V odernes theater in der Stadtbücherei Trotz mancher bisher negativen Erfah- rungen über den Besuch will die Stadt Hamm im Rahmen ihrer Kulturveranstal- tungen die Studioreihe „Modernes Thea- ter" fortsetzen. In der laufenden Spiel- zeit sind im Rahmen dieser Reihe drei Veranstaltungen vorgesehen: Dienstag, 18. Februar ,Macbett" von Eugene Ionesco Dienstag, 11. März ,Adam und Eva" von Peter Hacks Montag, 7 .April „Ballade vom Eulenspiegel, vom Federle und von der dicken Pompanne" von Günther Weisenborn. Sämtliche Aufführungen der Studioreihe finden im Saal der Stadtbücherei statt. Der „Macbett" von Ionesco, mit dem am 18. Februar die Studioreihe eröffnet wird, Bockum-Hövel Samstag, 1. Februar 1975, 20 Uhr, Saalbau „Die Fee" Spiel von Franz Molnar mit Evelyn Gressmann, Ralf Wolter, Wolfgang Lukschy Sonntag, 16. Februar 1975, 20 Uhr, Saalbau Chor-Orchester-Konzert aus Oper, Operette und Musical mit Orchester und Solisten der Städt. Bühnen Dortmund unter Mitwirkung der drei Bockum- Höveler Chöre Sonntag, 2. März 1975, 20 Uhr, Saalbau Der Mann, der sich nicht traut Lustspiel von Curth Flatow mit Georg Thomalla Sonntag, 23. März 1975, 20 Uhr, Saalbau Irma la Douce Musical mit Dagmar Koller und Klaus Wilcke Heessen Mittwoch, 15. Januar 1975, 20 Uhr, Schloß Heessen Kammermusik Bläserquintett des Kölner Rundfunksinfonie- Orchesters Werke von Rosetti, Stamitz, Rossini u. a. Montag, 3. Februar 1975,20 Uhr, Schloß Heessen Wiener Streichtrio Werke von Haydn, Mozart. Beethoven Freitag, 14. März 1975.20 Uhr, Clubhaus St Martin Versailler Kammerorchester (Das Programm wird noch bekanntgegeben) Mittwoch. 16. April 1975,20 Uhr, Schloß Heessen Sonatenabend Duo McNamara (Violine) — Gomez (Klavier) Werke von Tartini, Mozart, Beethoven, Szymanowski ist eine Bearbeitung des klassischen Shakespeare-Dramas. Dabei wird das Stück des großen Engländers in den ent- scheidenden Aussagen quasi auf den Kopf gestellt. Dem modernen Dramatiker Ionesco geht es nicht um die Darstellung des brutalen Wegs zur Macht, sondern vielmehr um die Hervorkehrung der Ohn- zu werten, unter Verwendung einer klas- sischen Theatervorlage über eben deren Problem, die Macht nämlich, unter zeit- geschichtlichen Aspekten zu philoso- phieren. Mit einem der ältesten religiösen Mythen. mit dem Sündenfall von Adam und Eva im Paradies, setzt sich Peter Hacks in Studioreihe wird auch in dieser Spielzeit weitergeführt macht der vermeintlich Mächtigen. Der Meister des absurden und grotesken Theaters läßt die Hexen, die bei Shake- speare nur ,Zutat" sind, als Elementar- geister auf die handelnden Personen ein- wirken, ja läßt diese selbst sogar in das Reich des Surrealen überwechseln. So ist Lady Macbeth nicht nur Lady Dunkan, Frau des ermordeten Königs, sondern auch Hexe. Ionescos „Macbett" ist in jedem Fall als ein interessanter Versuch seiner Komödie „Adam und Eva" aus- einander. Hacks, als Dramatiker ganz der Brecht-Nachfolge verhaftet, läßt in dieser Komödie, wie es Henning Risch- bieter in „Theater heute" formulierte, Gott mit dem Erzengel Gabriel und dem Teufel Satanael über die eben erschaf- fene Erde plaudern, läßt Adam und Eva Im Paradies erwachen. den ihnen vorbe- stimmten Sündenfall tun: in die Freiheit der Selbstbestimmung. Peter Hacks wurde 1928 in Breslau ge- boren, er studierte in München Soziolo- gie, Philosophie, Germanistik und Thea- terwissenschaften. Sein erstes Drama „Eröffnung des indischen Zeitalters" ver- öffentlichte er 1954. Ein Jahr später ging er an das Brechttheater in Berlin, um seinem großen Vorbild Bert Brecht auch räumlich näher zu sein. Gunther Weisenborn hatte ein bewegtes Leben hinter sich, bevor er sich 1945 in Berlin niederließ und dort zu den Grün- dern des Hebbeltheaters gehörte. Er war nach Studium und erster Tätigkeit als Dramaturg in Argentinien Farmer und Postarbeiter, kehrte 1933 nach Deutsch- land zurück, als in Berlin seine Bücher verbrannt und verboten wurden, schlug sich dann im New Yorker Exil als Lokal-