Der treue Bote von Ortrvennemar. tine erzablung aus alten Tagen ber Burg Mark von G eorg 1:17iiheim Vogei. 501113101, evy •••• 1•4•14 Arnow 1.00 VIII. Fortsetzung Auf dem Lichtberge wurde nun für die Aussteuer gesorgt. Anstreicher und allerlei sonsti- ge Handwerker gingen ein und aus, und jedesmal, wenn Willi- bald Fredenburg seinen Besuch erneuerte, fand er an dem Hau- se eine Veränderung vor. Schnell verrannen die Wochen. Die Alten hatten beschlos- sen, die Abholung der Braut solle zehn Tage vor dem Begin- ne des Advents und die Hoch- zeit am letzten Tage des Kir- chenjahres stattfinden. Die Beunruhigung der Mark durch Marodeure hatte zuge- nommen. Vorläufig standen ih- re Quartiere noch um Münster, aber kleinere Abteilungen wa- ren schon bis in die Umgebung Hamms eingedrungen. In der Stadt befand sich ständig eine Anzahl Truppen unter Waffen, um einen Angriff abzuschlagen oder der Landbevölkerung Hül- fe zu bringen. Die Tore waren abends geschlossen, und die Wächter auf den Türmen er- höhten ihre Aufmerksamkeit, um die Einwohner vor unliebsa- men Überraschungen zu be- wahren. Auch in der Burg Mark ließ man es an der nötigen Vor- sicht nicht fehlen. Es hatte in den letzten Tagen viel geregnet und Ahse und Lippe überflute- ten die umliegenden Wiesen und Gelände. In Hamm war man bestrebt, die Gewässer künstlich aufzuhalten, damit die Stadtgräben sich füllten und so einen besseren Schutz gewährten. Gleicherweise suchten die Bewohner der Burg den Geithebach abzudämmen, um die das Schloß umgeben- den Niederungen zu Ober- schwemmen. Der Geithebach führte zur Zeit unserer Erzäh- lung viel mehr Wasser zu Tal als heute, und wenn die an seinem Eintritt in die Ahse angebrach- ten Wehre geschlossen wur- den, glich die Burg schon nach wenigen Stunden einer Insel. So waren alle Vorbereitun- gen für einen gebührenden Empfang der ungebetenen Gä- ste getroffen, und auch im Klo- ster zu Kentrop bereitete man sich auf die in Kriegszeiten ge- bräuchliche Übersiedelung nach Hamm vor. Das Kloster besaß am Süden- wall ein größeres Gebäude, das in Zeiten der Not zur Aufnahme der Nonnen diente. Die Bewa- chung des Klosters geschah durch Hammer Truppen, die aber selten viel zu tun hatten. Der Zisterzienserorden, dem das Kloster angehörte, befolgte außerordentlich strenge Re- geln. Er verachtete irdischen Besitz, widmete sich der Ar- men- und Krankenpflege und übte auch unter möglichster Enthaltung von leiblichen Ge- nüssen die Beschaulichkeit. Er stand lange Zeit nicht unter der Aufsicht der Bischöfe, sondern empfing seine Befehle unmittel- bar vom Papste. Unter diesen Umständen waren in den Zi- sterzienserklöstern begehrens- werte Reichtümer nicht zu su- chen, und hieran mag es gele- gen haben, daß das Kloster Kentrop selten durch Räuberei- en zu leiden hatte. Der Klosterplatz war rings von Wasser umgeben. Im SO- den schützte ihn der Ahsefluß, während Gräben und breite Teiche die anderen Seiten be- grenzten. Eine über den nördli- chen Graben führende Zug- brücke gestattete dem Wande- rer die Durchschreitung eines Torgebäudes und dieses den Eintritt in den äußeren Kloster- hof. Der innere, von einer Mau- er umschlossene Hof, in dem das Kloster und die einfache Kirche lagen, war nur den Non- nen zugänglich und durfte von Männern nicht betreten wer- den. Hier lebten nun die Ordens- schwestern jahrhundertelang in stiller Tätigkeit. Ihre Armen- und Krankenküche war weit und breit berühmt. Die Arbeiten in Küche und Keller wurden von den jünge- ren Schwestern unter Aufsicht einer älteren ausgeführt. Die Schwestern im vorge- rückten Alter fanden meistens in der auswärtigen Armen- und Krankenpflege Verwendung, namentlich in der Stadt, die im Laufe der Zeit mehrfach von an- steckenden Krankheiten heim- gesucht war und einer in selbst- verleugnender Liebe geleiste- ten Hilfe häufig bedurfte. Die in Kentrop wohnenden Schwe- stern entstammten sämtlich adeligen Geschlechtern. Bür- gerlichen Mädchen war die Auf- nahme versagt, ein Gebrauch, der noch bis zur Aufhebung des Klosters im Jahre 1806 bestan- den hat. Wir kehren nach dieser kur- zen Abschweifung nun wieder zu unserer Geschichte zurück. Der Tag, an dem Anna ihr el- terliches Haus für kurze Zeit als Mädchen verlassen sollte, um darin bald nachher als junge Hausfrau an der Seite eines ihr noch immer fremden Mannes wieder dauernden Aufenthalt zu nehmen, war gekommen. Zwei Wagen standen bereit, um die Hochzeitsgäste nach Rünt- he zu bringen. Der alte Licht- berger hatte angeordnet, daß die Trauung an dem mit dem Fredenburger verabredeten Tage stattfinden solle. Er selbst würde mit Gottjohann kurz vor- her zur Feier eintreffen. Da er sich aber immer noch nicht ganz wohl fühlte und er be- fürchtete, seine Reise möchte durch das Unwohlsein verhindert werden, ließ er den Freden- burger bitten, die Hochzeit un- ter allen Umständen zu feiern, auch wenn er selbst nicht dazu erschiene. So bestiegen denn Anna mit dem Bräutigam, der zur Abholung herübergekom- men war, und ihrer Tante des ersten Wagen. Auf dem zweiten nahmen ein Knecht und die bei- den ersten Mägde des Hofes Platz. Der Abschied Annas von ih- rem Vater war ohne viele Worte erfolgt. Sie fühlte sich tief un- glücklich, aber ihr Schmerz, den sie starr und lautlos für sich getragen, hatte heute lindernde Tränen gefunden. Beim Verlas- sen des Hofes weinte sie heftig, und als der Zug an der Burg vorübereilte, warf sie sehnende Blicke nach ihren Freunden. Aber weder der Kaplan noch Ursula ließen sich blicken. „Die beiden wollen mir den Ab- schied nicht noch schwerer ma- chen", dachte sie, doch ihre Trä- nen brachen von neuem los. Ihr Bräutigam verstand sie nicht. Er wollte sie an sich drücken, aber sie richtete sich auf und sagte: „Die Rührung wird hof- fentlich vorübergehen!" Auf der Fahrt durch Hamm begrüßte der Bürgermeister die Festgenossen. Vom Lichtber- ger war ihm die Stunde angege- ben, in der der Zug Hamm be- rühren würde. Er empfing die beiden an der St. Georgskirche (Große Kirche), und eine auf- richtige Freude sprach aus sei- nem Gesichte, als er der Toch- ter seines Freundes einen inni- gen Glück- und Segensgruß zu- rief. (Fortsetzung folgt) ZENTRALHALLEN GMBH 4700 HAMM 1 0 23 81 /5468 Bei uns in guten Händen Betriebsfest oder Familienfeier Versammlung oder Ausstellung Räume für 50 bis 400 Personen Unsere moderne Restauration bietet renommierte Speisen und gepflegte Getränke - auch außer Haus. 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