichen Sammlungen. Ich habe bisher in historischen Museen ge- arbeitet und freue mich sehr auf den Aus- tausch mit meinen Kolleginnen für die Kunstsammlung und die ägyptische Samm- lung. Ich bin gespannt, welche Verbindungen und Anknüpfungspunkte wir entdecken. Ronja Friedrichs, Leiterin der Sammlung Bildende und Angewandte Kunst Alexandra Peter: Stimmt. Ich bin Kunst- historikerin und habe bis jetzt vor allem in Häusern mit dem Schwerpunkt der bilden- den Kunst gearbeitet und dort meist Kunst- werke vermittelt. Ich finde es interessant, die verschiedenen Sammlungsbereiche in der Vermittlungsarbeit miteinander zu verknüp- fen und Berührungspunkte zu finden, die vielleicht nicht auf den ersten Blick erkenn- bar sind und die Museumsbesucher:innen überraschen, neue Impulse setzen. Denn Ausstellungen sollten auch einen Bezug zur Lebenswelt der Besucher:innen haben. Ronja Friedrichs: Das Gustav-Lübcke- Museum und damit die Stadt Hamm haben den einzigartigen Vorteil, als Mehrsparten- haus vielfältige Sammlungen unter einem Dach zu vereinen. Will man etwas über die Stadt erfahren, ist man hier genauso richtig, wie wenn man die Kunst des Informel oder ägyptologische Themen kennenlernen will. Das finde ich toll, denn es bietet die Chance, mit Themen in Berührung zu kommen, denen man sich sonst eher nicht gewidmet hätte. Hamm-Magazin: Kathinka Engels, wie wird man mit einem Master of Science Kuratorin für Stadtgesellschaft und Stadtgeschichte? Kathinka Engels: Der Titel Master of Sci- ence wird in Deutschland für naturwissen- schaftliche Studiengänge vergeben. Ich habe meinen Master in „Film, Exhibition and Curation“ (Film, Ausstellung und Kuration) jedoch an der University of Edin- burgh gemacht. Dort ist der Studiengang als Master of Science akkreditiert. Während sich mein Master-Studium auf das Kuratie- ren von Filmprogrammen bezog, konnte ich mich bei meinem Wissenschaftlichen Vo- lontariat am LWL-Industriemuseum in Dortmund breiter aufstellen. Gemeinsam mit fünf Partnermuseen realisierte ich das EU-Projekt „Sounds of Changes“. Danach setzte ich mit der Neugestaltung der Dauer- ausstellung am Donauschwäbischen Zen- tralmuseum in Ulm ein umfangreiches Museumsprojekt um. Diese sehr unter- schiedlichen Erfahrungen bieten mir nun eine gute Grundlage für die vielfältigen Aufgaben in Hamm. Hamm-Magazin: Ronja Friedrichs, wel- cher Weg hat Sie ins Gustav-Lübcke- Museum geführt? Ronja Friedrichs: Ich bin Ausstellungs- macherin mit Leib und Seele. Als ich an der Ruhr-Universität in Bochum Kunstge- schichte studierte, hat mich vor allem in- terssiert, wie Kunst auf uns Betrachtende wirkt. Das hat mich natürlicherweise ins 21